Das Grand Hôtel des Rasses ist geprägt von einer Geschichte, die das goldene Zeitalter des Tourismus und der Industrialisierung in der ganzen Region beinhaltet. Entstanden ist alles nach einem Traum von Edouard Baierlé, einem Hotelier aus Yverdon. Er erkannte frühzeitig das Potenzial dieses einzigartigen Ortes mit dem atemberaubenden Alpenpanorama. Und so wurde das Grand Hôtel am 15. Juni 1898 feierlich eröffnet.
Edouard Baierlé wurde zum Pionier des Tourismus im Jura, denn bald schon durfte das bemerkenswerte Haus Erfolge verzeichnen. Wohlhabende englische, russische und amerikanische Touristen reisten in das Resort, um die Pisten zu erkunden und sich verschiedenen andern Freizeitaktivitäten, wie etwa dem Tennissport, zu widmen. Das Grand Hôtel entwickelte sich zu einer erstklassigen Oase in den Schweizer Bergen, zum «Hotel für Ausländer», wie es von der lokalen Bevölkerung genannt wurde.
Hotelier auf Lebenszeit
Das Hotel war im Sommer und im Winter erfolgreich, so dass Edouard Baierlé beschloss, die Räumlichkeiten zu erweitern. Der Anbau wurde 1913 eröffnet. Das Ergänzungsgebäude kam westlich vom Hauptgebäude zu stehen. Er verfügte über Zimmer mit Bad, eine beeindruckende Eingangshalle, einen grossen Speisesaal und eine herrliche Terrasse mit Blick auf die Jura-Landschaft und die Alpen. [IMG 2]
Edouard Baierlé führte das Hotel fast 40 Jahre lang – bis zu seinem Tod 1937. Zwei Jahre später, in der Anfangsphase des Zweiten Weltkrieges, sah sich seine Familie gezwungen, die Schlüssel zum Grand Hôtel der Waadtländer Kantonalbank zu übergeben. In den Kriegsjahren stand das Haus leer, erst im Frühjahr 1946, nach umfangreichen Renovationsarbeiten, wurde der Betrieb wieder eröffnet und durch den Verkauf von einzelnen Parzellen rund um das Hotelareal auch aufrecht erhalten werden. Neuen Aufschwung erlebte das Grand Hôtel des Rasses aber erst mit der Einführung bezahlter Ferien und dem damit verbundenen Aufschwung im Tourismus.
Das Hotel wechselte im Oktober 1953 den Besitzer und profitierte von umfangreichen Renovationsarbeiten; im grossen Speisesaal wurden Kronleuchter installiert, ausserdem wurde eine von insgesamt drei Lounges in das Restaurant «Boîte de la Musique» umgewandelt. Dies bedeutete der Beginn einer neuen Erfolgsgeschichte, zumal das Hotel inzwischen wieder in den Händen lokaler Besitzer war. Die darauffolgenden 15 Jahre kamen gewissermassen einer Aufbauphase gleich; geprägt von vielen Investitionen und Ergänzungen wichtiger Infrastrukturen, wie beispielsweise dem öffentlichen Hallenbad im Jahre 1967.
Kontinuierliche Renovationen erhalten das Hotel am Leben
In den 70er-Jahren nahm der wirtschaftliche Aufschwung ab, was sich auch im Grand Hôtel manifestierte. Nach dem Konkurs im Jahre 1975 und dem Verkauf von Wohnanteilen an Privatpersonen konnte 1978 eine Wiedereröffnung erfolgen. Die Verschnaufpause war allerdings nur von kurzer Dauer. 1983 musste die Betreibergesellschaft des Grand Hôtels erneut Konkurs anmelden. Unternehmer aus den Kantonen Neuenburg und Waadt übernahmen in der Folge den Betrieb. Der neue Direktor, Hans Wyssbrod, setzte sich zum Ziel, lokale Gäste anzusprechen: Er legte den Fokus auf das Restaurant und auf Sport- und Freizeitaktivitäten sowie auf das Schwimmbad und die Minigolfanlage. Zudem wurden die Zimmer im Stil der achtziger Jahre renoviert. [IMG 3]
Der Hotelkomplex ist heute im Kantonalen Denkmalverzeichnis aufgeführt und geschützt. Die Renovierung des Speisesaals «Belle Époque» wurde 1996 mit Unterstützung der öffentlichen Hand durchgeführt. Im Jahr 2011 erlebt das Hotel mit der Übernahme durch die BOAS-Gruppe eine Renaissance. Ab diesem Zeitpunkt wurde es kontinuierlich renoviert; beispielsweise die Panoramaterrasse, der Swimmingpool und der Speisesaal «Belle Époque». Heute ist das Grand Hôtel des Rasses ein Prunkstück aus dem vergangenen Jahrhundert; es wurde zurecht als historisches Hotel auszeichnet. Alle Elemente der verschiedenen Etappen seiner Geschichte wurden beibehalten. Im Jahr 2018 wurden drei historische Räume rekonstruiert, um an die glorreichen Grand Hôtels-Zeiten zu erinnern. (htr/og)