«Es ist dramatisch wie kaum zuvor, da mache ich Ihnen gar nichts vor», sagte Schweiz Tourismus Martin Nydegger am Freitag in einer Onlinemedienkonferenz. «Wir erwarten Umsatzeinbussen von bis zu 35 Prozent für das laufende Jahr. Und wir befürchten für die Leistungsträger eine Konkurswahrscheinlichkeit von 20 bis 25 Prozent.» «Seit den Kriegsjahren um 1940 haben wir nicht mehr erlebt, was wir seit diesem Frühling 2020 erleben müssen», so Nydegger. Bereits jetzt (März bis Juni 2020) fehlen 8.7 Milliarden Franken an touristischer Wertschöpfung.
Für den Sommer rechnet die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) einen Einbruch von 37 Prozent, wie sie letzte Woche bekannt gegeben hatte. Dass die Schweizer ihre Ferien in diesem Sommer vermehrt im eigenen Land verbringen werden, könne den Wegfall der ausländischen Touristen nicht wettmachen. Während die Zahl der Übernachtungen in den Städten mehr als halbieren werde, betrage der Rückgang in den Bergen rund 20 bis 30 Prozent, schätzte die KOF.
Buchungen aus der Schweiz rund 40 Prozent höher als letztes Jahr
Das Vertrauen ins Ferien- und Reiseland Schweiz zurückgewinnen, nach dem Stillstand den Tourismus wieder ankurbeln, das sind die Ziele von Schweiz Tourismus (ST) in diesem Sommer. «Ich brauch Schweiz», jetzt erst recht, so die Botschaft der ausserordentlichen Sommer- und Städtekampagne, die in Zürich virtuell lanciert wurde. Zielpublikum sind zu Beginn die einheimischen Gäste sowie die Touristinnen und Touristen in Deutschland und Frankreich, gefolgt von weiteren europäischen Ländern.
«Der Binnentourismus wird eine entscheidende Stütze sein», sagte der ST-Chef mit Blick auf die zuletzt stark steigenden Buchungszahlen im eigenen Land. Die Buchungszahlen von einheimischen Gästen sind derzeit rund 40 Prozent höher als im vergangen Jahr, während ausländische Buchungen immer noch stark rückläufig sind.
Der neue Slogan «Ich brauch Schweiz.» sei dabei langfristig ausgelegt :«Wir planen mit der neuen Kampagne auf mehrere Jahre hinaus», betonte André Hefti, Marketing-Leiter von Schweiz Tourismus.Es handle sich um eine der grössten globalen Werbeoffensiven, die ST in den letzten Jahren lanciert hat.
Sicherheit und Flexibilität im Vordergrund
Mit dem Label «Clean & Safe» und der neuen Hotelbuchungsplattform «Kostenlose 48-Stunden-Stornierung» reagiert ST auf die Gästebedürfnisse nach Sicherheit und Sauberkeit sowie grosser Flexibilität bei der Buchung.
Für eine bessere Gästelenkung und Begeisterung neuer Zielgruppen werden neue Ferienerlebnisse als Geheimtipps und verborgene Juwelen prominent ins Marketing-Schaufenster gestellt. In einer neuen Hotel-Suchmaschine steht zudem mit wenigen Klicks die ganze Bandbreite des Schweizer Unterkunftsangebots zur Verfügung, vom Alpenchalet bis hin zum Designhotel.
Europa und Übersee folgen auf den Markt Schweiz
Dank des eigenen «Market Indicator System» analysiert ST den Weltmarkt tiefgehend und ist in der Lage, den besten Moment für den Neustart der Marketingaktivitäten in jedem Markt zu bestimmen. Die Marktbearbeitung erfolgt also zeitversetzt, zuerst in der Schweiz und in den Nachbarländern Deutschland und Frankreich, dann in allen europäischen Nahmärkten und schliesslich in den Fernmärkten Ost und West.
In der Schweiz wird unter anderem mit dem bekannten Deutschschweizer Humor-Duo Divertimento sowie den Westschweizer Komikern «Vincent & Vincent» für Ferien dies- und jenseits des Röstigrabens geworben.
Zusätzliche Bundesgelder als nachhaltige Unterstützung
Angesichts der grossen Schäden, welche die Pandemie im Schweizer Tourismus angerichtet hat und teilweise weiter anrichtet, hat das Parlament eine substanzielle Unterstützung der Branche gesprochen. Von den 40 Millionen Franken gehen 20 Millionen Franken zur Entlastung an die Tourismuspartner, verteilt nach einem pragmatischen Schlüssel: Die touristischen Partner von ST erhalten «Marketing-Guthaben».
Die andere Hälfte der zusätzlichen Gelder fliesst direkt in die erwähnten, ausserordentlichen Marketingaktivitäten von ST. Dabei werden sie zu einem Drittel in diesem Jahr und zu zwei Dritteln im nächsten Jahr eingesetzt. 38 Prozent der Mittel werden in der Schweiz investiert, 35 Prozent in Europa und 20 Prozent in den Überseemärkten. Die verbleibenden 8 Prozent der Mittel fliessen in globale Sonderprojekte. (sda htr)
Der Werbeclip zur Kampagne:
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