Der E-Commerce Report Schweiz untersucht jährlich Stellenwert, Wandel und Trends des vernetzten Handels aus Sicht der Anbieter. Die seit 2009 jährlich wiederholte Langzeitstudie wird in Expertengesprächen und Fragenbogen ermittelt.
Die für die aktuelle Studie erhobenen Daten wurden zwischen Dezember 2016 und April 2017 erhoben und zeigen, dass eine Erschöpfung des Wachstums im E-Commerce auch im Jahr 2017 noch nicht zu erkennen ist. Die Dynamikhabe eher noch weiter zugenommen, wie die Studienteilnehmenden feststellen. Die Investitionsbereitschaft sei weiterhin sehr hoch und der Leistungswettbewerb hart. Auch auf fünf Jahre gesehen wird keine Trendwende erwartet. Stattdessen wird erwartet, dass Chat-basierte Interaktionsformen jene via Browser und Mobile-Apps erweitern werden.
Neues wagen
In der Schweiz legte der Onlinehandel im Jahr 2016 um weitere 8 Prozent zu. Von diesem Marktwachstum können aber nicht alle Online-Anbieter profitieren. In vielen Branchen dominieren grosse internationale Player, die sich wagen – und auch Kapital aufwerfen können –, sich von den «eigenen» Kunden zu lösen,undwissen,dasssiediesestetsaufsNeue(wieder-) gewinnenmüssen. Dabeiverlassen siesichnichtaufangestammteMarketinginstrumente,sondernprobierenkontinuierlichNeuesausundoptimierenihreAktivitätenanhandvonErfolgskennzahlen.Schliesslichwissensieauch,dassesklugist,inflexiblenPartnerschaftenzuarbeiten.ImVerkaufanB2C-KundenhabensiedenEinstiegindieTransformationgetan.
Laut den Studienverantwortlichen unter der Leitung von Ralf Wölfle, Leiter Kompetenzschwerpunkt E-Business an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, steht in der Schweiz eine Digitale Transformation im E-Commerce noch am Anfang.
Entwicklung im Gastgewerbe als Beispiel
Die Auseinandersetzung mit der Entwicklung im Beherbergungsbranche zeigt, wie schwierig das Erfassen und Reagieren auf die Veränderungen der Digitalen Transformation für eine Branche ist, die durch sehr viele Kleinbetriebe und fehlende Leitbilder gekennzeichnet ist. Missverständnisse, Überforderung und ein Mangel an Kooperationsbereitschaft lassen nicht erkennen, wie sich die Branche kurzfristig neu ausrichten könnte.
Auch der Verlust an Kunden, die ihre Gewohnheiten dauernd ändern, schmerzt das Übernachtungsgewerbe besonders. Dort verlieren die Anbieter immer mehr Direktbuchungen an die mächtigen Onlinebuchungsplattformen und stehen neuen digitalen Geschäftsmodelle wie etwa Airbnb gegnüber.
In Zusammenarbeit mit Roland Schegg von der Hochschule für Wirtschaft und Tourismus HES-SO Wallis und internationalen sowie nationalen Studienteilnehmenden aus dem Tourismus wie etwa hotelleriesuisse, Switzerland Travel Centre AG, Hotelplan Group, Tui Suisse, Swiss und den globalen Playern wie Booking.com und Google wird in der 9. und aktuellen Ausgabe des Reports das Thema «Transformation im Übernachtungsgewerbe» vertieft behandelt. Viele Konfliktfelder und Lösungsansätze aus der Beherbergungsbranche lassen sich auf andere Branchen übertragen.
Dieser Jahresschwerpunkt umfasst rund dreissig Seiten in der insgesamt 70-seitigen Studie, die vom Institut für Wirtschaftsinformatik der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW im Auftrag des Schweizer Online-Zahlungsverarbeiter Datatrans realisiert wurde.
Viele Aspekte, die in der Studie aufgenommen wurden, sind für das Beherbergungsgewerbe nicht neu. Der Schwerpunkt gibt aber einen umfassenden Einblick in die Herausforderungen der Branche im digitalen Vertrieb. (htr/npa)