«Wir müssen unverzüglich Massnahmen ergreifen, um eine Überlastung von Spitälern und Intensivstationen zu verhindern und die Qualität der Gesundheitsversorgung zu erhalten», schreibt die National COVID-19 Science Task Force am Freitag.
Daher empfihelt die wissenschaftliche Taskforce des Bundes eine Reihe von Massnahmen, um die Reproduktionszahl schnell auf deutlich unter 1,0 zu senken. Dabei müsse aber die Umsetzbarkeit für die Gesellschaft gewährleistet sein und der Kern der Wirtschaft – mit Kompensationsmassnahmen für besonders betroffene Wirtschaftssektoren – geschützt werden. Die Taskforce sieht die empfohlenen Massnahmen über einen Zeitraum von realistischerweise bis März/April 2021, damit diese nachhaltige Wirkung zeigen.
Zu den dringend umzusetzenden Massnahmen gehören:
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Das Tragen von Masken durch Jugendliche und Erwachsene in allen Innenräumen und in überfüllten Aussenbereichen (Strassenmärkte usw.)
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Telearbeit (Home-Office) für alle Mitarbeitenden, für die dies möglich ist
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Die Schliessung von Unterhaltungs- und Erholungsstätten in engen und schlecht belüfteten Innenräumen, wo die Bedingungen die Übertragung des Coronavirus zwischen Menschen in engem Kontakt erlauben.
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Beschränkung privater Zusammenkünfte, z. B. auf weniger als 10 Personen
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Beschränkung öffentlicher Versammlungen, z. B. auf weniger als 50 Personen
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Beschränkung der Öffnungszeiten von Restaurants und Bars, z. B. auf 21.00 Uhr
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Einstellung von Aktivitäten mit einem hohen Risiko der Übertragung des Coronavirus, z. B. Sportarten mit direktem Kontakt, Gesang oder mit Blasinstrumenten
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Umstellung auf ausschliessliche Online-Bildung in allen sekundären und höheren Bildungseinrichtungen, für die eine solche Bildung möglich ist
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Erhöhung der Zahl der Coronavirus-Testzentren und der Zahl der Contact-Tracer
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Regelmässige Tests von Arbeitnehmenden in Hochrisiko-Umgebungen Die genauen Schwellenwerte für Empfehlungen (4), (5) und (6) können je nach Situation angepasst werden.
Die Ziele dieser Interventionen sind, seine unter anderem das Schweizer Gesundheitssystem vor dem Kollaps zu bewahren und die Qualität der medizinischen Betreuung zu gewährleisten und die Gewährleistung eines kontinuierlichen Zugangs zu Bildung. Ebenso müssen die Grundbedürfnisse des sozialen Lebens und die Vermeidung sozialer Isolation gesichert und die wirtschaftliche Aktivität unter den gegebenen Umstände geschützt werden, hält die Taskforce weiter fest.
Jeder Tag zählt, um einen nationalen Lockdown zu vermeiden
Diese Massnahmen sollen im Herbst und Winter für Stabilität sorgen und Jo-Jo-Effekte so weit wie möglich vermeiden. Ihre Auswirkungen und die Akzeptanz in der Bevölkerung sollten regelmässig überprüft werden.
Würden die vorgeschlagenen Massnahmen nicht umgesetzt werden, oder es nicht gelingen, die Ausbreitung des Coronavirus rasch einzudämmen, sei ein nationaler Lockdown nicht auszuschliessen, um das Gesundheitssystem vor einem Zusammenbruch zu schützen. «Jeder Tag zählt», so die Taskforce.
Unterschiede zum Frühjahr
Es sei wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Situation jetzt – im Oktober –, im Vergleich zur Situation im Frühjahr einige Unterschiede aufweist. Erstens seien die Massnahmen, die jetzt vorgeschlagen werden, weniger streng als die des Lockdown.
Zweitens hätten die Menschen zum Zeitpunkt der Verhängung des Lockdown bereits begonnen, ihr Verhalten zu ändern, indem sie ihre Mobilität einschränkten. Auf der Grundlage der aktuellen Mobilitätsdaten würde dies jetzt nicht geschehen, schreibt die Taskforce weiter. Dies werde durch die Tatsache bestätigt, dass seit dem 5. Oktober mehr als 1000 Fälle pro Tag aufgetreten sind, und wenn die Bevölkerung ihre Mobilitätsgewohnheiten aufgrund der Besorgnis über die Ausbreitung des Virus geändert hätte, hätte dies den Anstieg der neuen Fälle verlangsamen müssen, was aber nicht geschah.
Drittens stehe der Winterbeginn an, und die Wetterbedingungen würden sich verschlechtern. Die bedeute laut Taskforce, dass die Menschen mehr Zeit in geschlossenen Räumen verbringen werden, was eine Ansteckung begünstigen werde. (htr)