Das Ende vieler Corona-Massnahmen rund um den Globus hat auch im Schweizer Tourismus für Optimismus gesorgt. Dann kam der russische Einmarsch in die Ukraine.
Der Branche fehlen jetzt nicht nur die russischen Touristen. Es kam auch die Befürchtung auf, dass aus Angst vor dem Krieg auch Gäste aus den Fernmärkten vermehrt ausbleiben. Flughafen Zürich-CEO Stephan Widrig etwa hatte Anfang März gesagt, dass gerade Touristen aus den USA wegen der geographischen Nähe des Krieges Europa meiden könnten.
Jungfraubahn-Chef Urs Kessler zeigte sich dagegen jüngst überrascht, dass es Gäste aus Asien und den USA trotz Krieg wieder in die Schweiz ziehe. Kessler zufolge wäre vor wenigen Jahren der Reisemarkt angesichts des Krieges noch vollständig eingebrochen.
Eine Umfrage der Nachrichten-Agentur AWP unter Tourismus-Verbänden hat nun ergeben, dass eher der Optimismus des Jungfraubahn-CEO überwiegt.
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Nobel-Destinationen betroffen
Die Bedeutung der russischen Touristen im Allgemeinen ist eher gering. Gemäss Schweiz Tourismus machte ihr Anteil im Jahr 2019 nicht einmal ein Prozent aller Gäste aus. Auch wenn man in Graubünden, Wallis oder Luzern nachfragt, scheint der Ausfall russischer Touristen gut verkraftbar.
Betroffen sehen die regionalen Tourismusverbände nur einzelne Destination aus dem Luxus-Segment. Im Bündnerland ist etwa das für seine reichen Gäste aus Russland bekannte St. Moritz verhältnismässig stark betroffen, wie Graubünden Tourismus sagte.
Und laut Luzern Tourismus sind Luxushotels am Vierwaldstättersee sowie auf Gesundheitsangebote spezialisiert Hotels und Kliniken betroffen. Diese beherbergten normalerweise viele russische Gäste.
Gute Buchungsstände trotz Krieg
Der Krieg nährte gleichzeitig die Furcht, dass wegen der vermeintlichen Nähe der Ukraine zur Schweiz auch die Gäste aus Fernmärkten wie der USA ausbleiben könnten.
Die Tourismusvertreter malen aber ein anderes Bild. Die Mehrheit der US-Gäste, oft Stammgäste, könnten den Konflikt geografisch und somit die Situation in der Schweiz gut einschätzen, heisst es in Luzern.
Auch im Bündnerland wird nicht damit gerechnet, dass die US-Touristen aus diesem Grund nun ausblieben. Im Gegenteil: Bei den Buchungen zeichne sich ein starkes Wachstum ab.
Skepsis aufgrund hoher Preise
Im Wallis wird zwar eine gewisse Zurückhaltung bei den Touristen aus Übersee befürchtet. Der Grund für die Zurückhaltung liege aber vielmehr an den steigenden Rohstoffpreisen.
Denn teurere Flüge oder steigende Heizkosten der Hotels könnten auch das Tourismusangebot verteuern. Auch der weiter anziehende Schweizer Franken könnte für ausländische Touristen zum Hindernis werden, hierher zu kommen.
Optimismus überwiegt
Insgesamt überwiegt aber die Zuversicht. Die Bergregionen verweisen gerne auf die starke Wintersaison. Aber auch für den Sommer zeigen sich die Branchenvertreter verhalten optimistisch.[RELATED]
Gemäss den von Schweiz Tourismus publizierten Prognosen werden die Buchungen aus Europa 2022 bereits wieder über 80 Prozent von 2019 erreichen. Für die Region Americas werden wieder knapp drei Viertel des Vor-Corona-Niveaus erwartet, für die Golfstaaten und Indien 70 Prozent.
Die Rückkehr der chinesischen Touristen dürfte angesichts der dortigen Lockdown-Massnahmen aber weiter auf sich warten lassen. So werden für China und Japan nur 22 Prozent der Buchungen von 2019 erwartet. (awp/sda/npa)