Ein Pulsmesser der Weinbranche ist Liv-ex. Auf dieser digitalen Plattform verschieben mehrere Hundert Händler weltweit Exklusives. Die Auswertung 2022 zeigt: Keine Weinregion erzielt höhere Preise als das Burgund. Innerhalb der Top 100, was den Markenwert betrifft, wuchs die Anzahl Domaines aus diesem Gebiet auf 39, dies sind sechs mehr als im Vorjahr, und innerhalb der Top Ten belegen sie gar sieben Plätze: Leroy, Arnoux-Lachaux, Leflaive, Armand Rousseau, Prieuré Roche, Romanée-Conti, Jacques-Frédéric Mugnier.

Die höchsten durchschnittlichen Flaschenpreise erzielten 2022 die Domaine de la Romanée Conti für 7186 Franken und die Domaine d’Auvernay für einen Preis von 6978 Franken, gefolgt von Château Pétrus 3387 Franken die Flasche und Screaming Eagle für 2271 Franken pro Flasche. Angebot und Nachfrage bestimmen das Spiel.Das Angebot an Burgundern ist natürlicherweise knapp.

Burgund und die Côte d’Or
Im Herzstück der Weinproduktion, der Côte d’Or, reiht sich von Norden nach Süden Dorf an Dorf, mittendrin liegt die Stadt Beaune, die den nördlichen vom südlichen Teil trennt. Das nördlichere Gebiet heisst Côte de Nuits, wo auf 1800 Hektaren Anbaufläche der Schwerpunkt auf Pinot noir liegt, das südlichere Gebiet nennt sich Côte de Beaune. Hier wendet man sich auf den 3900 Hektaren stärker dem Chardonnay zu. Diese Flächen nehmen sich gemessen am Bordelais, an Kalifornien oder an der Rioja vergleichsweise bescheiden aus, begehrter gehts aber nicht.

Das Burgund ist einfach und kompliziert zugleich. Einfach, weil hier vor allem zwei Typen gekeltert werden, ein Weisser aus Chardonnay und ein Roter aus Pinot noir. Kompliziert, weil die Weine nicht nach den Sorten bezeichnet werden, sondern nach der Lage, aus der die Trauben stammen. Und dabei kommt ein verästeltes System ins Spiel, es basiert auf dem 1936 eingeführten AOC-System.

Die Qualitätsstufen
Grob wird in der Côte d’Or zwischen vier Qualitätsstufen unterschieden: regional, kommunal, Premier Cru, Grand Cru. Auf der Hälfte der 30'000 Hektaren, die das Weinburgund ausmachen, kommt die regionale Bezeichnung Bourgogne AOP zum Tragen. Abseits der eingangs erwähnten ikonografischen Gewächse bietet das Burgund trotzt der Hausse nach wie vor Preiswertes, fündig wird man am ehesten an den Rändern. Abseits ikonografischer Gewächse bietet das Burgund trotz der Hausse nach wie vor Preiswertes.


Kostprobe
Marsannay liegt ganz im Norden der Côte d’Or und ist mehrheitlich bekannt für Rotwein. Sylvain Pataille kann auch Weiss: Ob Chardonnay oder Aligoté, glockenklar sind beide. Rot brilliert die vollmundige Cuvée Saint-Urbain von Jean Fournier. Weiter südlich, in der Côte Chalonnaise, liegt Mercurey. David Duband, bekannt für seine Gewächse aus der Côte de Nuits, betreibt hier die Domaine Mia. Seine Village-Abfüllung Les Caudroyes 2019 ist purer Pinot-Spass.

[IMG 2] Chardonnay mit Schmelz

Marsannay 2020Sylvain Pataille, Marsannay75 cl – Fr. 48.–, Gerstl, Spreitenbach

 

 

 

 

[IMG 3] Pinot noir mit Stoff

Marsannay Cuvée Saint-Urbain 2019. Jean Fournier, Marsannay. 75 cl – Fr. 30.50, CAVE SA, Gland

 

 

 

 

[IMG 4] Fleischig und fruchtig

Mercurey Les Caudroyes 2019. Domaine Mia, Nuits-Saint-Georges. 75 cl –Fr. 40.50 Siebe Dupf, Liestal