Die Schweizer Skigebiete verzeichnen Rekordzahlen: Sowohl die Zahl der Gäste als auch der Transportumsatz nahmen über die Festtage gegenüber dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre um rund 18 Prozent zu. Das vermeldete der Verband Seilbahnen Schweiz vor kurzem auf Basis der Daten von 50 Skigebieten.
Das Resultat ist gemäss Experten eine Überraschung. Die aktuelle Skisaison hatte mit eher schlechtem Wetter begonnen. Viele Skigebiete mussten ihre Pisten mit grossem Aufwand künstlich präparieren. Doch rechtzeitig auf die Festtage hin fiel dann ausreichend Schnee.
«Ende gut, alles gut» für die Bergbahnen und den Wintertourismus, könnte man meinen. Nicht ganz, lautet die Antwort von Experten. So hat sich etwa Philipp Lütolf, Dozent an der Hochschule Luzern, in einer Branchenstudie zu Schweizer Bergbahnen vertieft mit dem Thema auseinandergesetzt.
Anzahl Skitage angestiegen
Das Ende Dezember publizierte Papier bietet ein Fazit über die vergangene Wintersaison 2018/19 und zeigt die generelle Situation der Schweizer Wintertourismus auf. Die Saison 2018/19 sei das zweite erfolgreiche Jahr in Folge gewesen, schreibt Lütolf. Nach einer mehrjährigen Durststrecke hätten viele Bahnen einen Verkehrsertrag auf dem Niveau der Rekordjahre 2008 bis 2010 erreicht.
Ein positives Bild zeigt sich auch bei den sogenannten Skierdays – zu Deutsch einfach Skitage. Diese haben seit 2016/17 um rund 3,7 Millionen zulegen können, was einem Wachstum von knapp 18 Prozent entspreche.
Wie auch beim guten Start in die aktuelle Saison seien hierfür die gute Schneeverhältnisse (vor allem in den Saisons 2017/18 und
2018/19) sowie das sehr gute Wetter (in der Saison 2018/19) verantwortlich gewesen.
Auch Hotels profitierten
Profitiert haben von den guten Jahren nicht nur die Bergbahnen, sondern auch die Hotels in den Bergen. Die Hotellogiernächte in den typischen Skikantonen Graubünden und Wallis sind seit 2016/17 um rund 8 Prozent gestiegen. Der deutlich grössere Teil des Wachstums fiel dabei auf 2017/18.
Bei den Bergbahnen wiederum wirke sich das solide Wachstum bei den operativen Ergebniszahlen auf Stufe des operativen Gewinns (EBITDA) und beim Cashflow aus. Die Finanzsituation der 53 in der Studie untersuchten Betriebe und deren Investitionsfähigkeit habe sich verbessert, heisst es in der Analyse.
Nicht alle können Investitionen stemmen
Doch so positiv wie dies auf den ersten Blick wirke, sei die Situation keineswegs. Selbst bei einem positiven Zukunftsszenario seien nämlich nur etwa die Hälfte der untersuchten Bahnen in der Lage, ihre Investitionen künftig eigenständig zu finanzieren.
Das Problem sei, dass das Wachstum der letzten beiden Jahre auf einer sehr tiefen Ausgangsbasis stattgefunden habe, so der Autor der Studie. Für die Zukunft sei nun wichtig, dass die Bergbahnunternehmen bei guten Bedingungen einen hohen Cashflow verdienen könnten und der Rückgang in einem schlechten Winter nicht allzu gross ausfalle.
Doch auch dann würden viele der Bahnen nicht darum herumkommen, ihr Geschäftsmodell grundsätzlich zu überdenken. Stichwort ist hier der Klimawandel. Vor allem tiefergelegene Skigebiete stünden aufgrund der sich verändernden Umwelt vor einer immer grösseren Herausforderung. Sie könnten aufgrund der nicht mehr vorhandenen Schneesicherheit zum Ausstieg aus dem Wintersport gezwungen werden.
Sommergeschäft könnte profitieren
Profitieren könnte hiervon das Sommergeschäft. Bergferien im Sommer hätten – zum Glück für die Bergbahnen – in den letzten Jahren an Stellenwert und Ansehen gewonnen. Ob sich Herr und Frau Schweizer längerfristig tatsächlich dazu bewegen lassen, auf Fernreisen zu Gunsten von Ferien im Inland zu verzichten, sei aber noch ungewiss. Und damit ist dies wohl auch die Zukunft vieler Bergbahnen.
Grundlage für die Untersuchung der Hochschule Luzern waren die veröffentlichten Geschäftsberichte der Bergbahnen. Die Unternehmen der Stichprobe wiesen zusammen einen Verkehrsertrag von knapp 900 Millionen Franken auf. Er gehe davon aus, dass damit rund 90 Prozent der Branche abgedeckt sei, schreibt Studienautor Lütolf. (awp/sda)