Mit der Einigung wird die Scheidegg Hotels AG ihre Einsprache gegen das Projekt V-Bahn zurückziehen, schreiben die Jungfraubahnen in einer Medienmitteilung. Gleichzeitig regle die Vereinbarung die wichtigsten Bestandteile im Umgang mit dem Tourismus auf der Kleinen Scheidegg. Nach intensiven Verhandlungsrunden konnte nun eine für beide Parteien akzeptable Lösung erzielt werden, teilten sie mit.
«Geld floss keines», beteuert Urs Kessler, der CEO der Jungfraubahnen. Vielmehr komme man dem Hotelier entgegen, indem man unter anderem die Höhe der obersten Zwischenstützen reduziere, sagte Kessler der Nachrichtenagentur sda. Zudem soll die Kleine Scheidegg wieder stärker in Richtung Tradition ausgerichtet werden.Tipi und Valser-Zelt sollen neuen Angeboten weichen. Die Jungfraubahnen sind ausserdem bereit, ab Fertigstellung der V-Bahn auf das «Snowpenair» zu verzichten. Das Saisonschluss-Festival lockt seit 1998 jedes Jahr um die 10'000 Musikfans in die Höhe.
Die Einigung zwischen Bahn und Hotelier ist in einer Vereinbarung festgehalten, die am Dienstag unterzeichnet wurde. Von Almen hatte sich lange Zeit gegen das Projekt gewehrt, weil er eine Verschandelung der Landschaft befürchtete. Alles werde rücksichtlos auf den Massentourismus ausgerichtet, kritisierte er. Das Gleichgewicht zwischen Massen- und Individualtourismus gehe verloren. Für eine Stellungnahme war bisher nicht erreichbar.
Wettlauf gegen die Zeit
Für die Jungfraubahnen bedeutet die Einigung mit der Scheidegg Hotels AG ein wichtiger Meilenstein in der Projektplanung zur V-Bahn. Nach seinem Einlenken bleiben zwei Einsprachen zu bereinigen, wie CEO Kessler auf Anfrage sagte. In beiden Fällen suche man weiter nach einer einvernehmlichen Lösung. Bei der Einsprache von zwei Umweltverbänden ist Kessler zuversichtlich, dass eine Einigung zustande kommt. Eine «grosse Herausforderung» ist für ihn die Einsprache eines widerspenstigen Grundstückbesitzers. Eine Enteignung kann er nicht ausschliessen – wenngleich die Jungfraubahnen das eigentlich vermeiden möchten, wie Kessler betonte.
Das 400 Millionen Franken schwere V-Bahn-Projekt gibt in der Region seit Jahren zu reden. Die neue Bahn soll sowohl den Eigergletscher aus auch den Männlichen erschliessen. Ab einem gemeinsamen Terminal in Grindelwald Grund soll eine 3S-Bahn zum Eigergletscher und eine Zehnergondelbahn zum Männlichen führen. Ziel bleibt der Baubeginn im Frühsommer 2018. Im Fall der Männlichenbahn ist es ein Wettlauf mit der Zeit, denn die Konzession der bestehenden Gondelbahn aus dem Jahr 1978 läuft bald ab. Die neue Männlichenbahn könnte nach den aktuellen Plänen Ende2019 eröffnet werden, der Eiger-Express ein Jahr später im Jahr 2020. (sda/og)