Mit den Lockerungen der Einreisebestimmungen, den zunehmenden Impfzahlen und dem schönen Wetter kommt auch die Lust auf Sommerferien. Obgleich die Prognosen davon ausgehen, dass auch in diesem Jahr viele Schweizerinnen und Schweizer im Inland Ferien buchen, stehen auch Reise- und Ferienmöglichkeiten im nahen Ausland oben auf der Wunschliste.
Das zeigt auch eine Studie des Marktforschungsunternehmens ArgYou und der auf Tourismus und Reisen spezialisierten Kommunikationsagentur PrimCom, welche kurz vor den Sommerferien das das Online-Suchverhalten der Deutschschweizer bei ihrer Ferienplanung analysiert haben. Das Resultat: Nach Deutschland wird so oft gesucht wie nach keinem anderen Land. Überraschungen gibt es aber beim Camping sowie bei den Ferienhäusern und -wohnungen.
Die Auswertung der Suchanfragen auf insgesamt rund 190 Suchmaschinen, Sozialen Medien, Internetplattformen und E-Shops mit «.ch»-Domain zeigt: Bei den Einwohnern der Deutschschweiz steht Deutschland mit durchschnittlich 30'400 Suchanfragen pro Kanal mit deutlichem Abstand am höchsten im Kurs. Insgesamt sind so rund 5,8 Millionen Suchanfragen im Zeitraum vom 15. Mai bis 14. Juni auf das nördliche Nachbarland entfallen.
Auf Platz zwei liegt England mit durchschnittlich 18'400 Suchanfragen auf jedem der 190 Internetkanäle vor der Schweiz (17'700) und Österreich (15'700). Auf den Plätzen fünf bis zehn folgen die beliebten Sommerferiendestinationen Italien (11'700), Portugal (10'400), Spanien (10'000), Türkei (9000), Frankreich (8700) und Holland (7800).
Für die Untersuchung wurde erhoben, wie oft aus der Schweiz heraus innerhalb eines Monats ein europäisches Land in Kombination mit einem der Suchbegriffe «Ferien», «Sommerferien», «Urlaub», «Reise», «Einreise», «Hotel», «Camping» oder «Ferienhaus/-wohnung» durchschnittlich in den Suchfeldern der einzelnen Kanäle eingetippt wurde.
Nicht nur ausgewanderte Deutsche
Dagegen, dass es sich bei den Deutschland-Anfragen vorwiegend um in der Deutschschweiz lebende deutsche Staatsbürger handle, spreche, dass Deutschland auch in Kombination mit dem Suchbegriff Hotel an erster Stelle stehe, hiess es im Communiqué. Auch für Aufenthalte in Ferienwohnungen, Ferienhäusern und auf Campingplätzen bestehe grosses Interesse an Deutschland.
Damit weichen die Befunde von den Buchungen der grossen Reiseveranstalter ab. Während Griechenland in der Internetsuche lediglich auf Platz 13 kommt, stehen griechische Inseln wie Kreta, Rhodos oder Kos bei Hotelplan, Tui Suisse oder DER Touristik Suisse ganz weit oben auf der Buchungsliste.
Wer Sommerferien bei einem Reiseveranstalter buche, buche in der Regel eine Pauschalreise mit Flug und Unterkunft, erklärte Simon Benz von Primcom. Typischerweise seien dies Destinationen wie Spanien, Griechenland oder die Türkei.
Wer dagegen seine Ferien individuell zusammenstelle und vielleicht sogar mit dem eigenen Auto reise, reserviere mehrheitlich direkt bei den Anbietern und gehe nicht über einen Reiseveranstalter, erklärte Benz: Die Onlinemessung umfasse sämtliche Suchanfragen – unabhängig davon, wo oder ob letztlich gebucht werde oder nicht.
Argyou: Bild ist aussagekräftig
Auf die Frage, warum für ein aussagekräftigeres Bild nicht einzelne klassische Feriendestinationen wie Kreta, Korsika oder Sizilien einzeln gemessen worden seien statt ganze Länder, erklärte Argyou-Chef Christoph Glauser: «Wer beispielsweise Ferien auf Sardinien plant, sucht vor dem Hintergrund der komplexen Einreisebestimmungen pro Land automatisch auch nach dem Land. Somit sind die Aussagen aussagekräftig.»
In der digitalen Marktanalyse würden zur Sicherheit immer auch verschiedene Kombinationen gemessen, beispielsweise «Ferien Spanien» oder «Spanien Ferien». Denn die Suchanfrage der Nutzer seien in den letzten Jahren immer differenzierter geworden. (sda/npa)