Man habe sich eine Reservationspflicht zwar überlegt, sagte VöV-Direktor Ueli Stückelberger, am Montag in der Sendung «Heute Morgen» von Radio SRF. Doch sei die Lage eine andere als für Bergbahnen, für die wegen der Pandemie Beschränkungen gelten. «Im öffentlichen Verkehr besteht eine Transportpflicht.»
«Wir möchten immer alle Leute transportieren können», erklärte Stückelberger. Die Transportunternehmen versuchten deshalb, auf anderem Weg, das Ziel zu erreichen. Viele, darunter SBB und Postauto, setzten zusätzliche Züge oder Busse ein, damit die Kundenströme möglichst verteilt werden könnten.
«Wir appellieren an die Kunden, zu schauen und gut belegte Züge möglichst zu meiden», sagte Stückelberger. Ausserdem würden Züge und Busse gereinigt. Die Transportunternehmen unternähmen also sehr viel. «Aber irgendwo stösst man auch an Grenzen.»
Bundespräsident Parmelin möchte Maskenpflicht für Nichtgeimpfte im öV
Bundespräsident Guy Parmelin hat sich in einem Interview für mögliche Privilegien für geimpfte Personen gegenüber Impfverweigerern ausgesprochen. Im öffentlichen Verkehr brauche es eine Maskenpflicht für Nichtgeimpfte, sagte der SVP-Bundesrat der «NZZ am Sonntag». Im öffentlichen Bereich müssten Massnahmen generell aber so milde wie möglich sein, erklärte der Wirtschaftsminister. «Ich gehe deshalb davon aus, dass auch ein negativer Test ausreicht, um Zutritt zu erhalten. Aber der Test muss vom gleichen Tag stammen.»
Parmelin gewichtet gemäss eigenen Worten das Sicherheitsinteresse «hoch». «Wenn ein Musikfestival einen Impfnachweis verlangt, fände ich das nachvollziehbar.» Private Veranstalter könnten grundsätzlich machen, was sie wollten, sie könnten Nichtgeimpfte ausschliessen. Der Bund müsse erst noch über die Regeln für den öffentlichen Bereich diskutieren. Weiter bekräftigte Parmelin, dass die Hygiene- und Distanzregeln «sicher noch eine Weile» gelten würden. Rund um die Impfungen gebe es noch verschiedene offene Fragen. «Wir wissen zwar, dass die Impfung vor einer Ansteckung schützt. Aber wir wissen beispielsweise noch nicht, ob Geimpfte das Virus übertragen können.»
Parmelin kritisiert Kantone
Nicht zufrieden ist der Bundespräsident mit den Kantonen in Bezug auf die Corona-Tests. «Die Kantone müssen jetzt wirklich vorwärts machen. Ich appelliere an sie, mehr zu testen.» Einige der Kantonen forderten die sofortige Öffnung von Restaurants, würden aber gleichzeitig zu wenig testen. «Das geht nicht.» Weil der Bund die Kosten für Massentests übernehme, sei es eine Frage des Willens und des verfügbaren Personals, sagte Parmelin. Der Bund könne aber die Kantone gesetzlich nicht zu Massentests zwingen. Solche seien aber auch im wirtschaftlichen Interesse der Kantone selbst.
Durch Tests könnten Infizierte ohne Symptome rasch ausfindig gemacht und isoliert werden. So würden Ansteckungsketten unterbrochen. Mit gezielten Testaktionen könnte zum Beispiel verhindert werden, dass Schulen für längere Zeit geschlossen werden müssten, sagte Parmelin. Und auch in Unternehmen könnten Arbeitsausfälle und Quarantänen verhindert werden. (sda og)