Mit der neuen Logiernächte-Statistik der letzten Wintersaison ist das Allzeithoch vom Winter 2007/08 schon fast wieder erreicht, als 16,8 Millionen Übernachtungen gezählt wurden. Die stärkere Auslandsnachfrage ist in erster Linie den Gästen aus Europa zuzuschreiben, die mit einem Plus von 246'000 auf 5,77 Millionen Übernachtungen den grössten absoluten Anstieg verbuchten, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Donnerstag bekannt gab. Die Schweiz als Ferienziel wurde vor allem in Deutschland wieder beliebter. Die Zahl der Übernachtungen von deutschen Gäste nahm um 66'000 auf 1,77 Millionen zu. Das ist das stärkste Wachstum von allen Gästen aus dem Ausland. Gerade die Deutschen hatten einen Bogen um die Schweiz gemacht, nachdem die Schweizerische Nationalbank (SNB) Anfang 2015 den Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken aufgehoben hatte und die Schweiz für sie sehr teuer wurde.
Bei den deutschen Gästen ist der Frankenschock allerdings noch nicht überwunden. Die grösste Gästegruppe von Schweizer Hotels kommt zwar wieder zahlreicher, aber das Niveau von vor dem Frankenschock ist noch nicht erreicht. Im Winter 2014/2015 gab es noch knapp 200'000 Übernachtungen mehr von Deutschen in hiesigen Hotelbetten. Innert zehn Jahren hat damit die Schweizer Hotellerie 1,1 Millionen Übernachtungen von Deutschen verloren.
Mehr Asiaten
Dies haben andere Gästegruppen einigermassen ausgeglichen. Gerade die Asiaten kommen zahlreicher. Aber die Branche ist geteilter Meinung, ob der Frankenschock nun ausgestanden sei. «Von einer Überwindung des Frankenschocks zu sprechen, ist noch ein wenig früh», sagte Jan Stiller, Direktor des Luxushotels Lenkerhof in der Lenk auf Anfrage. Die Erholung sei aber spürbar: «Wir haben wieder vermehrt Anfragen aus dem EU-Raum.» Das Interesse an der Schweiz nehme wieder zu – das Hochpreis-Image habe etwas abgelegt werden können.
Ins selbe Horn stösst die Direktorin des Luxushotels Grand Hôtel du Lac in Vevey, Nina Molling-Califano: «Es geht ganz klar wieder aufwärts, sicher bedingt durch die Währungssituation, die sich erholt hat.» Die Hotels hätten sich aber auch der Lage angepasst. Sie seien konkurrenzfähiger geworden. Heute seien zum Beispiel Zusatzleistungen wie das Frühstück auf den Buchungsportalen inbegriffen. "Früher war das in der Romandie nicht sehr üblich, der europäische Gast wünscht jedoch einen Komplettpreis. Darauf haben wir reagiert", sagte Molling-Califano. "Wir haben auch wieder mehr Gäste aus Frankreich, Deutschland sowie den USA."
Auch Sommer wird prächtig
Auch die Schweizer Parahotellerie hatte dank der seit einigen Monaten anhaltenden Abschwächung des Frankens und dem vielen Schnee eine hervorragende Wintersaison. Und für die Sommersaison sind die Buchungen im Steigflug. Der Ferienhausvermittler Interhome rechnet mit einem Umsatzplus von rund 12 Prozent für den Sommer. «Ich würde sagen, der Frankenschock von 2015 ist überwunden», sagte Interhome-Chef Roger Müller am Rande einer Medienkonferenz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP in Zürich. «Der wieder erstarkte Euro spielt uns in Hände», sagte Müller. Zudem hätten die Deutschen nach dem schneearmen Vorjahr wieder Lust auf Skifahren und Schlitteln bekommen. Bei den TCS-Campingplätzen sind die Onlinereservationen gar um 30 Prozent in die Höhe geschossen. Die Reka erwartet einen Umsatzanstieg von knapp 8 Prozent.
Die Schweizer Jugendherbergen setzen den Schwung aus der hervorragenden Wintersaison fort: Der aktuelle Buchungsstand sei gut und höher als im Vorjahr, sagte der Chef der Schweizer Jugendherbergen, Fredi Gmür. Der Umsatz dürfte um etwa 3,5 Prozent steigen. Die Jugendherbergen hätten den Frankenschock allerdings noch nicht ganz überwunden. Gewisse Kunden wie die Deutschen seien durch den Frankenstärke weggeblieben. Die Deutschen kämen zwar vermehrt zurück, aber noch nicht im Ausmass wie vor 2015, sagte Gmür. «Früher hatten wir 20 Prozent deutsche Gäste. Jetzt sind wir bei 12 bis 14 Prozent. Aber kurz nach dem Frankenschock sind wir bis auf 6 Prozent gefallen», so der CEO der Schweizer Jugendherbergen. Schätzungsweise würden rund 40'000 Logiernächte auf das Niveau von vor dem Frankenschock fehlen. Einen Teil davon hätten die Schweizer Gäste wettgemacht. (sda/og)
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