DMO-Strukturen sind künftig stärker gefordert. Es wird immer bedeutender, die wichtigsten Interessengruppen in die Destinations-Management-Organisationen (DMOs) einzubinden, um Themen wie Digitalisierung, Tourismusakzeptanz und Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln. Das stellt hohe Anforderungen an die DMO-Strukturen und setzt ein aktives Management der Anspruchsgruppen voraus.
Insbesondere der prospektive Austausch mit der lokalen Bevölkerung wird relevanter denn je: Er trägt dazu bei, die Willkommenskultur positiv zu prägen. Hierfür müssen die DMOs glaubhaft vermitteln, dass Tourismus zu einer hohen Lebensqualität vor Ort beiträgt.
Gästeerlebnis plus
In der Tourismusregion Luzern-Vierwaldstättersee arbeiten wir seit über 15 Jahren mit fünf Kantonen zusammen. Unsere Gäste kennen keine territorialen Gemeinde- oder Kantonsgrenzen – wie sollten sie auch? Sie geniessen die Region zu Wasser und zu Land in ihrer Grossartigkeit. Gemeinsam können wir die vielfältigen touristischen Attraktionen rund um den Vierwaldstättersee vermarkten und zugleich regionale Angebote oder digitale Projekte wie beispielsweise einen Data und Content Hub weiterentwickeln.
Tourismus beruht heute nicht mehr allein auf attraktiven, nachhaltigen Erlebnissen. Zu den Erfolgsfaktoren gehört auch, dass sich unsere Gäste willkommen fühlen und die lokale Bevölkerung die Tourismusentwicklung unterstützt. Diesbezüglich spüren wir zunehmende Kritik, welche wir ernst nehmen.
Tourismus beruht heute nicht mehr allein auf attraktiven, nachhaltigen Erlebnissen.
Bevölkerung stärker einbeziehen
Der Soziologe Marco d’Eramo bringt es auf den Punkt: «Das grösste Paradoxon am Tourismus ist, dass wir alle Touristen sind, aber keiner einer sein will». Zunehmend mehr Schweizerinnen und Schweizer bezeichnen sich als Reisende und sehen ausländische Gäste in der Schweiz als «Massentouristen». Dieses Paradoxon hat die Regionale Direktorenkonferenz zusammen mit Schweiz Tourismus veranlasst, in einer nationalen Bevölkerungsstudie die Sorgen der Bevölkerung zu ergründen. Die Einstellung der Bevölkerung prägt die gelebte Gastfreundschaft, die Attraktivität der Branche für Fachkräfte und tourismus-politische Abstimmungen.
Es braucht einen ausgewogenen «Dreiklang» Gäste, Branche und Bevölkerung, um die Tourismusentwicklung auch künftig erfolgreich zu gestalten. Die Gäste reisen an Orte, wo sie sich willkommen fühlen und wo die Einheimischen zu einem positiven Ferienerlebnis beitragen. Es ist an uns Touristikerinnen und Touristikern, noch eindringlicher auf den positiven Nutzen der Tourismusbranche hinzuweisen: auf die wirtschaftlichen Effekte und auf die hohe Lebensqualität, von welcher die lokale Bevölkerung mitprofitiert.
In einer Kleinstadt wie Luzern würde das vielfältige Kultur- und Ausflugsangebot ohne die zahlreichen Gäste niemals so ansprechend ausfallen. Deshalb tauschen wir uns aktiv mit Quartiervereinen, politischen Parteien und interessierten Bevölkerungsgruppen aus. Dies braucht Zeit, lohnt sich aber.
Marcel Perren ist seit fast achtzehn Jahren CEO von Luzern Tourismus und bringt sich als Mitglied des Verbandes Schweizer Tourismusmanager:innen (VSTM/ASMT) ein.