Lange wurde darüber spekuliert was mit dem Traditionslokal Goldener Anker an der Marktgasse in Interlaken passieren wird. Nach dem Verkauf des Restaurants im Jahr 2018 an das Hotelier Ehepaar Thomas und Regula Dübendorfer und der Corona-Pandemie sind die Türen des Lokals seit längerer Zeit geschlossen. Die Pächter mussten nach dem ersten Lockdown Konkurs anmelden.
Nun ist die Bewilligung für den Umbau des Restaurants und für die Erweiterung des Hotel Bellevue da: Der «Goldene Anker» wird Teil des Hotels. Denn das «Bellevue» hatte kein eigenes Restaurant. Es war bisher nicht möglich, die Gäste direkt im Haus zu verpflegen und vor allem bei Seminar- und Anlassanfragen war man sehr eingeschränkt.
Bestehendes Hotel wird erweitert
Seit 2001 sind Thomas und Regula Dübendorfer die Inhaber des benachbarten 4-Sterne Boutique Hotel Bellevue und der Alplodge. In rund 20 Jahren haben sie aus dem renovationsbedürftigen Gebäude ein beachtliches 4-Sterne Haus gemacht. Heute besteht das Bellevue aus 38 Zimmern, einem Apartment und dem «Riverhouse» im Garten direkt an der Aare. Diese bieten je für bis zu 6 Personen Platz. Die Alplodge hat 22 Zimmer in verschiedenen Kategorien.
Die Liegenschaft des «Goldenen Ankers» ist direkt an das Hotel Bellevue angebaut. Im November 2020 konnten Dübendorfers zudem die ebenfalls angrenzende Liegenschaft «Müllerhaus» dazu erwerben. Mit der Übernahme der Liegenschaft «Müllerhaus» st es nun möglich, 11 neue Bellevue-Zimmer im 4-Sterne-Bereich zu realisieren. Im Neubau entstehen nun auf drei Etagen je drei Zimmer mit direktem Zugang vom Hotel Bellevue. Diese Zimmer verfügen über Balkone Richtung Jungfrau. Im alten Dachgeschoss im vorderen Teil des Ankers entstehen zwei weitere geräumige Doppelzimmer.
Erhalt der Traditionen trotz Neubau
Seit Januar 2022 wird auf der Liegenschaft gebaut: Die hinteren Teile des Restaurants Ankers und des «Müllerhauses» wurden bereits abgebrochen. Das hat in der Bevölkerung Fragen aufgeworfen, doch Thomas und Regula Dübendorfer wissen, was das Traditionslokal der einheimischen Bevölkerung bedeutet. Sie selbst haben zahlreiche Abende im Anker verbracht. Denn der «Goldene Anker» ist nicht nur ein Restaurant – er ist ein Kultlokal, wo bereits zahlreiche Sänger und Bands, unter anderem Shaggy, The Wailers, Jimmy Cliff, Toots & the Maytals sowie viele lokale Künstler spielten und das Lokal zum Beben brachten.
Die alte Küche, die sich im hinteren Teil des Restaurants befand, wird neu seitlich in die Restaurantfläche integriert werden. Die Kühlräume sowie Toilettenanlagen werden sich in Zukunft im neuen Keller befinden. Die Restaurantfläche wird dadurch vergrössert und im hinteren Teil des Restaurants bietet eine Bühne Raum für Anlässe, Konzerte, Seminare oder zusätzliche Restaurantfläche. Der Abbruch des hinteren Teils der benachbarten Liegenschaft «Müllerhaus» trägt zudem dazu bei, dass der früher eher düstere hintere Teil des Restaurants tagsüber lichtdurchflutet wird.
Neue Gartenterrasse
Der «Goldene Anker» erhält ein Gartenrestaurant. Der neue Aussenbereich mit etwa 100 Sitzplätzen im Innenhof soll dem Anker zusätzlich neues Leben einhauchen und das Lokal auch im Sommer zu einem Hotspot in Interlaken machen. Im Süden wird das Hotel Bellevue um einen kleinen Anbau erweitert. Im Erdgeschoss wird die Wäscherei erweitert, im Zwischengeschoss darüber entsteht ein weiterer Seminarraum.
Die Wiedereröffnung ist für Frühjahr/Sommer 2023 vorgesehen, sofern die Bauarbeiten wie geplant umgesetzt werden können. Das Projekt wird im höheren einstelligen Millionenbereich budgetiert.
Jungmannschaft am Start
Seit Januar letzten Jahres ist auch der Sohn Timotheus, im Familienbetrieb Bellevue & Alplodge AG mit am Start. Er hatte bereits früher Erfahrung im Elternbetrieb gesammelt und ist nun nach fünf Jahren beruflicher Weiterentwicklung in Zürich wieder nach Interlaken zurückgekehrt.
Timo hat die Ausbildung zum Hotel Kaufmann in einem Betrieb in Interlaken gemacht und später von 2015 bis 2017 die Tourismusfachschule in Luzern besucht. Dort lernte er auch seine Frau Nadine kennen, die seit Sommer 2021 den Familienbetrieb tatkräftig unterstützt. Das grosse Umbauprojekt ist auch mit der Aussicht auf eine spätere Übernahme entstanden. Für die jungen Nachfolger eröffnen sich mit dem Projekt spannende Perspektiven.(htr/cl)