Am diesjährigen Tourismusforum im Berner Oberland ging es um das Thema «KI im Tourismus – Chancen und Herausforderungen». Dazu kamen am 4. April Vertretende aus Hotellerie und Tourismus im Kultur- und Kongresszentrum Thun (KK Thun) zusammen.

Das Einstiegsthema war «Chat GPT»: Mit diesem Tool haben zahlreiche Gäste des Tourismusforums bereits erste Erfahrungen gesammelt, wie eine Umfrage zum Start des Anlasses zeigte. Dennoch scheint die künstliche Intelligenz noch nicht jeden Beherbergungsbetrieb im Berner Oberland erreicht zu haben.

Martin von Moos, Präsident HotellerieSuisse, liess in seiner Grussbotschaft keine Zweifel aufkommen, dass sich auch Hotellerie und Tourismus der neuen Technologie öffnen müssen. Bei allem Optimismus gelte es aber auch, die Gefahren im Blick zu behalten. Eine Hoffnung der Branche ist es, dass KI im Bereich Fachkräftemangel entschärfen kann, zumindest an jenen Stellen, an denen es darum geht, Prozesse zu automatisieren.

KI ist eine Basistechnologie
Alle Referenten waren sich einig, dass Künstliche Intelligenz die nächste Basistechnologie wird, beziehungsweise bereits ist, so die Organisatoren. Auch in einem weiteren Punkt herrschte Übereinstimmung: Ohne den Menschen geht es nicht.

Dominic Stöcklin – Head of Marketing Basel Tourismus – zeigte in seinem Einstiegsreferat auf, dass die neue Technologie gerade im Bereich Marketing grosse Unterstützung bietet: «Damit eine Kampagne funktioniert, braucht es einen kreativen ‹Insight› und dazu braucht es den Menschen». Die richtige Nutzung von KI-Anwendungen bringe Effizienz- und Effektivitätsvorteile, was schlussendlich in wirtschaftlichen Vorteilen resultiere.

Lernen und Sicherheitshinweise beachten
Wie ein solcher Effizienz- und Effektivitätsgewinn in der Realität aussehen kann, damit beschäftigt sich Michael Koch, CEO & Founder der Hyll AG aus Stettlen. Seine Firma entwickelt derzeit gemeinsam mit mehreren Schweizer Destinationen – darunter auch Made in Bern und die Jungfrau Region – ein KI-Content-Tool. Die Anwendung unterstützt Tourismusdienstleister in der täglichen Erstellung von Inhalten für verschiedenste Kommunikationskanäle.

Koch ermutigte die Anwesenden, möglichst viele KI-Anwendungen auszuprobieren. Er zog dabei den Vergleich zum Fahrrad fahren heran: «Die wenigsten von uns wissen, wie ein Velo genau funktioniert. Dennoch haben wir gelernt, es zu fahren. Wenn wir bei der Velofahrt zudem noch einige Sicherheitshinweise beachten, beispielsweise einen Helm anziehen, werden die Risiken minimiert». Mit der Künstlichen Intelligenz verhalte es sich ähnlich: «Wichtig ist, dass wir gewisse Dinge lernen und bei der Nutzung die Sicherheitshinweise beachten.»

Copilot bei der Content-Erstellung
Wie sich das von Hyll entwickelte Content-Tool im Berufsalltag eines Touristikers einsetzen lässt, demonstrierte Lino Gross-Erne, Leiter Digital & Kommunikation, Made in Bern AG. Im Handumdrehen lasse sich aus verschiedenen Quellen Inhalte für unterschiedliche Kommunikationskanäle erstellen. Die Nutzenden definieren selber, welche Ursprungsinformationen eingebaut werden sollen und können damit auch die Qualität und Vertrauenswürdigkeit steuern.

So lasse sich mit wenigen Klicks ein Instagram-Post und ein Website-Text zum Schloss Schadau erstellen. Auf Wunsch könnten die Inhalte gleich noch in weitere Sprachen übersetzt werden und die KI liefere Vorschläge für passendes Bildmaterial.

KI ist keine Dystopie
Auch Marc Ungerer, Geschäftsführer der Jungfrau Region Tourismus AG, nutzt KI-Technologien bereits regelmässig in seinem Berufsalltag. Für ihn sei Künstliche Intelligenz keine Dystopie, auch wenn er seine Präsentation mit einer Referenz auf den dystopischen Film «Terminator» startet. Ungerer nutze die KI nicht nur für die Erstellung von Inhalten, sondern auch für die zeitaufwändige Datenanalyse von Kampagnen. Er plädierte dafür, mit der KI spielerisch umgehen zu lernen, die verschiedenen Tools auszuprobieren und wo sinnvoll in den Arbeits- und Privatalltag zu integrieren.

Über- und Einblick 
Das Tourismusforum Berner Oberland bot den rund 170 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Über- und Einblick, welche Veränderungen, Arbeitserleichterungen aber auch Herausforderungen die Künstliche Intelligenz für Ihre Branche in naher Zukunft bereithält. Beim anschliessenden Networking im Foyer des KK Thun wurden Tipps und Tricks weiteregegeben und Erfahrungen ausgetauscht. (mm)

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