«Le Verre à Pied» ist in Sion zur festen Institution geworden. Seit 1999 ist die Weinbar in der Altstadt Schaufenster von Winzern und Weinhäusern, die auf dem Boden des Walliser Hauptorts produzieren. Rund 150 verschiedene Weine aus dem Sortiment der 16 Mitglieder der Association des Encaveurs de Sion sind käuflich, ein Teil davon wird – wöchentlich wechselnd – im Offenausschank auch glasweise angeboten. «Le Verre à Pied» zeigt die Vielfalt und macht sie erlebbar. Dies gilt auch für die Œnothèque von Château de Villa in Sierre. Schon seit 22 Jahren werden hier Walliser Weine von Bouveret bis Visperterminen präsentiert, zum Mitnehmen oder Trinken vor Ort, aktuell sind rund 100 Walliser Produzenten mit über 600 Abfüllungen präsent.
Doch ins Château de Villa geht man nicht bloss, um zu degustieren und einzukaufen, Herzstück der Anlage ist das Restaurant, wo der Walliser Raclettekäse zelebriert wird. Gleich einer Weinverkostung serviert man Alpkäse vom Val de Bagnes bis zum Simplonpass, und die Portionen unterscheiden sich geschmacklich so stark wie Fendant von Fully vom Plantscher aus Varen.
Auch Graubünden hat seinen Treffpunkt, den Alten Torkel in Jenins. Trägerschaft ist der Bündner Weinbauverein beziehungsweise Graubünden Wein, die Leitung des Gastronomiebetriebs mit einer umfassenden Auswahl an Bündner Weinen liegt in den Händen von Julia und Oliver Friedrich. Dem Lokal ist das «Huus vom Bündner Wii» angegliedert, hier finden auch Veranstaltungen zum lokalen Wein statt.[RELATED]
Dies sind nur ein paar Beispiele, die zeigen, dass Winzerinnen und Winzer nicht nur Einzelkämpfer sind. Am gleichen Strick ziehen ist wichtig für die Marktpräsenz, und gewachsene Solidarität wird auch helfen, schwierige Situationen zu meistern. Im Wallis, wo in der Regel rund ein Drittel aller Schweizer Weine gekeltert wird, war die letztjährige Ernte 40 Prozent kleiner als im Vorjahr, es ist die kleinste seit Jahrzehnten. Frost, Hagel, Mehltau, Kirschessigfliege, es gab von allem.
Es war ein Annus horribilis, das alle fordert.
Kostproben
Sion ist – zusammen mit Chamoson – die grösste Walliser Weinbaugemeinde. Je rund 400 Hektaren stehen im Ertrag, das sind zusammen 16 Prozent der Anbaufläche. Maison Gilliard keltert hier einen exzellenten Heida aus der weissen Sorte Savagnin. Aus dem Hause Charles Bonvin stammt die Cuvée 1858 aus den alteingesessenen Varietäten Petite Arvine, Heida und Amigne. Mit Merlot und Cabernet präsentiert die Cuvée La Réserve 2020 Internationales aus Patrice Walpens Chai du Baron.
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Stefan Keller ist regelmässiger Autor bei der «Schweizerischen Weinzeitung» und ist in der Valtellina als Weinproduzent tätig. Er zählt zu den Gründern der Vereinigung Mémoire des Vins Suisses und ist Ehrenmitglied des Sommelier-Verbands Schweiz. Stefan Keller lebt und arbeitet in der Schweiz und in Wien.
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