«The future is female», «Female Shift», «Female Empowerment» … Vielleicht sind Frauen noch nicht überall auf der Überholspur, auf dem Vormarsch sind sie mit wachsender wirtschaftlicher Kraft und steigendem Einfluss auf alle Fälle. Sie sind nicht nur die Hauptentscheidungsträgerinnen bei Urlaubsentscheidungen, sondern machen den Grossteil der Mitarbeitenden in der weltweiten Tourismus- und Reisebranche aus.  

In diesem Artikel geben wir Einblick in fünf Bereiche, in welchen Hotels einen Unterschied für Frauen machen können. Nicht zu vergessen ist dabei, dass sich Anpassungen zur Erhöhung der Zufriedenheit eines Gästesegments automatisch auch positiv auf die Zufriedenheit anderer Segmente auswirken. Zusätzlich machen Sie einen wichtigen Schritt in eine fairere, nachhaltigere und profitablere Zukunft.  

Sicherheit und Vertrauen
Wie wichtig das «Sich-sicher-Fühlen» auf Reisen und im Hotel ist, hat die Corona-Pandemie eindrücklich unter Beweis gestellt. Für Frauen war dieser Punkt bei der Hotelentscheidung schon immer zentral – wenn nicht sogar an erster Stelle.  

  • Dabei ist zu beachten, dass das Segment der allein reisenden Frauen (ob Business oder Leisure) stetig wächst. Seit März 2020 kommt ein erhöhtes Verlangen nach Freiheit, Unabhängigkeit und Spontaneität dazu. Empfangen Sie weibliche Gäste seriös und persönlich.

  • Seien Sie diskret und schützen Sie die Privatsphäre Ihrer weiblichen Gäste. Sprechen Sie zum Beispiel die Zimmernummer an der Réception oder bei der Bezahlung an der Bar nie laut aus, wenn andere (männliche) Gäste anwesend sind.

  • Stellen Sie sicher, dass Ihre Parkplätze, Hotelzugänge, Etagen und anderes gut beleuchtet und gesichert sind.

  • Weisen Sie Frauen Zimmer in höheren Etagen und in der Nähe von Aufzügen zu.

  • Überprüfen Sie die Sicherheit der Zimmertüren inklusive Türspion und separater Türsicherung.

  • Richten Sie sich auf allein reisende Frauen ein und bereiten Sie das Zimmer entsprechend vor, entfernen Sie etwa Bademäntel für männliche Begleiter.

  • Ermöglichen Sie es weiblichen Gästen, Ihr Team jederzeit zu erreichen, sollten Fragen oder Probleme auftauchen.

  • Stellen Sie sicher, dass es einen transparenten und übersichtlichen Informationsfluss gibt. Denn Frauen fühlen sich am wohlsten, wenn sie wissen, wos langgeht.

Zimmerausstattung mit dem gewissen Extra 
Das gewisse Extra macht es aus, und darunter verstehen wir auch eine Hotelzimmerausstattung «à la Madame». Denn wie in so manchen Bereichen des Lebens haben Frauen hier ganz genaue Vorstellungen – von der letzthin so viel diskutierten Sauberkeit mal abgesehen.  

  • Erinnern Sie sich dabei auch an den Megatrend «Healthness». Seit der Pandemie ist das Streben nach Gesundheit und Vitalität ein Synonym für einen ausgewogenen Lebensstil geworden. Und Frauen (wie auch Männer!) wollen auch beim Reisen darauf nicht verzichten.

  • Prüfen Sie, ob das Angebot an Pflege- und Hygieneartikeln ausreichend ist, und weisen Sie Frauen auf vorhandene Extras hin, die auf Anfrage zur Verfügung stehen.

  • Planen Sie ein smartes Zimmer mit Ablageflächen im Bad und im restlichem Raum, mit gut beleuchtetem Kosmetikspiegel und vorhandenem Ganzkörperspiegel.

  • Gehen Sie auf die besonderen Bedürfnisse der Frauen ein und stellen Sie etwa sicher, dass der Fön genügend Power hat und die Handtücher gross genug sind, um als Turban verwendet zu werden.

  • Wie sieht es mit Aufhängevorrichtungen für Kleider, Röcke, Anzüge aus? Sind davon genügend vorhanden? Auch ein Bügeleisen und -brett sind nicht nur gern gesehen, sondern werden oft verwendet.

  • Auch wenn wir nicht dem Vorbild einiger internationaler Hotels nacheifern müssen, wo eigene Etagen nur für Frauen eingerichtet worden sind – bei den speziellen Extras können wir uns etwas abschauen. So stellen diese zum Beispiel Seidenkleiderbügel, Ladies Emergency Kits, Lockenstäbe und vieles mehr zur Verfügung.

