Wie es im Moment aussehe, könne man als Ursache für die Panne einen Cyberangriff ausschliessen, sagte eine Skyguide-Sprecherin auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am frühen Mittwochnachmittag. Die grosse Störung sei eine Premiere Schweizer Flugsicherung, die 2022 ihr 100-jähriges Bestehen feiere. Weitere Abklärungen würden laufen.
Der Netzwerkfehler sei morgens um 4 Uhr im Skyguide-Rechenzentrum in Genf aufgetreten. Weil der Fehler im Netzwerk aufgetreten sei, habe das zweite Skyguide-Zentrum in Dübendorf den Betrieb nicht überbrücken können, hiess es weiter. Darum sei der Luftraum aus Sicherheitsgründen gesperrt worden. Starts und Landungen waren an den Flughäfen Zürich und Genf nicht mehr möglich. Ab 8.30 Uhr konnte der Luftraum dann wieder geöffnet werden.
Ab Donnerstag Normalbetrieb
Ab 10 Uhr konnte der Flughafen Zürich seine volle Kapazität wieder aufnehmen, wie dieser twitterte. Reisenden wurde jedoch weiterhin empfohlen, die Fluginformationen der Airlines zu beachten. Es könne den ganzen Tag über noch Verspätungen von Flügen geben. Sofern das Netzwerk keine weiteren Probleme mache, sollte der Flugbetrieb laut Skyguide am (morgigen) Donnerstag wieder normal laufen.
Vorübergehend mussten andere Flughäfen angeflogen werden. In der Schweiz waren dies der Flughafen Basel, welcher der französischen Flugsicherung unterstehe, wie es bei Skyguide weiter hiess. Im Ausland seien jene Flughäfen ausgewählt worden, die der jeweiligen Destination am nächsten seien.
Am Flughafen Zürich wurden 77 Flüge gestrichen und 15 Flieger landeten anderswo. In Genf warteten 2000 Menschen auf ihre Maschine. Laut dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) wurden rund
80 Flüge umgeleitet, wie es auf Anfrage hiess.
6400 Swiss-Passagiere betroffen
Bei der Swiss wurden bis am Mittag 30 Kurzstreckenflüge von und nach Zürich und Genf gestrichen, davon seien rund 6400 Passagiere betroffen. Für die betroffenen Kunden wurde nach Lösungen, beispielsweise in Form von Umbuchungen, gesucht, hiess es bei der Swiss auf Anfrage. Zu den finanziellen Auswirkungen der Panne wollte sich Swiss nicht äussern.
Auch der Flugverkehr am EuroAirport Basel-Mulhouse war wegen der Panne bei Skyguide und der damit verbundenen Sperrung des Schweizer Luftraums vorübergehend stark betroffen, wie es auf Anfrage hiess.
Da in Bern Belp am Morgen keine Linienflüge geplant waren, war dieser Flughafen nicht betroffen.
Beim Bazl hiess es auf Anfrage von Keystone-SDA, das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) habe Skyguide beauftragt, in einem Bericht Informationen über die Ursachen der Schliessung, die getroffenen Massnahmen und eine Analyse vorzulegen. (sda /ua)
Defizit wegen Pandemie
Die nationale Flugsicherung Skyguide ist sowohl für die zivile als auch für die militärische Flugsicherung in der Schweiz und im angrenzenden Ausland zuständig. Für Skyguide arbeiten 1500 Mitarbeitende an 14 Standorten. Der Hauptsitz des Unternehmens, das sich im Mehrheitsbesitz des Bundes befindet, ist in Genf. Skyguide finanziert sich mit Gebühren für An- und Abflüge sowie für Überflüge. Wegen der Pandemie musste das Unternehmen im vergangenen Jahr einen Reinverlust von knapp 120 Millionen Franken hinnehmen. Im ersten Coronajahr 2020 hatte das Unternehmen gar ein Defizit von beinahe 165 Millionen Franken erlitten. Der Bundesrat sprach dem bundesnahen Betrieb deshalb in mehreren Etappen eine halbe Milliarde Franken aus der Bundeskasse. Es ging dabei um die Sicherstellung der Liquidität. Im Jubiläumsjahr 2022 soll das Defizit massiv eingedämmt werden, hiess es Ende Mai seitens Skyguide.