Das Programm zum ersten Städtetourismuskongress klingt in der Tat zukunftsorientiert. Unter anderem geht es um ausserirdische Gäste. Zürich Tourismus als innovative Destinationsmanagement-Organisation (DMO) hat bestimmt schon eine Strategie für dieses neue Gästesegment?
Zürich ist eine tolerante und weltoffene Stadt. Bei uns sind tatsächlich alle Gäste willkommen, egal woher sie kommen. (lacht)

Der Kongress «Zürich Experience» von Zürich Tourismus findet am 29. August 2024 im The Circle Convention Center am Flughafen Zürich statt.
Interessierte können sich über die Website von Zürich Tourismus anmelden.

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Wird Referent Thomas Zurbuchen von ETH Zürich Space den Touristikerinnen und Touristikern am Kongress auch konkrete branchenspezifische Impulse geben?

Wir sind sehr gespannt, wie Thomas Zurbuchen uns inspirieren wird. Zweifellos ist er ein brillanter Redner. Das Thema des Kongresses ist ja gerade, den Tourismus neu zu denken. Darum öffnen wir die Perspektive. Und nach verschiedenen Programmpunkten, in denen wir sehr tief in den Städtetourismus eintauchen, bietet er einen Perspektivenwechsel. Was könnte mehr Aussenansicht bieten als ein Blick quasi vom All aus?

Was kann Zürich von Oslo lernen?

Am Kongress wird Christian Lunde, CEO von Visit Oslo, über seine Erfahrungen sprechen. Spannend ist, dass Oslo wie auch Zürich ihre Tourismusorganisationen privat finanzieren, also nicht über Kurtaxen, sondern durch die Hotelbetriebe. Oslo hat sich in den letzten Jahren massiv gewandelt, vom ehemaligen Mauerblümchen zur Trenddestination, die sogar Kopenhagen den Rang abläuft. Ein Beispiel: Der Oslo-Fjord war früher verschmutzt, und es gab eine vierspurige Autobahn entlang des Fjords. Heute kann man darin baden, die Autobahn verläuft im Untergrund. Wir können von Oslo lernen, wie man sich neu erfindet.

Der Schweizer Städtetourismuskongress findet am 29. August erstmals überhaupt statt. Was will «Zürich Experience»?

Der Tourismus in den Städten wächst und ist ein Treiber für den gesamten Schweizer Tourismus. Dem wollen wir künftig mehr Rechnung tragen. Der Gast entscheidet sich heute nicht für einen Berg- oder Stadtaufenthalt, sondern er entscheidet sich für Erlebnisräume. Entsprechend wollen wir das Thema gemeinsam angehen und diskutieren. Es gibt viele Fragen, die sich uns stellen: Welches ist der Mehrwert, den wir den Bergen bieten können, und umgekehrt? Wie verlängern wir die Aufenthaltsdauer der Gäste, und wie verbessern wir das Erlebnis für sie?

Welchen Tourismus kann, will und soll Zürich – auch diese Frage wirft der Kongress auf. Welche Antworten haben Sie?

Künftig wollen wir einen Tourismus, der stärker von der Bevölkerung her gedacht ist. Wir wollen Antworten finden auf die Frage, was der Tourismus zu einer lebenswerten Stadt beitragen kann. Die Bevölkerung ist es, die massgeblich zur Willkommenskultur beiträgt. Gemäss aktueller Umfrage von Zürich Tourismus finden 87 Prozent der Zürcher Bevölkerung, dass sich der Tourismus positiv auf die Stadt auswirkt. Wir wollen dafür sorgen, dass es so bleibt.

Wie macht der Tourismus in Zürich die Stadt lebenswert?

Der Tourismus wurde lange Zeit nur anhand der Anzahl Logiernächte gemessen. Das ist überholt. Tourismus findet überall im Alltag statt und trägt einen wichtigen Teil dazu bei, dass die Stadt lebenswert ist. Wir sprechen von Angebotsentwicklungen in der Stadt, die den Gästen, aber auch der lokalen Bevölkerung zugutekommen. Wir sprechen von Gästen, welche das lokale Gewerbe besuchen, Produkte kaufen, eine Glace essen, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren und Eintritt zahlen in Museen und in der Disco. Aber wir sprechen auch von Nachhaltigkeit – bis 2028 werden 80 Prozent der Hotelbetriebe in der Stadt und Region nach international anerkannten Nachhaltigkeitslabels zertifiziert sein.

