Noch nie in der Geschichte des STV-Bestehens war der Tourismus mit einer Krise wie der jetzigen konfrontiert. Die 88. Generalversammlung in St. Gallen stand entsprechend im Zeichen der Covid-19-Epidemie.
Namhafte Redner wie Bundesrat Guy Parmelin oder der St. Galler Regierungsrat Beat Tinner sprachen den anwesenden Touristikern Mut zu. Derweil bereitet die Branche neue Forderungen vor, um in Not geratene Betriebe zu unterstützen.
Der STV
Der Schweizer Tourismus-Verband wird von über 500 Mitgliedern getragen. Als nationaler Dachverband und nationale Netzwerkorganisation vertritt er die Interessen des Schweizer Tourismus gegenüber Behörden, in der Politik, in den Medien sowie in der Öffentlichkeit. Der Sitz der STV-Geschäftsstelle ist in Bern.
«Kreativität, Qualität und Vertrauen sind nötig»
«Noch ist es zu früh, für das laufende Jahr im Bereich Tourismus Bilanz zu ziehen. Es liegt aber auf der Hand, dass es mit einem beachtlichen Umsatz- und Übernachtungs-Rückgang abschliessen wird. Für ein Tourismusland wie die Schweiz sind für die Bewältigung dieses Einbruchs Kreativität, Qualität und Vertrauen nötig», sagte Bundesrat Guy Parmelin anlässlich seiner Rede in St. Gallen.
Tatsächlich ist die Tourismusbranche von den Massnahmen gegen die Ausbreitung der Covid-19-Pandemie in besonderem Masse betroffen. Trotz regionalen Rekordbuchungen während den Sommerferien sind viele Betriebe vor existenzielle Herausforderungen gestellt.
Die touristischen Verbände seien sich der von Bundesrat Parmelin angesprochenen Eigenverantwortung zur Bewältigung der Krise bewusst, schreibt der STV in einer Mitteilung. Dennoch seien aus ihrer Sicht weitere Massnahmen auf politischer Ebene nötig, um Konkurse im grossen Stil abzuwenden.
Dritter Tourismusgipfel steht bevor
«Wir fordern Massnahmen, welche kurz- bis mittelfristig die Überlebensfähigkeit der Tourismusbranche sichern und langfristig die Rahmenbedingungen schaffen, damit sich die Branche rasch erholen kann», fasst der St. Galler CVP-Nationalrat Nicolo Paganini, der als neuer STV-Präsident durch die Generalversammlung führte, zusammen. Die Tourismusverbände werden den Inhalt dieser Massnahmen am 31. August 2020 im Rahmen des 3. Tourismusgipfels mit Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga, Vizebundespräsident Guy Parmelin und Gesundheitsminister Alain Berset besprechen.
Im Kern fordern sie weitere finanzielle Unterstützung, für Betreibe, die trotz langjährig gesundem Wirtschaften in finanzielle Notlage geraten sind sowie die Verlängerung der Kurzarbeitsentschädigung für tourismustypische Arbeitsmodelle, sprich für Mitarbeiter auf Abruf oder befristete Angestellte. Ausserdem wird gefordert, dass die Aussetzung von OR Artikel 725 auch bei Covid-Plus Krediten zum Tragen kommt, um Überschuldungen aufgrund zu tiefer Eigenkapitalreserven zu verhindern.
Berno Stoffel neu im STV-Vorstand
Neben der dominierenden Covid-19-Thematik stand in St. Gallen auch eine Personenwahl auf der Traktandenliste. Der Verband Seilbahnen Schweiz war im STV-Vorstand zuletzt durch Interim-Direktor Sepp Odermatt vertreten. [IMG 2]
Per 1. Oktober 2020 wurde im Rahmen der Generalversammlung nun der designierte SBS-Direktor Berno Stoffel neu ins Gremium gewählt. Mit seiner Wahl komplettiert Berno Stoffel, der seit 2008 Leiter der Touristischen Unternehmung Grächen und gleichzeitig Direktor der dortigen Bergbahnen ist, den seit Ende März neu aufgestellten STV-Vorstand.
SDG-Dialog offiziell lanciert
An der heutigen Generalversammlung wurde als weiterer Programmpunkt der Schweizer SDG Tourismus-Dialog lanciert. Ein breit abgestütztes Konsortium, zu welchem auch der STV gehört, gab den Anstoss zum Projekt, welches vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) in Auftrag gegeben wurde.
Die Initiative will die globale Agenda 2030 mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, SDGs) in der Tourismusbranche stärker verankern. Das Konsortium besteht neben dem STV aus der Schweizer Stiftung für technische Entwicklungszusammenarbeit Swisscontact, der Stiftung myclimate, dem Schweizer Reise-Verband (SRV), der Fachhochschule Graubünden, dem Netzwerk Schweizer Pärke, dem Beratungsunternehmen ecos und der gutundgut gmbh.
Nachhaltige Tourismusentwicklung effizienter voranbringen
Die Initiative verfolgt das Ziel, dank Wissensaustausch die SDGs zielgerichteter und effektiver zu erreichen. Das Potenzial liege dabei in einer besseren Vernetzung sämtlicher Akteure im Schweizer Tourismus und der Förderung des praxisbezogenen Erfahrungsaustauschs.
Die Rolle des SDG-Dialogs besteht darin, die Nachhaltigkeitsziele bekannter zu machen, Wissen zusammen zu bringen, für Initiativen passende Partner zu suchen und diese aktiv im Netzwerk zu kommunizieren. Der Schweizer Tourismus-Dialog entwickelt in dem Sinne keine eigenen Projekte, sondern bringt engagierte Partner zusammen. (htr)