Bis zum Titel war es ein langer, für Gehirn und Geschmacksknospen gleichermassen herausfordernder Weg. Am Vormittag wurden die Meisterschaftsteilnehmenden zunächst auf ihr theoretisches Wissen geprüft, mussten biertypische Gerüche, Geschmäcker und Bierfehler erkennen und die rund 150 Bierstile mit Unterarten und Abwandlungen in einer Verkostung richtig zuordnen können.
Am Nachmittag folgte dann die eigentliche Paradedisziplin eines Sommeliers: die Präsentation eines Biers vor der Jury und dem Publikum. Dazu gehört nicht nur rhetorisches Können, sondern auch viel Bierwissen, ein korrekter Ausschank, eine perfekte Degustation mit sensorischer Beschreibung und passenden Essensvorschlägen zum jeweiligen Bier.
Weg von der «Einheitspfütze»
Gab es noch Ende des 19. Jahrhunderts fast in jedem grösseren Ort eine eigene Brauerei, machten moderne, industrielle Braumethoden und Kartellbildungen der historischen und lokalen Biervielfalt bald einmal ein Ende. Jahrzehntelang hiess es im Restaurant «eine Stange Helles, bitte». Bestenfalls gab es zur Abwechslung auch «ein Dunkles» am Zapfhahn. Grosse Braukonglomerate bestimmten, was durch hiesige Kehlen rann.
Doch allmählich regte sich auch in der Schweiz Widerstand gegen die «Einheitspfütze» und es bildete sich eine kleine, aber feine Craftbeer-Szene. Diese jungen «Wilden» konnten und können es mengenmässig nicht mit den Grosskonzernen aufnehmen, schafften es aber, einem vorwiegend jüngeren Publikum Bier in seiner ganzen Vielfalt schmackhaft zu machen. In Mode kamen Bierstile wie Amber oder India Pale Ale, kurz IPA.
Doch die Palette verschiedenster Bierstile reicht viel weiter, wie ein Blick in die Stildefinitionsliste des internationalen «Beer Judge Certification Program» (BJCP) zeigt. Darunter finden sich viele Bierstile, die hier fast völlig unbekannt sind, wie etwa das französische Bière de Garde, das amerikanische California Common oder der britische Barley Wine.
Auch historische Stile, wie das Finnische Sahti-Bier, die mit Salz gebraute Gose oder mit Wildhefe vergorene Sauerbiere gehören dazu. Heute werden manche Biere auch in Holzfässern ausgebaut. Im Kommen sind auch Hybrid-Biere mit Trauben respektive Traubentrester, also eine Hochzeit von Bier und Wein.[IMG 2]
Mit Rauch zum Sieg
Nicht Trauben brachten Genoni am Samstag den Sieg, sondern Rauch. Im Final präsentierte der Tessiner ein Bier der historischen deutschen Rauchbierbrauerei Schlenkerla aus Bamberg.
Genoni wird die Schweiz an den Weltmeisterschaften in München im kommenden Jahr vertreten. Schweizer Biersommeliers gehören zu den besten weltweit. So errang Patrick Thomi bei den letzten Weltmeisterschaften für die Schweiz die Silbermedaille.
Veranstaltet wird die Schweizermeisterschaft der Biersommeliers durch den Schweizer Brauereiverband. Er bietet in Kooperation mit dem Branchenverband Gastrosuisse seit 2011 eine Ausbildung zum Biersommelier/Biersommelière an, die bisher gegen 600 Personen erfolgreich abgeschlossen haben.
Die Weiterbildung zum Diplom-Biersommelier findet in Zusammenarbeit mit der internationalen Doemens-Akademie in München statt. Sie ist eine Aus-, Fortbildungs- und Beratungsinstitution für die Brau-, Getränke- und Lebensmittelindustrie. (Therese Hänni, Keystone-SDA)