Ist der Anlass auch für Touristiker ausserhalb von Zürich relevant und spannend?

Wir freuen uns darüber, dass sich Touristikerinnen und Touristiker aus der ganzen Schweiz angemeldet haben. Sie haben uns die Rückmeldung gegeben, dass wir genau die Themen aufgreifen, die auch für sie relevant sind. Wir wollen «Zürich Experience» in den nächsten Jahren zu einem Fachkongress ausbauen, an dem man über das urbane Tourismuserlebnis auf nationaler Ebene redet. Dieser Ansatz kam auch schon dieses Jahr zum Tragen. So nutzten wir den engen Kontakt zur DMO in Basel und haben uns für die Programmgestaltung mit ihr ausgetauscht.

Der Tourismus lebt vom Zusammenspiel unter anderem mit der Kultur und dem Detailhandel. Welche Referentinnen und Referenten können die Teilnehmenden erwarten?

Unter anderem wird Kunsthaus-Direktorin Ann Demeester referieren und die Frage aufwerfen, ob Kultur und Tourismus eine Liebesbeziehung ist. Weiter werden drei Expats ihren Blick auf den städtischen Tourismus einbringen. Interessant an den Expats ist, dass sie einerseits noch einen Aussenblick haben, andererseits aber auch Einwohnerinnen und Einwohner sind. Auch Sprüngli-VR-Präsident Milan Prenosil gehört zu den Rednern. Er ist Teilnehmer des hochkarätigen Podiums, das über die Resultate der eigens für «Zürich Experience» in Auftrag gegebenen Studie diskutiert. Die Studie mit dem Namen «Tourismus neu denken» wird am Anlass in Kürze präsentiert und danach im Austausch zwischen Publikum und Podium diskutiert.

Grossanlässe wie kürzlich das Eidgenössische Trachtenfest sind eine Win-win-Situation, sowohl für die Stadt wie auch den Tourismus.

Es ist gewaltig, was in Zürich alles stattfindet. Ein Highlight jagt das andere. Aber in der Tat bringen diese Events nicht nur Wertschöpfung und Logiernächte, sondern sind auch positiv fürs Image. Unsere letztjährige Marktforschung in Deutschland und in den USA hat ergeben, dass jene, die Zürich nicht kennen, uns als langweilige, graue Bankenstadt sehen. Wer hier war, hat ein farbiges Bild von der Stadt und beschreibt sie so, wie wir sie gerne sehen und auch erleben. Somit sind Events ein geeigneter Weg, das Image zu korrigieren. 

Wann ist der Kongress gelungen?

Wenn wir anfangen, von der Schweiz als Erlebnisraum zu sprechen, und nicht mehr in Gemeinde- und Kantonsgrenzen denken. Und wenn wir mit dem Kongress neue Ansätze dafür anstossen können. Ganz nach dem Motto «Tourismus neu denken».


Tourismus neu denken

Der Kongress «Zürich Experience» von Zürich Tourismus findet am 29. August 2024 im The Circle Convention Center am Flughafen Zürich statt.

Was bringt Tourismus, und wie viel davon erträgt eine Stadt? Was erwarten die Gäste der Zukunft? Ist Kultur-Tourismus eine Chance? Wo stehen wir in puncto Nachhaltigkeit? Warum braucht die Stadt Grossanlässe? Darum geht es am ersten Städtetourismuskongress.

In den Keynotes inspirieren renommierte Expertinnen und Experten die Teilnehmenden. Drei Breakout-Sessions mit Persönlichkeiten aus der Zürcher Wirtschaft, Kultur und Politik werfen kritische und überraschende Fragen rund um das Thema Städtetourismus auf.

Interessierte können sich über die Website von Zürich Tourismus anmelden.