Vertreter der vier grenznahen Regionen Graubünden, Tirol, Südtirol und Lombardei haben am Mittwoch in Scuol GR beschlossen, für insgesamt fünf neue Verbindungen vertiefte Machbarkeitsstudien zu erarbeiten. Sie verfolgen damit die Vision neuer grenzüberschreitender Bahnlinien in der sogenannten Terra Raetica weiter.
Die fünf neuen Schienenverbindungen würden Bahnlücken im Dreiländereck Schweiz-Österreich-Italien schliessen und neue internationale Langstreckenverbindungen ermöglichen. Aus dem rätischen Dreieck hinaus könnten verschiedene Bahnverbindungen entstehen: Über das Engadin nach Zürich, über das Val Müstair und das Veltlin nach Mailand, über den Vinschgau nach Venedig sowie über Landeck und Garmisch-Partenkirchen nach München.
Wie einer Mitteilung des Bündner Departements für Infrastruktur, Energie und Mobilität zu entnehmen ist, haben die angedachten Schienenverbindungen eine Gesamtlänge von 264 Kilometern.
Von Tirano via Münstertal ins Südtirol
Konkret verbinden die neuen Bahnstrecken Scuol im Unterengadin mit Mals im italienischen Südtirol, Landeck im österreichischen Tirol mit Scuol, Landeck mit Mals sowie das österreichische Silz mit Garmisch-Partenkirchen in Bayern. Wobei Bayern bei Terra Raetica nicht mit von der Partie ist. Die fünfte Linie schliesslich führt von Tirano in der Lombardei über das Bündner Münstertal bis nach Mals im Südtirol.
Eine Absichtserklärung zur strategischen Entwicklung der Bahnverbindungen im rätischen Dreieck war von den Regierungen der vier Regionen bereits im September 2020 unterzeichnet worden. Seither erarbeitete eine Gruppe von Fachleuten erste Grundlagen für das Vorhaben. Untersucht wurden die Machbarkeit wie auch die Chancen der neuen Verbindungen.
Vertiefte Studien bis Ende 2023
Nun sollen diese Grundlagen vertieft werden. Bis Ende 2023 werden vertiefte Machbarkeitsstudien erstellt. Bestandteil sind geologische und hydrogeologische Untersuchungen für mögliche Trassierungen. Auch eine sozio-ökologische Nachhaltigkeits- und Wirtschaftlichkeitsstudie ist vorgesehen.
Ob die neuen Verbindungen jemals realisiert werden, ist allerdings noch völlig offen. Vieles werde davon abhängen, welcher Variante die Europäische Union schliesslich den Vorzug geben werde, hiess es in der Mitteilung.
Zentral sei zudem die Frage, in welchem Ausmass die EU ein grenzüberschreitendes Projekt mitfinanziere. Und in der Schweiz brauche es die finanzielle Unterstützung des Bundes, der für den Bau und den Unterhalt der Bahninfrastruktur zuständig sei. (sda/stü)