Speedflying ist eine Kombination aus Skifahren und Gleitschirmfliegen. Die Skifahrer heben mit ihren Schirmen phasenweise vom Boden ab und erreichen Geschwindigkeiten von über 100 Kilometer pro Stunde. Speedflying ist auf den Pisten verboten.
«Seit Saisonbeginn dulden wir keine Speedflyer mehr auf unseren Pisten und Bahnen», bestätigte der Marketingleiter der Bergbahnen Engadin St. Moritz, Dieter Bogner, einen Bericht des «Blick» vom Freitag.
Speedflyer stürzte in «Kinderland» ab
Für die St. Moritzer Bergbahnen stellen die Extremsportler eine Gefahr dar. «Die Sicherheit der Wintersportler auf den Pisten hat für uns oberste Priorität», sagte Bogner. Da immer mehr Menschen den Sport ausübten, habe das Risiko zugenommen.
Ein Grund für das Verbot ist ein tragischer Unfall im vergangenen Februar. Ein 57-jähriger Speedflyer verunglückte damals im St. Moritzer Skigebiet Corviglia.«Er krachte mitten ins Kinderland einer Skischule», sagte Bogner. Die Kinder seien traumatisiert gewesen.
Doch Bogner gibt sich kompromissbereit. Es seien Gespräche geplant mit Speedflyern aus der Region. Ein Datum sei dafür noch nicht vereinbart.
Speedflyer wollen Bahnen benutzen
Bei den Speedflyern kommt das Verbot nicht gut an. «Das ist eine Diskriminierung», sagt der Engadiner Speedflyer Andri Huder, der sich mit Gleichgesinnten zur Interessengemeinschaft «Engadin Air Force» zusammengeschlossen hat.
«Ich kenne keinen Speedflyer, der die Piste benutzt.» Er wolle lediglich mit den Bahnen befördert werden, um abseits der Piste zu fahren. Besonders schmerzhaft sei das Verbot in den Gebieten Lagalb und Diavolezza. «Diese Gebiete wären ideal für uns», sagte Huder.
Kompromiss in Davos
Dass ein Nebeneinander von Speedflyern und Skifahrern möglich ist, zeigt das Beispiel Davos. Im Schneesportgebiet Jakobshorn haben Bergbahnen und Speedflyer-Vertreter im freien Gelände eine Zone festgelegt, in welcher der Sport ausgeübt werden darf.
«Das funktioniert gut», sagte der Rettungschef am Jakobshorn, Valentin Meier zur sda. Die Speedflyer seien Gäste wie andere Wintersportler auch. «Auch sie müssen die Möglichkeit haben, ihren Sport zu praktizieren.»
Gebiete müssen Sicherheit garantieren
Der Verband Schweizer Seilbahnen (SBS) hat bisher keine Empfehlungen zum Umgang mit Speedflyern veröffentlicht. Die Schneesportgebiete sind laut SBS-Sprecher Andreas Keller aber verpflichtet, ihre Bahnen und Pisten zu sichern. «Jedes Gebiet muss selber entscheiden, wie es mit der Risikosportart Speedflying umgeht», sagte Keller.
Beim Schweizerischen Hängegleiter-Verband (SHV) hingegen will man verhindern, dass andere Wintersportorte dem Beispiel von St. Moritz folgen – und keine Speedflyer mehr transportieren. «Wir werden das Gespräch mit den Bergbahnen in St. Moritz suchen», sagte SHV-Vorstandsmitglied Heinz Blatter.
Auf den tödlichen Unfall in Corviglia hat der SHV mit einer internen Arbeitsgruppe reagiert. Diese werde im Februar Vorschläge machen, wie die Risiken im Speedflying reduziert werden können, sagte Blatter. «Es ist sicher nicht sinnvoll, wenn Skipisten überflogen werden.» Wenn dies nicht anders möglich sei, müsse ein Mindestabstand von 30 bis 50 Metern eingehalten werden. Klar ist: «Die Speedflyer müssen sich an des Luftrecht halten.»(npa/sda)