Neue Geschäftsmodelle entwickeln, Historisches in die Gegenwart holen und zusammen mit einer Idee wachsen – die Milestone-Preisträger 2021 haben auf ihrem Gebiet Einzigartiges geleistet. Trotz oder gerade wegen der Pandemie. So bekräftigte Bundesrat Alain Berset vor den 400 Gästen im Berner Kursaal am Dienstagabend: «Entscheidend, um diese Krise zu überwinden, sind Innovation und Resilienz.» In seiner Rede lobte er die Zusammenarbeit mit der Branche und rief dazu auf, sich für Impfungen starkzumachen. «Mit kreativer Energie stärkt die Hotellerie ihre Position für die Zeit nach Covid – und diese Zeit wird kommen.»
69 Projekte haben sich in der Milestone-Hauptkategorie «Innovation» beworben. Gesichtet und bewertet wurden die eingereichten Konzepte von einer siebenköpfigen Fachjury, die unter dem Vorsitz von Jean-François Roth tagte, dem langjährigen Präsidenten von Schweiz Tourismus.
Dass wir als junges Start-up so einen Preis entgegennehmen dürfen …
Lukas Imhof, Co-Founder Park ’n’ Sleep
Am meisten überzeugt und den ersten Preis gewonnen hat Park ’n’ Sleep, die neue App für Camper. Sie zeigt offizielle Stellplätze mit einer Live-Verfügbarkeit an. Gemeinden und Private können so mit wenigen Klicks ihre Angebote im System erfassen, und die Gäste profitieren von legalen Plätzen. Über diesen ersten Meilenstein im noch jungen Unternehmen freuten sich die drei Co-Founders Lukas Imhof, Daniel Jäger und Enrico Mayor. Die Idee zur App sei aus der eigenen Erfahrung heraus entstanden, erzählte Imhof: «Wir staunten, dass es bisher kein entsprechendes Angebot gab.» In ihrer Laudatio anerkannte Sandra Herren, Direktorin Geschäftsbereich Mobilität und Freizeit beim Touring Club Schweiz: «Mit der wachsenden Zahl von Anwendungen wird die App mithelfen, das Wildcampieren einzuschränken.» Dies diene auch dem Landschaftsschutz und fördere die Reputation von Campern.
[IMG 2]Den zweiten Preis holte sich die Rigi Bahnen AG dank einer Idee für ihr 150-Jahr-Jubiläum. Die Verantwortlichen holten die Lok Nummer 7 aus dem Verkehrshaus und nahmen sie nach einer Sanierung wieder in Betrieb. Die dampfende Sehenswürdigkeit ist weltweit die einzige noch fahrbare Zahnraddampflokomotive mit stehendem Kessel. In seiner Würdigung zeigte sich Ex-SBB-Chef Benedikt Weibel beeindruckt: «Die heroische Landschaft, kombiniert mit der Faszination der Dampflok Nummer 7, erzeugt eine einmalige USP.» Über den Preis freute sich die ganze Rigi-Crew, allen voran CEO Frédéric Füssenich: «Die Menschen haben damals eine unglaubliche Pionierarbeit geleistet – diesen Drive wollen wir weiterführen.»
Ein Konzept rund um «warme Betten» kommt bei der Jury ebenfalls gut an und schaffte es auf den dritten Platz: Seit 2016 operiert die von Toggenburg Tourismus gegründete Berg & Bett AG als Voll-Service-Ferienwohnungsorganisation. Sie vereint 36 Objekte und betreibt die Säntis Lodge, die zahlreiche Zusatzdienstleistungen wie Schlüsselservice, Restaurant und Lounge anbietet. «Der Aufbau war schwierig, doch heute vertrauen uns die Leute und machen mit», erzählte Max Nadig, Präsident von Toggenburg Tourismus. Dieses Geschäftsmodell setze einzelne Puzzleteile zu einem Ganzen zusammen, sagte Roger Seifritz, Direktor Schweizer Reisekasse, in seiner Laudatio. Das Produkt biete den Gästen ein Gesamterlebnis und «stiftet Nutzen für die Eigentümer, da sie ihre Objekte alleine kaum wettbewerbsfähig betreiben können».
Der Bund wird die Hotellerie und den Tourismus weiter nach Kräften unterstützen.
