Verwaltungsratspräsident und Grossaktionär Samih Sawiris schoss eine Breitseite gegen internationale Medien und westliche Regierungen ab. In den westlichen Medien werde die Lage im Land am Nil völlig verzerrt dargestellt. Bei den Muslimbrüdern handle es sich nicht um friedliche Demonstranten gegen einen Putsch der Armee, die die Hälfte der Bevölkerung hinter sich hätten.
Die Muslimbrüder seien nur eine Minderheit von 5 Prozent, die die Gesellschaft nicht spalten könne. Ägypten sei keine gespaltene Gesellschaft, sagte Sawiris am Dienstag in einer Telefonkonferenz.
95 Prozent der Bevölkerung stünden hinter der Armee, Polizei und Justiz, die dem Aufruf des Volkes gefolgt seien und jene von der Macht entfernt hätten, die dabei gewesen seien, eine Diktatur von islamischen Fundamentalisten zu installieren.
Sawiris sieht Besserung der Lage
Vor der Revolte gegen die Regierung der Muslimbrüder von Mohammed Mursi Anfang Juli seien die Spannungen im Lande viel grösser gewesen als jetzt. Heute herrsche eine gewisse Aufbruchsdynamik. Die Reisewarnungen der westlichen Regierungen nannte Sawiris völlig übertrieben. Das sei Angstmache der Touristen, die durch die deutsche Regierung orchestriert sei.
Die Darstellung von der Grösse der Demonstrationen der Muslimbrüder in westlichen Medien sei völlig übertrieben. Sobald das Bild der falschen Darstellungen verblasst sei, werde Ägypten wieder einen Aufschwung erleben wie schon so oft nach Terroranschlägen, die das Geschäft nur wenige Monate gebremst hätten. Bereits im Oktober oder November erwartet Sawiris eine Besserung der Lage.
Verlust massiv grösser
Im ersten Halbjahr waren die Auswirkungen der Turbulenzen auf die Orascom-Gruppe, die hauptsächlich der Familie Sawiris gehört, bitter: Unter dem Strich weitete sich der Verlust von 27,3 Mio. auf 48 Mio. Franken aus.
Der Betriebsverlust vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) vergrösserte sich von 2,5 Mio. auf 15,7 Mio. Franken. Gleichzeitig gab der Umsatz um 10,3 Prozent auf 118,3 Mio. Franken nach.
Schuld an den höheren Verlusten sind die stockenden Immobilienverkäufe in Ägypten und Oman, Wechselkurseffekte und das Minus der Andermatt Swiss Alps (ASA), die im Urner Ort ein Ferienresort baut. So konnte die Immobilien- und Bausparte nur noch 219 Verträge für neue Immobilien abschliessen. Vor einem Jahr waren es noch 298 Verträge gewesen.
Besser liefen dagegen die Hotels. Die Auslastung der rund 6700 Zimmer in Ägypten, Jordanien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und im Oman sei von durchschnittlich 54 auf 59 Prozent gestiegen. Der Fall der ägyptischen Währung habe jedoch den Betriebsgewinn heruntergezogen, hiess es.
Sawiris greift in eigene Tasche
Andermatt Swiss Alps, bei der Sawiris im Frühling selber wieder die Mehrheit von 51 Prozent übernommen hatte und dafür tief in die Tasche griff, rutschte tiefer in die roten Zahlen. Der Verlust vergrösserte sich von 4,3 Mio. auf 7 Mio. Franken.
Das Bild werde sich ändern, wenn im Dezember das Luxushotel The Chedi eröffnet werde, sagte Sawiris: Orascom müsse keinen Penny mehr in Andermatt investieren. «Was immer es an Cash braucht, werde ich bereitstellen.» (npa/sda)