Im Jahr 2022 verliessen 916 Lernende das Gastgewerbe, noch bevor sie den Abschluss gemacht hatten. Das sind laut Bundesamt für Statistik 13,5 Prozent mehr als im Schweizer Durchschnitt. Einer der Gründe für die hohe Abwanderungsrate ist, dass sich junge Berufsleute von den Chefs nicht verstanden fühlen. Das kann jeder Arbeitgeber ändern.[RELATED]
Mit einer Instant-Gesprächskultur fördert er die gute Stimmung und damit auch den Anreiz zu bleiben. Die Begründung liefert Noah Rechsteiner: «Unsere Generation braucht mehr Feedback.» Der 24-Jährige ist bereits Arbeitgeber. Er eröffnete mehrere Pop-ups und ist Gründer des veganen Restaurants Anoah, das Anfang Jahr in Zürich eröffnete. In der Gastroszene ist er für seinen modernen Führungsstil bekannt. Nachfolgend gibt er Tipps für den Arbeitsalltag mit der Generation Z, ergänzt durch Fabio Emch von der Agentur Jim & Jim, der sich darauf spezialisiert hat, Unternehmen mit der jungen Generation zu verbinden.
Authentizität zählt von Beginn weg
Authentizität kommt bei Millennials gut an. Sie schätzen eine aufrichtige Kommunikation auf Websites, in den sozialen Medien und im direkten Dialog. Sie lehnen das «zu stark Aufpolierte» ab. Anfangzwanziger mögen es auch nicht, wenn ein Gastbetrieb zwanghaft versucht, «auf jung» zu machen.
Für ein langfristiges Arbeitsverhältnis ist es hilfreicher, wenn Sie von Anfang an kommunizieren, was die Arbeitnehmenden erwartet, und dabei die Vorteile hervorheben.
Instant-Feedback
Für viele Betriebe ist das Bedürfnis der Next Gen nach viel Feedback deshalb eine Herausforderung, weil sich die ältere Generation noch formale Umgangsformen und zeitverzögerte Rückmeldungen gewohnt ist. Junge Menschen aber wollen Instant-Feedback: Scheuen Sie sich nicht, täglich kurze, unverschlüsselte, direkte Rückmeldungen zu Arbeitstätigkeiten zu geben.
Feedbacks geben Sie in grossen Betrieben über die internen Kanäle. In kleinen Betrieben ist das persönliche Gespräch sinnvoller. Millennials bringen sich in den Arbeitsprozess ein. Sie sprechen über Verbesserungs- und Änderungsvorschläge. Fühlen Sie sich dadurch nicht kritisiert, sondern gehen Sie, wo sinnvoll, darauf ein. Laut Yale University steigert die regelmässige Feedbackkultur die Motivation und Leistung der Mitarbeitenden um 10 Prozent.
Transparenz und Konsequenz im Arbeitsalltag
Wer transparent kommuniziert, wird als authentisch wahrgenommen. Sagen Sie die Wahrheit, auch wenn sie unangenehm oder schwierig sein kann. Seien Sie offen mit Prognosen, Plänen, Geschäftszahlen, Erwartungen und auch mit Kündigungen.
Wenn Sie klare Erwartungen und Regeln kommunizieren, können Sie bei Verstössen auch sofort Feedback geben sowie Konsequenzen aufzeigen. Diese Vorgehensweise sorgt für ein strukturiertes Arbeitsumfeld.
Eine transparente Kommunikation fördert das Vertrauen der Mitarbeitenden ins Unternehmen, sagten 80 Prozent der Befragten im Edelman Trust Barometer 2021.
Einsatz neuer Technologien
Jede Generation nutzt andere Kommunikationsmittel. Betriebe mit klassischen Kommunikationskanälen erreichen die jüngeren Mitarbeitenden nicht. Das führt zu gegenseitigem Unverständnis. Stellen Sie Tools zur Verfügung, die alle Ihre Mitarbeitenden nutzen.
Auch Social-Media-Plattformen helfen bei der Mitarbeiterbindung. Erfolg haben Sie, wenn die Posts authentisch und smart sind. Wenn die Beiträge die Mitarbeitenden stolz machen, dort zu arbeiten.
Bedanken Sie sich täglich bei Ihren Mitarbeitenden nach getaner Arbeit, denn laut einer Umfrage von Gastrosuisse ist fehlende Wertschätzung einer der Hauptgründe, weshalb junge Leute den Betrieb verlassen.
Individuelle Stärken und Entwicklungsmöglichkeiten
Fragen Sie bereits beim Bewerbungsgespräch nach weiteren Leidenschaften. Diese persönlichen Stärken haben Win-win-Potenzial. Auch dann, wenn sie ausserhalb des Stellenprofils liegen. Als Beispiel dient ein Servicemitarbeiter mit Flair fürs Fotografieren: Lassen Sie ihn für Ihr Unternehmen die Fotos für Social Media machen.
Mitarbeiterförderung schafft Anreize, im Unternehmen zu bleiben. Mitarbeitenden ist es nämlich wichtig, zu wissen, wie sie sich langfristig im Unternehmen weiterentwickeln können und welche Perspektiven sie haben. Wenn ein Mitarbeiter bleibt, sinken die Fluktuationskosten und der Personalmangel im Unternehmen.
Talente für die Hospitality gewinnen
In wenigen Wochen beginnt für 88 000 Schülerinnen und Schüler das 8. Schuljahr. Für die 14-Jährigen liegt der Hauptfokus während des gesamten Schuljahrs auf der Berufswahl. Für Ausbildungsbetriebe ist das eine grosse Chance, potenzielle Lernende für die Branche zu begeistern. Zur Unterstützung der einzelnen Betriebe hat HotellerieSuisse einen Leitfaden zusammengestellt. Fixe Formate, Umsetzungshilfen, Tipps und praxisorientierte Konzepte unterstützen sie bei der Akquise.
Die drei wichtigsten Tipps für Ausbildungsbetriebe
- Mit regionalen Oberstufenschulen in Kontakt treten, um sich bei den Schülern sichtbar zu machen
- Mit dem Nachwuchsmarketing von HotellerieSuisse und dem Regionalverband Kontakt aufnehmen
- Akquise-Aktivitäten auf der Plattform Berufe Hotel Gastro aufschalten
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