Der Luftverkehr sei für die Schweiz von herausragender volkswirtschaftlicher Bedeutung, argumentierten Vertreter von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite nach einem Aviatik-Gipfel mit Vertretern von Aerosuisse (Dachverband der Luft- und Raumfahrt), dem Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB), dem Wirtschaftsdachverband Economiesuisse, von Kapers (Kabinenpersonal) und dem Schweizerischen Arbeitgeberverband.
Immerhin generiere der Luftverkehr in der Schweiz eine Wertschöpfung von mehr als 24 Milliarden Franken pro Jahr, was einem Arbeitsmarkteffekt von mehr als 138'000 Vollzeitstellen entspreche. Zahlreiche Arbeitsplätze in der Schweiz und viele Unternehmen hingen von einem funktionierenden Luftverkehr ab, betonten Arbeitgeber- und und Arbeitnehmervertreter am Freitag vor den Medien.
SGB warnt vor Stellenabbau
Die Flugbranche werde benachteiligt im Vergleich zu anderen Verkehrssektoren, sagte SGB-Chefökonom Daniel Lampart. Nirgends seien die Corona-bedingten Schutzbestimmungen so streng – dabei sei das Ansteckungsrisiko im Luftverkehr nicht besonders gross. Und: «Wenn sich die Voraussetzungen nicht bald ändern, droht in der Luftfahrt ein grosser Stellenabbau.»
Das Luftfahrt-Personal arbeite zu tiefen Löhnen, und die Angst vor Entlassungen greife um sich, gab Kapers-Präsidentin Sandrine Nikolic-Fuss zu bedenken. «Die Angestellten wollen arbeiten – und die Menschen wollen reisen», betonte sie.
Internationale Anbindung
Internationale Anbindung durch den Luftverkehr und Direktverbindungen mit einer Drehscheibe seien für ein kleines Land wie die Schweiz essenziell und ein unverzichtbarer Wirtschaftsstandort-Vorteil, betonte Economiesuisse-Chefökonom Rudolf Minsch.
Aerosuisse-Präsident und SVP-Nationalrat Thomas Hurter warnte, dass die «Hüst-und-Hott»-Politik des Bundesrates in der Bekämpfung der Corona-Pandemie das für den Luftverkehr existenzielle Sommergeschäft zunichte machen könnte. Dies würde wiederum nachhaltig negative Folgen für die Branche haben, sagte der Zürcher Politiker und forderte vom Bundesrat Planungs- und Rechtssicherheit.
Gemäss Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS) brach das Passagieraufkommen an Schweizer Flughäfen im vergangenen Jahr um drei Viertel ein. Unter dem Titel «Back in the Air» formulierten rund 50 Vertretende aus der
Luftfahrt, der Wirtschaft, dem Tourismus sowie der Sozialpartner der Flughafen Zürich bereits anlässlich des Besuches von Bundespräsident Guy Parmelin am Donnerstag Massnahmen, mit denen die Schweiz «zurück zur Reisefreiheit» finden solle. [RELATED]
Die Initiative die Abschaffung von Beschränkungen zwischen Ländern mit ähnlichem Ansteckungsrisiko, freies Reisen für alle, die Coronavirus-geimpft, -genesen oder negativ getestet sind und einen digitalen Impfpass.
Klimastreik lehnt Forderungen ab
Die Anliegen der Luftverkehrsbranche findet in der Klimastreik-Bewegung kein Gehör. Die Forderungen dieser «Back to the Air»-Initiative stiessen bei Klimastreik umgehend auf Ablehnung. Die «klimazerstörende» Flugbranche beute Arbeiter und Umwelt aus, und die Forderungen würden noch mehr Leid und Tod durch die Klimakrise verursachen, hielt die Bewegung am Freitag auf Twitter fest.
Für den Klimastreik sei klar, dass dies keine zukunftsfähige Lösung sei. Sie manifestiere die «klimazerstörende Praxis der Flugbranche» und sei nicht kompatibel mit dem von der Schweiz unterzeichneten Pariser Abkommen. Vielmehr seien ein Ausbau des internationalen Zugnetzes und ein grünes Job-Programm notwendig, hiess es in einer Mitteilung. (sda/htr/npa)