Pascal Jenny, Kurdirektor von Arosa.
Soll man dem Bundesrat für den Entscheid, die Zuschauerbeschränkung an Grossanlässen und Veranstaltungen anzupassen, danken, applaudieren oder diesen mit einem Kopfschütteln quittieren? Persönlich glaube ich, dass die aktuellen Fallzahlen, im Wissen, dass deutlich mehr getestet wird als zu Beginn des Lockdown, für breite Schichten der Bevölkerung nicht korrekt eingeordnet werden.
Aber Covid-19 bringt es mit sich, dass man nicht weiss, wer falsch oder richtig liegt. Auch steht man mit kritischen Beurteilungen der Entscheidungsträger meist alleine da. Dies bringt eine Veränderung unserer Gesellschaft in einem immensen Ausmass mit sich. Und eine nach wie vor grosse Unwissenheit in Bezug auf die «Bedrohung».
Die Spielregeln sind auch für den Tourismus glasklar. Wir akzeptieren die Entscheide und analysieren die Opportunitäten des bundesrätlichen Entscheides, die Veranstaltungen ab dem 1. Oktober 2020 wieder mit über 1000 Besuchern zuzulassen. Mit der neuen gültigen Verordnung erhalten wir Veranstalter im Tourismus – wie auch im Sport – die Chance, Veranstaltungen, Vorstellungen, Spiele usw. mit plausiblen Schutzkonzepten und Massnahmen in einer Form durchzuführen, ohne dass daraus automatisch ein Verlustgeschäft entsteht, welches die Organisationen in der Existenz bedroht. Immerhin ein Licht am Horizont.
Arosa lanciert Anfang Dezember traditionsgemäss den Schweizer Winter mit dem Arosa Humorfestival. Die Auflösung der Tausenderregelung, die Ausarbeitung der künftig wirkungsvollen Schutzkonzepte mit Maskenpflicht und separierten Gruppen innerhalb eines Events sind Ansätze, die man in einem Zirkuszelt auf 2000 Metern über Meer bestens festlegen und koordinieren kann. Die gute Nachricht auch für uns als Veranstalter der «Lach-Tage im Schnee» ist, dass die Durchführung gesichert ist. Nun stellt sich die Frage nach Sitzplatzreduktion und damit konsequenter Abstandsregeln oder der Einführung der Maskenpflicht (mit weniger Abstand zwischen den Sitzplätzen) in den Vorstellungen. Nicht zuletzt eine Entscheidung von emotionaler Tragweite.
Wenn eine Pointe der Künstler auf der Bühne gelingt, gibt es verschiedene Reaktionen des Publikums: Entweder man lacht laut heraus und vergisst alles um sich herum, oder man schaut zum Nachbar und wartet seine Reaktion ab, um dann gemeinsam herzhaft zu lachen. Nicht selten macht erst das Anstupsen des Sitznachbars, das Beobachten des Lachens oder gar eines emotionalen Ausbruches mit Aufstehen und lautem Klatschen der Zuschauer in unmittelbarer Nähe die finale Wirkung eines «Jokes» aus.
Welches Schutzkonzept passt zu welchem Typ? Es gibt auch hier kein Richtig oder Falsch. Es wird definitiv anders werden. Finden wir gemeinsam Lösungen und kämpfen gleichzeitig dafür, dass wir trotz Covid-19 den Tourismus-Lebensnerv «Veranstaltungen und Emotionen» wieder in die Zeit vor März 2020 zurückführen können. An die Dauerlösung Einschränkungen und einschränkende Schutzkonzepte glaube ich persönlich nicht. An einen Untergang der «Event-Strategien» im Schweizer Tourismus will ich auch keine Sekunde denken. Zu zentral sind diese Konzepte der Freizeitindustrie.