Alain Berset, Bundesrat
Er steht oben auf der Piste und wartet dort auf Kundschaft: der Skeacher (Ski-Teacher). Wer an seinem Fahrstil arbeiten möchte, kann ihn spontan für ein, zwei Abfahrten buchen. Die Idee von Graubünden Ferien wird bereits an zwölf Orten im Kanton umgesetzt: Der Gast profitiert vom einfachen Zugang, und die Skischulen können so neue Kunden anwerben. Das Projekt gewann den Förderpreis «Premiere». In seiner Ehrung sagt Ole Rauch, Geschäftsführer Schneesportinitiative Schweiz: «Hier geht es nicht um Big Data, sondern um Quality-Data – und darum, den Gast besser zu verstehen.»[IMG 3]
Mit frischen Denkansätzen beschäftigt sich auch der Young Hoteliers Summit (YHS) – der grösste durch Studierende organisierte Hotelkongress der Welt, der sich jedes Jahr mit einem anderen Thema befasst und den Preis in der Kategorie «Nachwuchs» erhalten hat. Der Anlass bringt versierte Hoteliers mit jungen Menschen zusammen. Die Jury ist überzeugt, dass der Anlass als Vorbild für andere Schulen dient. «Der Preis motiviert uns, weiterzumachen, auch wenn das Networking im virtuellen Raum in diesem Jahr schwierig war», sagte Eva Salhofer, eine der drei Co-Präsidentinnen. Die Zahl von fast 1000 Teilnehmenden an der diesjährigen Onlineausgabe spreche für sich, lobt Jay Gauer, General Manager im Hotel Trois Couronnes in Vevey. «In einer Zeit, in der ein Mangel an jungen Talenten Schlagzeilen macht, freue ich mich besonders, diesen Milestone zu verleihen.»
Bereits zum zweiten Mal wird 2021 ein Corona-Preis vergeben. Überzeugt hat der «Zero Waste»-Lieferdienst des «Landhaus» in Liebefeld. Das Essen wird dort auf Porzellan angerichtet und direkt zum Kunden geliefert. Anschliessend holen Mitarbeitende das Geschirr wieder ab. «Für mich war es undenkbar, einfach mal 1,2 Tonnen Plastikteller zu bestellen – das kann doch nicht sein …», sagte Geschäftsführer Thomas Christen.
Wer in unserer Branche arbeitet, der muss Freude an Menschen haben.
Eva Brechtbühl, Touristikerin, ausgezeichnet mit dem Milestone für ihr Lebenswerk
Den Milestone für ihr Lebenswerk darf Eva Brechtbühl mit nach Hause nehmen. 37 Jahre stand sie im Dienst der Schweizerischen Verkehrszentrale und der Nachfolgeorganisation Schweiz Tourismus. «Also ich bin überwältigt!» Dabei habe sie sich doch immer nur zum Wohle des Ferienlandes Schweiz eingesetzt. Ihr Nachfolger bei Schweiz Tourismus wurde Martin Nydegger, der heutige Direktor der Marketingorganisation. In seiner Laudatio betonte er: «Eva hat sich stets an der Lösung und nicht am Problem orientiert.» Sie sei begeisterungsfähig, voller Tatendrang – und habe vieles diskret im Hintergrund getan. «Eva, diesen Milestone hast du auf so viele Weisen mehr als nur verdient.»[DOSSIER]
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Die Gewinner in der Übersicht
- INNOVATION
1. Preis: Parking-App für Camper der Parknsleep AG (Preisgeld: CHF 10 000.–)
2. Preis: Lok Nr. 7 der Rigi Bahnen AG (Preisgeld: CHF 7500.–)
3. Preis: Berg & Bett von Toggenburg Tourismus (Preisgeld: CHF 5000.–) - FÖRDERPREIS PREMIERE
Skeacher – der schnelle Skikurs für Spontane von Graubünden Ferien (Preisgeld: CHF 5000.–) - CORONA-SONDERPREIS
No Plastic Gourmet Delivery, Landhaus Liebefeld (Preisgeld: CHF 3000.–) - NACHWUCHS
Young Hoteliers Summit (Preisgeld: CHF 5000.–) - LEBENSWERK
Eva Brechtbühl, Zürcher Tourismusfachfrau