Im Rahmen des wichtigsten Branchentreffens des Schweizer Gastgewerbes – an der Fachmesse Igeho in Basel – sind die begehrten Auszeichnungen für den Titel «Historisches Hotel/Restaurant des Jahres» verliehen worden. Persönlichkeiten aus Tourismus, Hotellerie und Restauration, Vertreterinnen und Vertreter der Denkmalpflege sowie Freunde der historischen Hotels und Restaurants aus der ganzen Schweiz nahmen an der 24. Verleihung, die auf dem Campus powered by HotellerieSuisse stattfand, teil.

Die Auszeichnung «Das historische Restaurant/Hotel des Jahres», mit der alljährlich gastgewerbliche Betriebe für die Erhaltung und Pflege historischer Bausubstanz gewürdigt werden, ist bereits zum 24. Mal in Folge verliehen worden. Sie wird getragen von Icomos Suisse, der Landesgruppe des Internationalen Rats für Denkmalpflege, in Zusammenarbeit mit GastroSuisse, HotellerieSuisse und Schweiz Tourismus. Eine Jury, bestehend aus Expertinnen und Experten von Denkmalpflege, Architektur, Geschichte, Hotellerie und Restauration, kürt die Nominierten und die Preisträger aufgrund der eingereichten Bewerbungen und nach Besuchen vor Ort. Die Auszeichnung wird jeweils im Herbst für das Folgejahr verliehen.

Eröffnet wurde der Anlass von Andreas Züllig, Gastgeber im Hotel Schweizerhof Lenzerheide und Präsident von HotellerieSuisse. Er unterstrich die Bedeutung von Tradition und Geschichte in der Beherbergung: einerseits als Positionierungsfaktor für einen Betrieb, andererseits als einmalige Erlebniswelt für den Gast.

Durch die Veranstaltung führte zum ersten Mal Nicoletta Müller, Innovations- und Unternehmensberaterin und ehemalige Hotelière, die 2008 als Direktorin der Schatzalp selbst die Icomos-Auszeichnung entgegennehmen durfte.

In einer spannenden Diskussionsrunde mit Jurypräsident Gerold Kunz, Fritz Wehrli, dem Gewinner der Icomos-Auszeichnung 2014, und Andreas Züllig wurden die Bedeutung der Auszeichnung sowie die Chancen und Risiken historischer Hotel- und Gastrobetriebe diskutiert, bevor die diesjährigen Nominierten vorgestellt und die Gewinner der Auszeichnungen 2020 bekanntgegeben wurden.


[IMG 9]Historisches Hotel 2020: Chesa Grischuna, Klosters
Als «Historisches Hotel des Jahres 2020» wurde die «Chesa Grischuna» in Klosters (GR) ausgezeichnet. Damit werde ein 1938 erbautes, aussergewöhnliches Hotel gewürdigt, das von der Architektur bis zu den Accessoires ein Gesamtkunstwerk darstelle, und zu welchem berühmte Künstler ihre Beiträge geliefert hätten, kommentiert die Jury ihre Wahl.

Das «Historische Hotel des Jahres 2020» ist in der Umbruchphase Ende der 1930er-Jahre bewusst in einem der Tradition verpflichtendem Heimatstil geschaffen worden. Gleichzeitig anerkannt Icomos Suisse mit dem Preis die seit über 80 Jahren erfolgte aufwendige Pflege und liebevolle Fortführung des Hotels, das es dem Gast ermöglicht, in eine eigene Welt einzutauchen.

Das Gebäude hat dezent Patina angesetzt und hebe sich im Ortsbild wohltuend ab. Bemerkenswert sei, dass sogar Türen und Fenster als kompletter historischer Originalbestand vorhanden sind, hält die Jury weiter fest. Man treffe in der «Chesa Grischuna» ein in sich stimmiges Hotelkonzept an. Dieses punkte auch mit der hervorragenden Küche, die auch heute prominente auswärtige Gäste ebenso wie einheimische Besucher anzieht. Icomos würdigte die «Chesa Grischuna» bereits im Jahr 2000 mit einem Spezialpreis.


[IMG 10]Historisches Restaurant 2020: Rössli hü, Root
Ein traditionsreiches barockes Gasthaus, scheinbar dem Untergang geweiht, erlebt eine Renaissance, schreibt die Jury zum diesjährigen «Historischen Restaurant». Gemeint ist das Gasthauses Rössli hü im Luzernischen Root.

Die Gaststätte wurde 1751 als stattlicher Blockbau neu erbaut und war damals die wichtigste Wirtschaft im Dorf. 1994 schloss das Restaurant . Der drohende Abbruch konnte nur knapp verhindert werden. Nach langen 23 Jahren begann die Renovation des geschichtsträchtigen Hauses. Nicht nur baulich, auch betrieblich werde Modernes und Altbewährtes gekonnt miteinander «verheiratet», so die Jury. Das zeige sich auch an den Zubereitungsarten, die - ganz im Zeichen der Zeit - der Regionalität, Saisonalität und Nachhaltigkeit verpflichtet seien.

So werden regionale Produkte verarbeitet, wenn sie Saison haben, und mittels traditioneller Methoden konserviert: mit Salz, Zucker, Essig, Öl oder mittels Einkochen, Dörren, Räuchern und Fermentieren. Sie erscheinen in dieser Form auf der Speisekarte. Laut Jury prägen die Produkte ein Gastronomiekonzept, das sorgfältig auf das Haus abgestimmt sei.


[IMG 11]Spezialpreis 2020: Les Wagons, Winterthur
Mit dem «Spezialpreis des Jahres 2020» an die Bistro und Bar Les Wagons in Winterthur (ZH) würdigt die Icomos-Jury ein in mehrfacher Hinsicht gelungenes Umnutzungsprojekt. Es handelt sich um ein Bistro-Ensemble aus einer Komposition der ehemaligen elektrischen Uetlibergbahn von 1923, einem neuen Betonperron sowie einem wiederverwendeten Dach eines ehemaligen Velounterstands.

Triebwagen und Personenwagen dienen dem Empfang der Gäste, im Gepäckwagen ist die Küche untergebracht, und der Ausbau eines zusätzlichen Holzwagens als Kühlraum ist im Gange. Als stimmig bezeichnet die Jury auch den Ort. Dieser grenzt an die Gleisanlagen der SBB und befindet sich in einem Quartier, das in der Vergangenheit eine Lokomotivfabrik beherbergte.

«Les Wagons» wurden im November 2015 eröffnet. Damit wurde die alte Uetlibergbahn der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Die Liebe zum Detail prägt auch das gastronomische Angebot, das auf einem Konzept der kurzen Wege basiert. So stammen beispielsweise Früchte und Gemüse vom lokalen Markt, das Fleisch aus Metzgereien der Region, während das Brot selber gebacken wird. (htr)