  • Ermöglichen Sie Gästen einen «gesunden» und nachhaltigen Aufenthalt und stellen Sie etwa Yoga-Matten oder Fitness-Amenities zur Verfügung. Auch die Minibar sollte den Bedürfnissen angepasst werden: mit Produkten von regionalen Anbietern, frischem Obst, Power-Snacks und Smoothies. Ein zusätzliches Angebot an Spa-Behandlungen und ein Fitnessbereich werten den Aufenthalt gesundheitsbewusster Gäste deutlich auf.

Ausgewogene und nachhaltige Kulinarik
Liebe geht durch den Magen – auch in der Hotellerie, wo kulinarische Glücksmomente und Highlights dazugehören. Abwechslungsreich, gesund, nachhaltig und abgestimmt auf den modernen Lebensstil aller Gäste (nicht nur der weiblichen), können Hotels in ihrem kulinarischen Angebot einen wahrnehmbaren und nachhaltigen Unterschied machen: bei den Gästen, am Markt, für die gesamte Region.

  • Bieten Sie leichte Speisen und kleine Portionen auf der Karte an. All ihre gesundheitsbewussten Gäste werden sich darüber freuen und noch öfter das kulinarische Erlebnis mit einer Vorspeise oder einem Dessert abrunden.

  • Tragen Sie zu einer besseren, nachhaltigen Zukunft bei und ermöglichen Sie dies automatisch auch Ihren Gästen: Überprüfen Sie Ihr F&B-Angebot und bieten Sie vegetarische und vegane Speisen an. Arbeiten Sie mit Zulieferern aus der Region zusammen und seien Sie bei Herkunftsangabe Ihrer Zutaten transparent.

  • Überprüfen Sie die Atmosphäre im Hotelrestaurant und an der Bar: Nicht nur die solo reisende (Business-)Frau schätzt es, Platz zu nehmen, wo sie will – sei es an einem Gemeinschaftstisch oder einem diskreten Ecktisch. Oder ermöglichen Sie es, Speisen mit ins eigene Zimmer zu nehmen (To Go) oder diese direkt aufs Zimmer bestellen zu können.

Kundinnen-Kommunikation
Glauben Sie uns Frauen: Vieles, was von oft sehr männlichen Geschäftsleitungsrunden entwickelt wird, spricht uns nicht mehr an. Wer weiss, ob uns die stereotypen Hotelbilder mit ausgewählten Models oder unser Dasein als schönes Accessoire an der Seite des erfolgreichen, männlichen Geschäftsreisenden überhaupt jemals angesprochen haben. Glauben Sie uns auch, dass die einfachheitshalber verwendete männliche Form in Texten – bei der wir selbstverständlich mitgemeint oder miteingeschlossen sind – nicht immer genauso selbstverständlich gut ankommt.  

  • Überprüfen Sie Ihre Hotelbilder: Welches Rollenbild der Frau vermitteln diese? Stärken sie das Image der Frau, und entspricht dieses wirklich dem Zielgast, den Sie ansprechen möchten? Planen Sie beim nächsten Fotoshooting Bilder der modernen Frau mit ein: unabhängig, berufstätig, eigenständig. So könnten Sie zum Beispiel die Künstlerin, die alleinerziehende Mutter oder die erfolgreiche Businessfrau abbilden.

  • Entscheiden Sie sich, wie Sie in Zukunft mit dem Thema «Gendern» umgehen möchten, denn Machtverhältnisse und Gleichberechtigung zeigen sich in der Sprache. Binden Sie verschiedene Mitarbeiterinnen, Kunden und Unternehmerinnen in dieses Gespräch mit ein und lassen Sie sich nicht von den typischen Ausflüchten ablenken. Es geht nicht um die Gender-Sterne, sondern darum, wie wir Frauen fair und gezielt ansprechen können und wie diese Einstellung auch auf andere Bereiche der Kommunikation UND des Hotels ausgeweitet werden kann.  

  • Optimieren Sie die Kommunikationsinhalte (Social Media, Newsletter …) und sprechen Sie Frauen – je nach Ihrer Positionierung und Ihrem Angebot – spezifisch an. Wenn passend, heben Sie auch die Einrichtungen und Dienstleistungen hervor, welche auf das weibliche Kundensegment ausgerichtet sind.  

Frauenförderung im eigenen Team
Immer wieder belegen Studien, dass auch in der Reise- und Tourismusbranche der Anteil der Frauen im oberen Management sehr klein ausfällt. Weibliche Geschäftsführerinnen und CEOs kommen nur auf eine einstellige Prozentzahl.  

