Jung, wild und sexy – so präsentiert sich das «Five» im Hotelmarketing. Und auch im Haus spielt das eine oder andere Detail darauf an. Cocktails in der lang gezogenen, schillernden Penthouse-Bar im Dachgeschoss heissen zum Beispiel «Dancing Geisha» oder «Naked Pornstar». In den Hotelzimmern liegt das Fotobuch «Nude in Nature» mit 23 vom Fashion-Fotografen Stefan Imielski abgelichteten Schönheiten auf dem Sideboard. Eines der Restaurants heisst «Maiden Shanghai». Maiden – junge Schönheit, Jungfer, junge Frau. [RELATED]

Die Website des Partyhotels und die hochformatigen Displays im Haus zeigen denn auch anscheinend ungebundene junge Frauen, in Grüppchen unter ihresgleichen feiernd oder allein. Bilder von Pärchen im Pool oder beim Radfahren, wie sonst bei anderen Hotelauftritten, verwendet das «Five» kaum. Und dann gibt es noch die genderfreie «We dont care»-Toilette, die allen offen steht, also auch Paaren und anderen Unzertrennlichen in einer ausgelassenen Partynacht.

Auch ein Familienhotel
An einem Freitagnachmittag im Februar ist in den unteren Hotelgeschossen noch nichts zu spüren vom ausgelassenen Partyleben im Hotel. In einer Bar im ersten Stock trifft sich eine deutsche Familie zu Kaffee und Tee. Ein vielleicht eineinhalbjähriges Kind rennt in der fast leeren Bar umher. Unten in der Lobby kommt gerade eine Familie, vielleicht aus Indien oder dem Mittleren Osten stammend, mit ihren halbwüchsigen Kindern nach dem Spaziergang oder Stadtbesuch zum Haupteingang herein. Neben dem Feuer im Glaszylinder-Cheminée sitzt eine Mutter. Ihr Sohn spielt auf dem Notebook Schach. Es läuft Electropop mit entspannten 100 oder 109 Beats pro Minute.

General Manager Markus Rapatz will denn auch das Zielpublikum nicht auf eine bestimmte Altersgruppe eingrenzen. Viele Gäste stammen aus der Schweiz selbst, aus Deutschland und England, aber auch aus dem Mittleren Osten. Ob Leisure- oder Business-­Gäste – das «Five» richtet sich an beide Gruppen. «Wir definieren Luxus anders», sagt Rapatz. «Wir glauben, dass der Luxus darin besteht, die Zeit optimal zu verbringen.» Und somit scheint klar: Das «Five» richtet sich an alle, die sich davon angesprochen fühlen.

Lobby feiert Rock- und Popgrössen
«Tune in», wie der Eingangsbereich heisst, macht die Geschichte des Hauses sichtbar. Gebaut wurde es Ende der 60er-Jahre als Hotel Atlantis mit ypsilonförmigem Grundriss. Stars aus Rock und Pop logierten hier, Abba, Freddie Mercury, Elton John und später auch Rihanna. Heute zeigt das Hotel diese und andere Musiklegenden auf analogen Fotos und Wandgemälden. Die LED-Lampen leuchten in Nostalgiemikrofongehäusen. LP-Hüllen zeigen Stevie Wonder und Michael Jackson.

[GALLERY 1]

Vor dem Hoteleingang spürt man mit einer Metallskulptur des Ostschweizer Kunstschmids Franz Koster die Schweiz: Ein Strauss von 14 Meter hohen Alphörnern durchbricht das Vordach und ragt bis zur Terrasse des «Maiden Shanghai» hinauf. Überhaupt spielen die Terrassen eine wichtige Rolle, haben die Restaurants doch so die Möglichkeit, bei entsprechendem Wetter zahlreiche Plätze unter freiem Himmel anzubieten. Gegen Osten geniessen die Gäste den Panoramablick auf die Stadt. Auf dem Rundgang durchs Haus hebt Rapatz mehrmals den schönen Stadtblick hervor.

Wir definieren Luxus anders.
Markus Rapatz, General Manager«Five Zurich»

Auch wenn Nightlife und Party im «Five» im Zentrum stehen – ein klassisches Wellnessangebot hat das Hotel ebenfalls. Und es gibt den «Social Pool»: Am Becken hangwärts legt im Sommer ein DJ auf, es gibt Fleisch vom Grill, Drinks auf Tischchen im Wasser und einen Jacuzzi. Mit anderen Worten: Schwimmen steht beim Social Pool nicht im Vordergrund. Dieser dürfte Gäste, die in Ruhe ein Buch lesen wollen, weniger ansprechen. Externe Tagesgäste sind laut Rapatz willkommen. Die Preise der Tagestickets publiziert das Hotel online.

Für viele Gäste scheint der Social Pool noch die grössere Attraktion zu sein als die tolle Aussicht auf Zürich. Mindestens sollen dem Vernehmen nach die Zimmer zum Pool hin noch beliebter sein als jene mit Stadtblick.

