Damian Constantin, laut einer repräsentativen Studie von Schweiz Tourismus und der RDK treten Massen- und Übertourismus in der Schweiz punktuell auf, sind aktuell aber nicht von nationaler Relevanz. Dennoch nehmen die beiden Gremien das Thema auf und setzen auf mehr Sensibilisierung. Warum?
Durch die Sensibilisierung möchten wir sicherstellen, dass potenzielle Probleme frühzeitig angegangen werden. Wir setzen uns dafür ein, dass die Koexistenz der verschiedenen Stakeholder bestmöglich funktioniert. Die Lebensqualität der Bevölkerung und deren Verständnis für den Tourismus sind entscheidend für diese Koexistenz. Wir wollen mit diesem präventiven Ansatz erreichen, dass der Tourismus nachhaltig und auf die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung abgestimmt ist, um damit auch ein hochwertiges Tourismuserlebnis zu bieten. Dabei ist es auch wichtig, die Gäste betreffend unsere Kultur und unsere Gepflogenheiten zu sensibilisieren.
Welche konkreten Massnahmen sind geplant, um die Akzeptanz des Tourismus in der Bevölkerung nachhaltig zu fördern?
Ein erster wichtiger Schritt war die mit Schweiz Tourismus gemeinsam durchgeführte qualitative und quantitative Umfrage in der Schweizer Bevölkerung zur Tourismusakzeptanz. Aufbauend auf den Ergebnissen, wurde Ende August ein Workshop mit den Regionen und verschiedenen Branchenvertretern durchgeführt. Ziel war es, bestehende Massnahmen zu stärken und neue zu initiieren. Mehr Details hierzu werden im Frühjahr 2025 kommuniziert. Vorerst geht es darum, die definierten Massnahmen zu evaluieren, zu diskutieren und auszuarbeiten.
Es geht darum, Reisen so zu gestalten, dass sie in Einklang mit bestimmten Werten stehen.
Was verstehen Sie unter werteorientiertem Tourismus. Wie sieht dieser in der Praxis aus?
Tourismus, der nicht nur wirtschaftliche Aspekte, sondern auch ethische, soziale, ökologische und kulturelle Werte in den Fokus stellt. Es geht darum, Reisen so zu gestalten, dass sie in Einklang mit bestimmten Werten wie Respekt vor der lokalen Kultur, Fairness gegenüber der lokalen Bevölkerung und dem Umweltschutz stehen. [RELATED]
Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung für die Entwicklung des Schweizer Tourismus?
Diese Zusammenarbeit ist zentral. Nur wenn es uns gelingt, das Verständnis für die Bedeutung des Tourismus bei der einheimischen Bevölkerung zu verbessern und sie damit als Botschafterin für den Tourismus zu gewinnen, können wir den Gästen ein qualitatives Erlebnis vor Ort bieten. Dieses Qualitätsbestreben funktioniert nur dann, wenn die Bevölkerung aktiv in die touristische Planung miteingebunden wird, was bereits heute vielerorts sehr gut gemacht wird.
In welchen Bereichen sehen Sie aktuell den grössten Handlungsbedarf in der Schweizer Tourismusbranche?
In der Schweizer Tourismusbranche gibt es aktuell mehrere Bereiche mit grossem Handlungsbedarf, die ein ganzheitliches Verständnis des Tourismus als System erfordern, in dem alle relevanten Partner aktiv eingebunden werden. Diese Herausforderungen umfassen ökologische, soziale, ökonomische und technologische Aspekte und verlangen nach einem systematischen Ansatz, um nachhaltige Lösungen zu finden. Diese Lösungen finden wir nur gemeinsam.