Die Engadin St. Moritz Tourismus AG (ESTM AG) soll mit einem neuen Verwaltungsrat in die Zukunft gehen. Dies entschied das Gremium unter der Leitung von Marcus Gschwend an der gestrigen Sitzung in Sils-Maria einstimmig. Der bisherige Verwaltungsrat will an der ordentlichen Generalversammlung vom 16. April 2020 seine Ämter zur Verfügung stellen. Einzelne VR-Mitglieder schliessen jedoch ein weiteres Engagement bei Berufung nicht aus, schreibt die ESTM in einer Mitteilung.
Im September letzten Jahres wurde überraschend bekanntgegeben, dass der bisherige CEO Gerhard Walter per sofort die Führung der ESTM abgibt, ursprünglich wegen «unterschiedlicher Auffassung über die künftige Unternehmensführung». Wie sich später herausstellte, wurden dem Ex-CEO seitens des Verwaltungrates Budgetüberschreitungen vorgeworfen, welche schlussendlich in der Jahresrechnung zu einem finanziellen Defizit von 600'000 Franken geführt haben sollen. Gerhard Walter bestreitet dies und erwägt nun gemäss Lokalmedien, rechtliche Schritte gegen diese Vorwürfe einzuleiten.
Mit Genugtuung habe der Verwaltungsrat davon Kenntnis genommen, dass ihm die Mehrheit des Aktionariats (59,2%) weiterhin das Vertrauen ausgesprochen hat, heisst es in der Mitteilung. Dies gilt aber nicht für den mit 34,4 Prozent grössten Aktionär, die Gemeinde St. Moritz. Im Vorfeld der gestrigen Sitzung geführte Gespräche hätten deutlich gemacht, dass die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit im Interesse der ganzen Tourismusregion Engadin und den Zusammenhalt der Gemeinden nicht mehr gegeben sei. Deshalb mache der Verwaltungsrat den Weg frei für einen Neuanfang und eine personelle Neubesetzung der strategischen Führung der ESTM AG.
Es liege nun vor allem an St. Moritz, gemeinsam mit den übrigen Aktionären, bis im April einen neuen Verwaltungsrat vorzuschlagen, schreibt die ESTM. Bis zur ordentlichen Generalversammlung soll noch der amtierende Verwaltungsrat die Geschäfte weiterführen. Die Wahl eines neuen CEOs wurde auf Wunsch von St. Moritz und Pontresina am letzten Samstag bis auf weiteres verschoben. Der Verwaltungsrat sei davon überzeugt, dass das operative Geschäft in der laufenden Wintersaison von diesem Entscheid nicht tangiert ist und die Geschäftsleitung das uneingeschränkte Vertrauen verdiene, so die ESTM. (htr)