Italien schliesst wegen der Coronavirus-Krise alle Skianlagen im ganzen Land. Dies sei in Absprache mit dem Zivilschutz beschlossen worden und gelte ab Dienstag, teilte Regionenminister Francesco Boccia am Montag mit. Schon zuvor hatte Südtirol die Wintersaison für beendet erklärt. Die Gastbetriebe und Seilbahnbetreiber verpflichteten sich zu einem vorzeitigen Ende der Saison, teilte der Hoteliers- und Gastwirteverband mit. Die Unternehmen würden bis mindestens 3. April schliessen.
«Unseren Betrieben empfehlen wir, sich zu bemühen, den Gästen im Rahmen der Möglichkeiten Ausweichtermine anzubieten und bei Stornierungen möglichst kulant entgegen zu kommen», hiess es in der Mitteilung. Die Skilifte waren in der Lombardei bereits gesperrt. Italien ist besonders stark von der Coronavirus-Krise betroffen und hat die Region Lombardei sowie 14 Provinzen zu Sperrzonen erklärt.
Ganz Italien wird zur Sperrzone
Es gebe keine Zeit zu verlieren, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, sagte Ministerpräsident Giuseppe Conte am Montagabend in Rom. Internationale Zug- und Flugverbindungen sowie der öffentliche Nahverkehr sollen nicht ausgesetzt werden. Dafür bleiben Schulen, Universitäten und Kindergärten in ganz Italien bis mindestens 3. April geschlossen. Auch alle Sportveranstaltungen, eingeschlossen die Spiele der Serie A, werden ausgesetzt. Rund 60 Millionen Menschen sind von den Massnahmen betroffen.
9172 Infektionen wurden in Italien bis Montag erfasst, das sind fast 1800 Fälle mehr als am Vortag, wie aus den Zahlen des Zivilschutzes hervorgeht. Die Zahl der Toten erhöhte sich von 366 auf 463, davon allein 333 in der Lombardei mit ihrer Metropole Mailand. 724 Patienten sind wieder genesen. Conte, der sich mit der EU-Kommission auf zusätzliche Defizitflexibilität in der Grössenordnung von 7,5 Milliarden Euro zur Eingrenzung der negativen Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie auf die italienische Wirtschaft geeinigt hat, will von Brüssel noch mehr Spielraum fordern.
Erste Tote in Deutschland
Erstmals starben am Montag auch in Deutschland zwei Menschen nach Erkrankungen mit dem neuen Coronavirus. Beide Todesfälle wurden am Montag in Nordrhein-Westfalen bekanntgegeben.
Unterdessen meldete auch Zypern seine ersten Coronavirus-Fälle. Bei zwei Menschen habe sich eine Infektion mit dem Erreger der Lungenkrankheit Covid-19 bestätigt, teilte das zyprische Medien- und Informationsamt am Montag mit. Damit gibt es nun in allen Mitgliedsstaaten der EU Infektionsfälle.
Ansteckungen in China sinken weiter
In China starben weitere 22 Menschen an den Folgen des neuartigen Coronavirus. Die Zahl neu Infizierter sank nach offiziellen Angaben weiter auf landesweit 40 Fälle. Es wird jedoch eine hohe Dunkelziffer vermutet. An Covid-19 sind in China bislang mehr als 3000 Menschen gestorben. Über 80'735 Infektionen wurden nachgewiesen, jedoch gelten mehr als 58'000 Patienten mittlerweile als geheilt.
Im Iran habe sich innerhalb von 24 Stunden die Zahl der Toten von 194 auf 237 erhöht, sagte Ministeriumssprecher Kianush Dschahanpur am Montag in Teheran. Die Zahl der offiziell erfassten Ansteckungen im Land kletterte auf 7161 ? 595 mehr als am Vortag. In Afrika steigt die Zahl der Infizierten langsam an. Das Virus wurde in mindestens neun Ländern nachgewiesen.
Höhepunkt im Sommer?
Die meisten Coronavirus-Infizierten haben nur eine leichte Erkältungssymptomatik mit Frösteln und Halsschmerzen, die innerhalb von wenigen Tagen verschwindet, oder gar keine Symptome. Etwa 15 von 100 Infizierten erkranken schwer, betroffen sind vor allem ältere Menschen oder solche mit Vorerkrankungen.
Das Frühjahr und der Sommer mit wärmeren Temperaturen dürften die Ausbreitung des Coronavirus entgegen erster Experteneinschätzungen nicht sehr stark verlangsamen. Es sei wohl damit zu rechnen, «dass wir direkt in eine Epidemiewelle hineinlaufen», sagte der Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité, Christian Drosten, am Montag in Berlin. «Das heisst, wir müssen damit rechnen, dass ein Maximum von Fällen in der Zeit von Juni bis August auftreten wird», ergänzte Drosten in einem NDR-Podcast. (sda dpa apa afp reu)