Vor Corona konnte sich der Tourismus im Kanton Bern rühmen, breit aufgestellt zu sein. Orte wie Interlaken oder Grindelwald zogen ausländische Touristen aus aller Welt an. Die traditionelle Gästestruktur mit Asiaten, Amerikanern, Engländern und Deutschen wurde in den vergangenen Jahren erweitert etwa mit Gästen aus Indien, Südamerika und den Golfstaaten.
Doch die Coronapandemie mit ihren Reiserestriktionen liess den Gästestrom aus Übersee versiegen. Praktisch nur noch Schweizer und Gäste aus dem europäischen Ausland reisten in die Tourismusdestinationen des Kantons Bern.
Der Anteil der Schweizer Gäste an den Logiernächten verdoppelte sich gegenüber der Vorjahressaison, wie aus einem Newsletter des Berner Wirtschaftsamts vom Mittwoch hervorgeht. Der Anteil der europäischen Gäste blieb immerhin stabil. Namentlich die inländischen Gäste haben den Berner Tourismus im Sommer gestützt. Doch vielerorts reichte dies nicht aus, um die Verluste der ausbleibenden ausländischen Kundschaft auszugleichen.
Bei den Logiernächten resultierte im Sommer ein historisches Minus von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Rund 1,2 Millionen Logiernächte wurden verbucht.
Unterschiedliche Auswirkungen
Zu schaffen machte dem Berner Oberland, dass es im Vergleich zur Schweiz und den Tourismuskantonen Graubünden und Wallis bisher stark auf ausländische, namentlich aussereuropäische Gäste gesetzt hatte.
Wie stark der Wegbruch ist, variiert je nach Gästestruktur eines Orts. In den zehn Gemeinden mit den höchsten Logiernächtezahlen in der Sommersaison 2019 betrugt der Rückgang zwischen lediglich 8 und
60 Prozent.
In Interlaken und Bern ist der Rückgang aufgrund des hohen Anteils asiatischer Gäste am grössten. In Grindelwald, wo mit 220'000 Nächten in der Sommersaison 2020 am meisten Logiernächte verzeichnet wurden, liegt der Rückgang bei 47 Prozent. Lauterbrunnen ist vor allem bei amerikanischen Gästen ein beliebtes Ferienziel – auch hier konnten die Ausfälle kaum mit inländischen Gästen kompensiert werden.
In Saanen, Adelboden oder Sigriswil hingegen war der Rückgang vergleichsweise moderat, weil in diesen Gemeinden der Anteil an einheimischen Gästen traditionell hoch ist.
Nun steht den Tourismusorten ein wahrscheinlich auch nicht einfacher Winter bevor. (sda)