  • Wenn auch in Ihrem Hotel keine Frauen im Topmanagement sind, dann sollten Sie dies im Hinblick auf Ihre Profitabilität noch einmal überdenken. Was viele Studien mittlerweile belegen: Je diverser die Führungsteams, desto höher die Wahrscheinlichkeit auf überdurchschnittliche Profitabilität. Eine viel zitierte Studie von McKinsey hat diesen Zusammenhang quantifiziert: Wirklich diverse Teams sind bis zu 33 Prozent profitabler. Unternehmen mit dem höchsten Frauenanteil im Topmanagement haben eine um 25 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, überdurchschnittlich profitabel zu sein.  

  • Fördern Sie Mitarbeiterinnen und beginnen Sie dabei mit Zuhören: Wie können Frauen in Ihrem Betrieb besser eingebunden werden? Wie wird ein Aufstieg ins Management ermöglicht? Was erwarten Frauen (und andere Mitarbeitende) von einem modernen Leader?

  • Bieten Sie regelmässige Weiterbildungen an, die zum einen das Fachwissen Ihrer Mitarbeitenden erhöhen und sie zum anderen an Ihren Betrieb binden.

  • Stellen Sie sicher, dass Entscheidungen von diversen Teams getroffen werden oder dass wenigstens eine Ausgeglichenheit bei der Ausarbeitung von Themen gegeben ist und alle Stimmen gehört und berücksichtigt werden.

  • Überprüfen Sie auch Ihr Netzwerk: Unterstützen Sie Unternehmerinnen, und können Sie von einem diversen Netzwerk profitieren?

  • Sind Sie eine weibliche Führungskraft? Dann empfehlen wir Ihnen, sich zu zeigen, an Panels teilzunehmen, sichtbar zu sein. Auch hier belegen Studien, dass die Sichtbarkeit von Frauen in Führungspositionen die nachfolgenden Generationen von Frauen stark beeinflusst. Denn Vorbilder zeigen uns, was wir selbst erreichen können.  

  • Von allen aufgeführten Massnahmen profitieren wiederum nicht nur Frauen, sondern auch andere Mitarbeitende, die Förderung und eine zeitgemässe Leadership erwarten. Wenn wir den Fachkräftemangel in der Hotellerie mit in Betracht ziehen, lohnt sich diese Investition allemal.   

Eine abschliessende Übersicht
Der erste Eindruck zählt: Frauen legen besonderen Wert auf eine angenehme Atmosphäre im Hotel und professionelles, zuvorkommendes Personal.

  • Gut geschulte Mitarbeitende sind ausschlaggebend: Sensibilisieren Sie das Personal für die Bedürfnisse weiblicher Gäste (Sicherheit, Diskretion etc.) und für das Thema im Generellen. Sie werden staunen, wie viele Optimierungsvorschläge und Ideen von eingebundenen und motivierten Mitarbeitenden kommen, die sich positiv auf alle Gäste und auf Ihr Betriebsergebnis auswirken.  

  • Die kleinen Details lassen Frauenherzen höherschlagen. Das kann zum Beispiel eine aufmerksame Geste sein, moderne und stilvolle Bettwäsche oder extra Kleiderbügel. Seien Sie kreativ.

  • Erkennen Sie das ganzheitliche Optimierungspotenzial: Nicht nur Frauen suchen nach nachhaltigen Erlebnissen, gesunder Küche und flexiblen Essensangeboten. Seien Sie sich immer bewusst, dass sich diese Massnahmen positiv auf alle Gäste auswirken.

  • Schritt für Schritt: Damit sich Ihre weiblichen Hotelgäste bei Ihnen wie zu Hause fühlen, binden Sie diese direkt in Ihren Prozess mit ein. Fragen Sie aktiv nach Feedback, hören Sie zu, verbessern Sie Ihr Angebot. Das gilt natürlich nicht nur für Ihre weiblichen Gäste, sondern auch für Ihre Mitarbeiterinnen.  


Zur Autorin
Magdalena Rungaldier ist die Inhaberin von Map, einer Boutique-Beratungsagentur spezialisiert auf die Erstellung von nachhaltigen Hotelkonzepten, Marken und Strategien, mit preisgekrönten Kundinnen und Kunden auf der ganzen Welt. Die Map Services sind ausgerichtet auf die Bedürfnisse von Investorinnen und Investoren und einzigartigen Boutique-Hotels, die ihren Erfolg steigern und den Impact erhöhen wollen. 
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