«In der Schweizer Reisebranche herrscht Alarmstufe Rot,» sagte SRV-Präsident Max E. Katz am Donnerstag denn auch an der Medienkonferenz «Reisebranche – Quo vadis?».
Die Frage, wohin es geht, ist aber kaum zu beantworten. Die Unsicherheit ist derzeit zu hoch. Der SRV zumindest bezeichnet die unmittelbaren Aussichten als «rabenschwarz». Die Branche sei «grundlegend gefährdet».
Das zeigt auch eine Umfrage von Juni: Branchen-Vertreter hätten für das zweite Halbjahr 2020 einen Umsatzrückgang von 70 Prozent in Aussicht gestellt und ein unverändert hohes Niveau an Kurzarbeit. Bis zum Ende des Sommers dürften die Werte noch gestiegen sein, denkt der Verband.
3'000 Vollzeitstellen bedroht
Von einer Erholung scheint die Branche denn auch weiterhin weit entfernt. Deshalb ist für SRV-Präsident Katz klar: «Der Bundesrat und das Parlament müssen jetzt handeln.» Entsprechende Unterstützungsmassnahmen müssten zwingend im Herbst umgesetzt werden
Ansonsten seien 3'000 Vollzeitarbeitsstellen «akut» bedroht. In seinem «dringenden Hilferuf» an den Bundesrat fordert Katz deshalb eine Verlängerung der Kurzarbeit bis Ende 2021. Ausserdem seien Fixkostenzuschüsse nötig, ergänzte SRV-Geschäftsführer Walter Kunz.
Corona-Kredite reichen nicht
Corona-Kredite dürften das Problem derweil kaum lösen. Diese müssen innert fünf bis sieben Jahren zurückgezahlt werden. Ein Reisebüro mit einer in der Branche üblichen Gewinnmarge könnte das Darlehen aber im besten Fall frühestens innert zehn Jahren tilgen, erklärte Katz.
Was jetzt nötig sei, seien Hilfen nach dem Vorbild von Deutschland und Österreich. Dort erhalten Reisebüros im Moment bis zu 100 Prozent der Fixkosten von Staat erstattet. Und die Löhne der Mitarbeiter werden über Kurzarbeit gedeckt.[RELATED]
«Testen statt Quarantäne»
Abgesehen davon fordert der SRV mehr «Planungssicherheit» von der Politik. Heutigen Regularien seien «erratisch bis volatil», sagte Katz. So sei es etwa hinderlich, wenn die Reisende nie genau wüssten, welche Länder bald auf eine Quarantäne-Liste kommen.
Denn für viele Leute sei eine drohende Quarantäne kein einfaches Unterfangen und entsprechend hielten sie sich mit Auslandreisen zurück, so der SRV-Präsident weiter. Dieser fordert denn auch eine frühzeitige Ankündigung von Quarantäne-Massnahmen oder noch besser: «Testen statt Quarantäne». (sda)