Im Herbst 2022 kaufte das Gastgeberpaar Pyott, Inhaber des Hotel Glacier in Grindelwald, das lange Zeit leer stehende Hotel Alfa. Aus dem baufälligen 50er-Jahre-Betonbau soll das Schwesterhotel Grindelhuus entstehen. Die Eröffnung des neuen Hotels ist für 2025 geplant. Wie das «Glacier» wird es im Chaletstil erbaut, steht auf einem Steinsockel und erhält eine Holzfassade. Dieser Entscheid basiere auf mehreren Aspekten, so Jan Pyott.
Einmal solle sich das «Grindelhuus» harmonisch ins Ortsbild von Grindelwald einfügen. Zum anderen sei Holz nachhaltig und verfügbar und biete energetisch im Bergklima viele Vorteile. Das sehe man beim Hotel Glacier, ebenfalls ein Holzbau. «Die Wärme bleibt sehr gut im Haus und steigt durch die Stöcke. Gegen aussen ist die Dämmung mit Steinwolle hinter dem Holz ein sehr guter Isolator. Die oberen Stockwerke müssen nur auf halber Leistung der unteren beheizt werden.» Der Baustoff punktet auch beim Substanzerhalt. Eine Aussenhülle aus Holz lasse sich auch nach 40 Jahren wieder fit machen, wie die im November renovierte «Glacier»-Fassade zeige. Nachhaltigkeit, Verfügbarkeit, Heizkostenersparnis, Langlebigkeit – Holz ist für Pyott «erste Wahl» beim Bauen.
In Kürze
Bei Holzfassaden steigt die Wärme gut durch die Stockwerke. Das hilft, im Winter Heizkosten zu sparen.
Aussenfassaden aus Holz halten lange. Durch Sandbestrahlung sind sie auch nach Jahrzehnten gut zu renovieren.
Holzinnenwände sind leicht instand zu halten. Abnutzungserscheinungen treten nicht so schnell auf wie bei gestrichenen Wänden.
Holz im Innendesign ist variabel. Es lässt sich auch gut mit Materialien wie Stahl und Beton kombinieren.
Der Baustoff Holz liegtauch im städtischen Bereich im Trend. Sowohl bei den Fassaden als auch beim Interieur.
Nach starken Anstiegen 2021/22 sind die Holzpreise auf dem internationalen Markt wieder deutlich gesunken.
Ökologisch und gesund
In den sechs nach Süden ausgerichteten Zimmern im Hotel Waldhaus Bettmeralp sind Gäste seit 2018 rundum von Holz umgeben. Wohn- und Schlafbereich wurden mit dem «Holz100»-System ausgebaut. Wände und Decke bestehen aus Fichte, der Boden aus Eiche, die Betten aus Arvenholz. Das Mondholz stammt teils direkt aus dem Wallis, teils aus dem Schwarzwald. Für den Wandaufbau brauchte es allein Holzdübel, keinen Leim und keine Nägel.
Gastgeberin Daniela Berchtold entschied sich nicht nur aus ökologischen Gründen für die Holzinneneinrichtung – sondern auch, weil der Wohn- und Schlafkomfort hoch ist. Die Holzzimmer mauserten sich sogar zum Markenzeichen und bringen neue Gäste ins Hotel. «Sie vergewissern sich beim Buchen, dass sie auch wirklich eines der Mondholzzimmer bekommen. Daran merke ich, dass ihnen diese empfohlen wurden.» Holz sei auch leicht zu unterhalten. Bei gestrichenen Wänden sehe man schnell Gebrauchsspuren, bei den Holzwänden hingegen nicht. «Bei Bedarf lässt sich unbehandeltes Holz auch nachschleifen.»
Zeitgemäss und kombinierbar
«Nachwachsende und beständige Baustoffe wie Holz liegen im Trend», stellt Marc A. Trauffer, Geschäftsführer des Bretterhotel in Hofstetten bei Brienz, fest. Holz prägt dort das Design. Die Fassadenverkleidungen aus Schweizer Fichtenholz ähneln überdimensionalen Holzstapeln. Das Design in den Zimmern – eine Mischung aus Holz, Beton und Rohstahl – hat Direktorin Brigitte Trauffer entworfen. Das Fichtenholz für Betten und Wandverkleidungen stammt aus dem Privatwald ihrer Eltern in Gams SG. «Wir wollten ein modernes und trendiges Innendesign ohne Schnörkel. Dazu gehört der Fabrikstil genauso wie das Holz.»
Nachwachsende und beständige Baustoffe wie Holz liegen im Trend.
Marc A. Trauffer, Geschäftsführer Bretterhotel Hofstetten bei Brienz
Holzbau und dennoch modern – so zeigt sich auch das 2021 eröffnete Hotel Jufa Savognin, das erste Hotel der österreichischen Kette Jufa in der Schweiz. «Vor allem in den Berggebieten wird Holz oft rustikal inszeniert. Unser Hotel zeigt, dass es auch anders geht», sagt Jufa-Geschäftsführerin Cornelia Haas. Alle 72 Zimmer wurden als Holzmodule in Savognin GR vorgefertigt und mussten nur ein paar hundert Meter zur Baustelle transportiert werden. Das Fichtenholz stammt aus regionalen Tälern.
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Damit weist auch der Transport einen kleinen CO₂-Fussabdruck auf. In punkto Vermarktung sei Holz ein gutes Argument, wenn nicht sogar ein Wettbewerbsvorteil, so Haas. «Die Gemütlichkeit und die Ruhe, die Holz ausstrahlt, tragen zur Erholung bei.» Holz stehe nicht nur für Nachhaltigkeit, sondern auch für ein gesundes Raumklima, Allergikerfreundlichkeit und antibakterielle Wirkung. Hinzu komme die hohe akustische Qualität: Bei Holzwänden gibt es keine Übertragung von Geräuschen ins Nachbarzimmer.
Haas sieht Holz nicht nur in ländlichen Regionen als gefragten Baustoff. Auch in der städtischen Hotellerie sei er im Kommen. Ein Beispiel dafür: 2020 eröffnete die Kette Dormero ein Hotel im Wiener Holzhochhaus Hoho. Ähnlich sehe es bei der Inneneinrichtung aus, so Haas. Die städtische Hotellerie fokussiere sich da zunehmend auf natürliche Baustoffe.