Angesichts der schrittweisen Lockerung der Pandemie-Massnahmen sei es «an der Zeit, der Bevölkerung eine Perspektive aufzuzeigen», forderten die beiden Stadtoberhäupter am Montag in einem gemeinsamen Appell an die Bundesregierungen in Bern und Berlin.
Die Bürgerinnen und Bürger beidseits der Grenze hätten sich diszipliniert an die Distanz- und Hygienemassnahmen gehalten, das zeige die sinkende Zahl der Corona-Fälle, sagte Oberbürgermeister Burchardt laut Communiqué. «Insofern wäre die Öffnung der Grenze auch ein Zeichen des Vertrauens aus Bern und Berlin.» [RELATED]
Doppelzaun im Zweimeter-Abstand
Deutschland hatte die Grenze zwischen Konstanz und Kreuzlingen am 16. März geschlossen und auf dem Parkareal am Bodensee einen Zaun hochgezogen. Dort trafen sich in der Folge viele Menschen. Am 3.
April installierten die Schweizer Behörden auf dem 350 Meter langen Grenzabschnitt einen zweiten Zaun im Abstand von zwei Metern.
Es hätten sich zu viele Personen an der Grenze versammelt, der Gesundheitsschutz sei ungenügend, begründete der Regionale Führungsstab Kreuzlingen den doppelten Zaun. Stabschef Simon Hofmann sprach von «herzzerreissenden Szenen»: Liebespaare, getrennte Familien, Freunde und Kollegen trafen sich am Zaun. Es wurde geküsst, Händchen gehalten und Kaffee getrunken.
Zunehmende Proteste
Seither gab es zunehmende Kritik und Proteste am Grenzzaun. Der Kreuzlinger Stadtpräsident wurde bei Justizministerin Karin Keller-Sutter vorstellig. Mitte April lockerte der Bund das rigorose Grenzregime in Härtefällen, etwa für Familien und für die Betreuung von erkrankten und betagten Angehörigen.
«Mit unserem erneuten Appell fordern wir die Regierungen dringlich auf, die Grenze wieder zu öffnen und somit die massiven Einschränkungen für unsere Bevölkerung aufzuheben», schreiben Niederberger und Burchardt. Die Stadtoberhäupter hoffen auf einen schnellen Entscheid aus Bern und Berlin.
Über viele Jahrzehnte hinweg seien die Städte Konstanz und Kreuzlingen zusammengewachsen und hätten sich zu einem gemeinsamen, aktiven Lebensraum entwickelt. Die Bürgerinnen und Bürger, die Wirtschaft, die Politik, die Kultur sowie Versorgungsstrukturen seien eng miteinander verbunden. (sda)