Hotelplan Suisse ist damit künftig nur noch mit einem Reisespezialisten in der Westschweiz präsent. Die drei Travelhouse-Agenturen in Genf, Sitten und Morges gehen an Tourisme Pour Tous über, die Filiale in Lausanne wird geschlossen. Tourisme Pour Tous baut zudem sein Angebot aus. Das Rebranding der drei Filialen solle bis Ende 2020 abgeschlossen sein, teilte Hotelplan am Montag mit.
Beide Marken hätten bislang eine sehr ähnliche Position eingenommen, aber sich auch konkurrenziert, begründete die Migros-Reisetochter den Schritt. Im Rahmen der nun abgeschlossenen Restrukturierung habe man entschieden, der Marke Tourisme Pour Tous in der frankophonen Schweiz mehr Gewicht zu geben. «Wir hatten diese Veränderung schon länger im Visier», sagte der neue Hotelplan-Suisse-Chef Tim Bachmann im Interview mit dem Fachmagazin «Travel Inside». «Jetzt setzten wir sie in der Krise schnell und konsequent um.»[RELATED]
Massiver Stellenabbau
Nebst dem Standbein in der Romandie wird auch Travelhouse Sports aufgegeben. «Wir behalten nur den Bereich Golf, alles andere werden wir nicht mehr machen», sagte Bachmann. Aus heutiger Sicht müsse er sagen, das Geschäft sei soweit gutgelaufen, habe aber nicht mehr viel Potenzial. «Der Markt ist relativ klein.» Sport-Chef Roman Rogenmoser habe Hotelplan Suisse verlassen.
Die Coronakrise hat die Reiseanbieter stark getroffen: Viele Reisen mussten wegen den Reisebeschränkungen annulliert oder umgebucht werden. Aus diesem Grund hat die Hotelplan-Gruppe den Abbau von 170 Stellen beschlossen, wie Ende Juni bekannt wurde. Bei Hotelplan Suisse seien es 160 Stellen, betroffen seien 160 Mitarbeitende mit unterschiedlichen Pensen, sagte Bachmann. Auf die Frage, ob man mit weiteren Entlassungen rechnen müsse, sagte er: «Wir rechnen nicht damit, wir haben keinen weiteren Stellenabbau in Planung.»
Ausschliessen könne er das aber nicht.
Swiss-Rückzahlungen weiter ausstehend
Die Liquidität sei sichergestellt. Innerhalb der Migros-Familie gibt es einen Cash Pool, bei dem sich die einzelnen Migros-Unternehmen kurzfristig Geld ausleihen könnten. «Dort bedienen wir uns jetzt. Aber wir müssen das natürlich wieder zurückgeben, indem wir so bald als möglich wieder Gewinn machen.» Die ganze Hotelplan-Gruppe habe insgesamt wegen den Annullierungen von Reisen wegen des Coronavirus den Kunden bisher rund 800 Millionen Franken zurückerstattet.
«Wir haben immer noch grosse Ausstände bei den Airlines, die uns auch Rückerstattungen schulden», sagte Bachmann. Wenn die Swiss das Geld nicht so rasch zurückzahle, wie es das Gesetz vorsehe, müsse man sich in der ganzen Reisebranche rechtliche Schritte überlegen.
Bachmann rechnet weiter damit, dass Hotelplan Suisse bei Umsatz aufs Jahr gerechnet wohl ein Minus von mindestens 50 Prozent aufweisen wird. «Obwohl wir bis Anfang März sehr gut gearbeitet hatten.» Aktuell verzeichne Hotelplan einen starken Buchungseingang für Zypern und die griechischen Inseln, habe aber auch immer noch sehr viel zu tun mit Umbuchungen und Annullationen. (awp/sda)