Die von Aevis gebotenen 250 Franken pro Aktie sind aus Sicht von VJC-Präsident und Unternehmenschef Beat Sigg zu tief angesetzt, wie er am Freitag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda sagte: «Für uns steht der Preis im Vordergrund. Das Angebot liess sich gut überprüfen und der Verwaltungsrat hält es für nicht angemessen.»
Das Angebot liegt zwar um 37 Franken. über dem volumengewichteten Durchschnittskurs der Victoria-Jungfrau-Aktien der letzten 60 Tage. Die Hotelgruppe sieht den fairen Wert der Aktie aber bei 300 bis 325 Franken und stützt sich bei ihrer Bewertung auf ein Gutachten der Beratungsfirma Corporate Finance Group.
Das Aufsichtsgremium empfiehlt den Aktionären deshalb die Ablehnung der Aevis- Offerte. Allein aus der Substanzwertbetrachtung für eine Jungfrau-Victoria- Aktie resultiere ein Preis von 244 Franken. Aevis will den Kauf der Gruppe offiziell machen, wenn die Aktionäre bis Ende Jahr mindestens 51 Prozent der Anteile anbieten.
Einstimmiger Beschluss
Die Empfehlung hätten die sieben Verwaltungsräte einstimmig beschlossen, hiess es einer Mitteilung der Victoria Jungfrau Hotels. Die Grossaktionäre unterstützten die Haltung des Verwaltungsrates, sagte Beat Sigg.
Grosse Aktienpakete an der VJC halten das Kuwait Investment Office mit 23,9 Prozent, die Société Financière Terramaris mit 15,5 Prozent und die Berner Kantonalbank mit 12,1 Prozent. Daneben halten auch die Berner Gebäudeversicherung und der Pharmakonzern Novartis Anteile.
Nicht gegen Einstieg
Laut Sigg könnte die VJC-Gruppe allein weiter bestehen. Eine Übernahme will man aber nicht grundsätzlich verhindern: «Wir haben auch gesagt, dass wir wachsen möchten, sei das mit mehr Hotels oder mithilfe eines Investors. Eine Gruppe wie Aevis brächte uns wohl einige Synergien», sagte er.
Aevis hat ebenfalls am Freitag bekannt gegeben, die Haltung des Victoria- Jungfrau-Verwaltungsrats zur Kenntnis zu nehmen. Die Gesellschaft mit den beiden Schlüsselaktionären Michel Reybier und Antoine Hubert verweist auf eine Analyse des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens Ernst & Young, die auf öffentlich zugänglichen Daten basiert.
Aevis vermutet, dass sich die Hotelgruppe auf einen Geschäftsplan mit sehr optimistischen Perspektiven stütze. In früheren Berichten habe die Leitung der Gruppe aber verschiedentlich davon gesprochen, dass die Situation in der Hotellerie und das Marktumfeld schwierig seien. Aevis will zu einem späteren Zeitpunkt detailliert zur Ablehnung der Offerte Stellung nehmen.
Letzter Handelstag
Am Freitag steht die Aktie der VJC-Gruppe an der Berner Börse zum letzten Mal im Handel. Die Dekotierung hat die Gruppe vor etwa einem Jahr beschlossen und mit den Kosten und Auflagen für gelistete Unternehmen begründet. Die Aktien werden aber ausserbörslich weiter handelbar sein. (av/sda)