Das Bündner Bergdorf Vals holt sich von Investor Remo Stoffel «seine» Therme zurück – für den symbolischen Preis von einem Franken. Am Freitagabend hat die Gemeindeversammlung den Modalitäten zugestimmt. Wieder mit an Bord ist Therme-Architekt Peter Zumthor.
Die Valser Bevölkerung stimmte einstimmig für den Rückkauf. Demnach holt sich die Gemeinde die berühmte Felsentherme von Remo Stoffel und seiner Priora Suisse AG für einen Franken zurück und führt sie in eine gemeindeeigene Stiftung über.
Immobilienunternehmer Stoffel behält das Nutzungsrecht an der Therme aber auch die Verpflichtung, sämtliche Kosten und Risiken von Betrieb und Unterhalt zu tragen. Weiter wurde vereinbart, dass die Therme für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben muss und nicht etwa nur für Gäste des Therme-Hotels.
Die Möglichkeit, das Bad für eine symbolischen Betrag zurückzukaufen, war bereits 2012 im Vertrag mit Stoffel vorgesehen, als ihm die Gemeinde das Thermalbad zusammen mit dem Therme-Hotel für 7,8 Millionen Franken verkaufte. 2017 beschlossen die Valser, von diesem Recht Gebrauch zu machen. Doch erst jetzt, nach jahrelangen und laut dem Gemeindevorstand schwierigen Verhandlungen, war das Geschäft spruchreif.
Bestand der Therme gesichert
Einfluss auf den Betrieb des Thermalbades werden die Valser zwar auch nach dem Rückkauf kaum haben. Sie erhalten aber Sicherheit, dass die Therme weiterbesteht und dass sorgsam mit der denkmalgeschützten Architekturperle umgegangen wird.
Bauliche Veränderungen müssen vom Stiftungsrat bewilligt werden. Sollte der Betrieb eingestellt werden - und sei es nur vorübergehend - haben Stiftung und Gemeinde das Recht, die Felsentherme selber zu betreiben. Mit dem Rückkauf werde sein Vorschlag anlässlich der Abstimmung vor zehn Jahren - endlich - umgesetzt, schrieb Stoffel auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Er habe mit diesem Vorschlag den Valsern die Angst nehmen wollen, dass ein Privater mit der Therme «schnöde Spekulationsgewinne einstreicht».
Zumthor im Stiftungsrat dabei
In dreiköpfigen Stiftungsrat mit dabei ist auch Therme-Schöpfer Zumthor, zusammen mit je einem Vertreter von Gemeinde und Bündner Heimatschutz. Der Stararchitekt soll laut dem Gemeindevorstand die "Bewahrung des berühmten, denkmalgeschützten Bauwerks aus erster Hand gewährleisten". Gleichzeitig hilft sein Engagement, die letzten Gräben im Bergdorf füllen, die der Verkauf der Therme 2012 aufgerissen hatte.
Zum Verkauf hatte sich Vals damals entschlossen, weil es notwendige Millionen-Investitionen in die Infrastruktur des 1996 eröffneten Bades nicht stemmen konnte. In der Folge kämpften Zumthor und Stoffel intensiv um den Zuschlag der Gemeinde. Der bisweilen gehässige Abstimmungskampf spaltete das Dorf in zwei Lager. Schliesslich gab die Gemeindeversammlung Stoffel den Vorzug.
Gespaltenes Dorf
Ruhe kehrte nach dem Verkauf im Dorf nicht ein. Ein Teil der Bevölkerung rund um die «Gruppe besorgter Valser» konnte sich mit dem Verkauf an den zwar einheimischen, als Unternehmer aber umstrittenen Stoffel nicht abfinden. Viele konnten zudem nicht leben mit der Abkehr von Therme-Übervater Zumthor.
In der Folge mussten sich das Bundesgericht, die Geschäftsprüfungskommission des Bündner Parlaments und die Staatsanwaltschaft mit dem Verkauf befassen. Keine der Instanzen beanstandete das Geschäft. Danach glätteten sich in den letzten Jahren die Wogen in Vals etwas.
Dass die Therme nun wieder den Valsern gehört und Therme-Schöpfer Zumthor wieder mit von der Partie ist, dürfte die Gemüter weiter beruhigen. «Ich hoffe, dass dieser Schritt dazu beiträgt, die letzten Gräben im Dorf zu füllen», sagte Gemeindepräsident Stefan Schmid zu Keystone-SDA. Der Rückkauf der Therme habe einen versöhnlichen Aspekt.