Die Regierungen der vier Kantone Freiburg, Waadt, Neuenburg und Wallis einigten sich darauf, auf die bundesrechtlich noch zulässigen Ausnahmemöglichkeiten zu verzichten. Damit sollen die Regeln mit denjenigen in den Nachbarkantonen Bern, Genf und Jura koordiniert werden.
Die beschlossenen Massnahmen berücksichtigten die Entwicklung der Epidemie, insbesondere die Stabilisierung der Fallzahlen auf hohem Niveau sowie die jüngste Mutation des Virus, heisst es am Dienstag in einer gemeinsamen Mitteilung der Kantone. Die Massnahmen gelten bis zum 22. Januar und entsprechen grösstenteils denjenigen in der übrigen Schweiz.
Am Montag hatte schon der Kanton Genf angekündigt, dass die Restaurants, Bars, Sport-, Freizeit- und Kultureinrichtungen ab Mittwoch um 23.00 Uhr wieder schliessen müssten. Begründet wurde dies damit, dass die Reproduktionszahl wieder auf über 1 geklettert ist. Auch der Kanton Jura hat den Schwellenwert 1 bereits überschritten und stellt ab dem (heutigen) Dienstag auf das Bundesregime um.
Ausnahmen für Hotelgäste
Der Kanton Wallis schreibt, dass er sich keinen Alleingang erlauben könne, auch wenn die Voraussetzungen für die Beibehaltung bestimmter Lockerungen im Kanton aktuell noch gegeben seien. Nicht betroffen von den Einschränkungen sind Restaurants und Bars in Hotels.
Diese dürfen im Wallis ab dem 27. Dezember bis 23 Uhr geöffnet bleiben, in der Silvesternacht sogar bis 1 Uhr. Solche und ähnliche Privilegien geniessen Hotelgäste auch in anderen Kantonen.
Solange der Reproduktionswert unter 1 bleibt, dürfen im Wallis, in Neuenburg und in der Waadt auch Geschäfte abends und an Sonntagen geöffnet sein, sofern sie eine kantonale Bewilligung haben. Sport-, Kultur- und Freizeiteinrichtungen werden in allen Westschweizer Kantonen geschlossen, Museen, Galerien und Bibliotheken dürfen teilweise offen bleiben.
Der Walliser Staatsrat hat zudem beschlossen, die erteilten Bewilligungen für den Betrieb der Skigebiete beizubehalten. Diese würden widerrufen, wenn der Grenzwert von 260 neuen Covid-19-Infektionen (über einen Durchschnitt von sieben Tagen) erreicht werde oder wenn die Spitalkapazitäten nicht mehr gewährleistet sind, heisst es laut Mitteilung.
Sandwich nicht im Schnee essen
Im Kanton Waadt dürfen die Cafés und Restaurants auch in den Skigebieten geöffnet bleiben, solange die Reproduktionsrate unter 1 liegt, wie der Waadtländer Wirtschaftsminister Philippe Leuba (FDP) am Dienstag bekannt gab.
«Wir sind die einzigen, die dies tun, aber die Entscheidung wurde in voller Übereinstimmung mit dem Kantonsarzt getroffen», sagte Leuba und ergänzte: «Wir glauben, dass es ein gesundheitliches Interesse gibt, wenn Familien, die Ski fahren, heisse Schokolade trinken können. Und wir wollen nicht, dass ein Kind mittags sein Sandwich im Schnee essen muss.»
Die Reproduktionsrate des Virus liegt im Kanton Waadt mit 0,93 vorerst unter der Marke von 1. Die Behörden erwarten allerdings, dass dieser Wert steigen und die Schwelle sogar überschreiten wird. Es sei deshalb keine andere Wahl geblieben, als Massnahmen zu ergreifen. «Wir konnten die Auswirkungen von Familienfeiern nicht mit offenen Restaurants in Einklang bringen», fügte Leuba hinzu.[RELATED]
Ab dem 27. Dezember sei der Umsatz in den Restaurants aber von geringerer Bedeutung. Die Restaurants ab Samstagabend um 23 Uhr zu schliessen, scheine die für die Branche am wenigsten schädliche Periode zu sein, zumal viele Betriebe ohnehin schliessen würden.
Der Waadtländer Staatsrat erklärte, dass seit dem Wochenende Gespräche mit den Bundesräten Alain Berset und Guy Parmelin stattgefunden hätten. In den nächsten Wochen wollen die Regierungen der Westschweizer Kantone ihren Austausch fortsetzen, in engem Kontakt mit den Bundesbehörden bleiben und eine Bestandesaufnahme im Hinblick auf den Schulbeginn Anfang Januar vornehmen.
Der Bundesrat hatte angekündigt, am 30. Dezember eine Zwischenbilanz zu ziehen und sich die Möglichkeit vorzubehalten, zusätzliche Massnahmen zu ergreifen, falls sich die Situation weiter verschlechtern sollte. (sda)