[GALLERY 2]

Visitenkarte
Hotelname: Five Zurich

Ort: Döltschiweg 234, 8055 Zürich

Klassifikation: 5-Sterne-Superior

Baujahr: 1968–1970 gebaut als Hotel Atlantis von den Architekten Hans und Annemarie Hubacher

Anzahl Zimmer: 45 luxuriöse Suiten, 42 Lifestyle-Zimmer in Suitengrösse, Erweiterungsbau geplant mit 62 Zimmern (Amazing Rooms)

Zimmerkosten: 200 bis 3000 Franken pro Nacht

Auslastung: seit der Eröffnung Ende Juni 2022 durchschnittlich 67 Prozent

Zielgruppe: Leisure-Gäste und Business, Schweizer Kundschaft 37 Prozent

Seminare und Bankette: Seminare bis 160 Personen, Bankette bis 150 Personen

Weitere Leistungen: Restaurants: Maiden Shanghai (Chinesisch), Soul St. (Streetfood), The Vault (Weinbar und Zigarren-Lounge), The Penthouse Restaurant (Japanisch); Lounge, Bar und Club, After-Hours, Bathroom-Bar, Refive-Spa mit Indoorpool und Outdoor-Social-Pool

General Manager: Markus Rapatz

Besitzer: Five Holdings 

Interior Design für Instagram optimiert

Externe Gäste sind auch an den Partys im Club Penthouse willkommen. Penthouse: Vor Jahren hatte der Emir von Katar hier seine private Attikawohnung mit separatem Eingang, den das Hotel heute als VIP-Zugang zum Club nutzt. Hier und in anderen Restaurants des Hauses haben Innenarchitekten ein Interieur geschaffen, das Gästen zahlreiche Sujets für Instagram bieten soll. So passiert man etwa auf dem Weg zur Toilette und zur Bathroom-Bar eine Reihe von schwarzen Figuren mit neonblauen und -violetten Umrisslinien, die an eine James-Bond-Eingangssequenz denken lassen. In der Penthouse Lounge, wo es sich bei Clubsound speisen lässt, laufen Lichter im Takt der Musik über die Decke.

Zu den weiteren Instagram-Spots im Hotel gehören auch der bemalte Haupteingang des Hotels, die Wände des Soul-Food-Restaurants Soul St., die rote Telefonzelle mit Unterschriften aller berühmten DJs, die im Penthouse aufgelegt haben. «Die Gäste aus aller Welt erstellen spontan Inhalte auf all ihren Social-Media-Kanälen, so auch auf Tiktok», sagt Rapatz.

Die Restaurants im Hotel haben klare Themen – Japanisch, Chinesisch oder Streetfood. Fusion lautet allerdings das kulinarische Prinzip. Im japanischen «Penthouse» gibt es French Fries und Mashed Potato, im chinesischen «Maiden Shanghai» Wagyu Beef und Black Angus Rib Eye. Für Gäste, die sich eine Delikatesse gönnen wollen, steht Beluga-, Golden-Amur- und Imperial-Oscietra-Kaviar – 30, 50 oder 100 Gramm – auf der digitalen Speisekarte.

Club samstags am besten besucht
Auch vom Club aus haben Partygänger Aussicht auf die nächtliche Zürcher Skyline. Dieser bleibt an jenem Freitag am Februar kurzfristig geschlossen. An solchen Tagen und unter der Woche findet die Party in der Lounge statt, wo es an der langen Bar mindestens gleich beim DJ-Pult etwas Platz zum Tanzen gibt. Die meisten Gäste kommen jeweils samstags, weiss General Manager Markus Rapatz.

Die meisten Clubgäste kommen samstags.
Markus Rapatz, General Manager«Five Zurich»

Die Bildsprache des Hotelmarketings stimmt: Das Publikum in der Bar besteht in dieser Nacht schwerpunktmässig aus Grüppchen von jungen Frauen. Männer zahlen 30 Franken Eintritt, Frauen nichts.

Doch selbst in einem Luxus-Lifestyle-Hotel sollen Gäste im Zimmer auch dann Ruhe finden, wenn die Party noch in vollem Gange ist. Deswegen sorgt ein spezielles bauliches Raum-im-Raum-Konzept dafür, dass die 92 Dezibel im Club auf den Zimmeretagen praktisch unhörbar sind.

[GALLERY 3]

Und auch sonst sollen die Zimmer nicht ein Teil der Partyzone sein: Wer eincheckt, unterschreibt eine Erklärung, dass Rauchen in den Zimmern nicht erlaubt ist und dass andernfalls Reinigungskosten anfallen. Mit der Bathroom-Bar und der Cigar Lounge haben Hotelgäste im «Five» allerdings Möglichkeiten, in Innenräumen zu rauchen. Denn auch in dieser Hinsicht ist das Hotel niederschwellig und offen für alle: Ob Gäste Raucher oder Nichtraucher sind, spielt keine Rolle.


Andere Hotels mit dem Thema Musik und Party

Nhow Berlin: Gitarre aufs Zimmer

Das Nhow Berlin Hotel liegt an der Spree im Viertel Friedrichshain und in der Nähe von Bars, Cafés, Restaurants, Geschäften und Clubs. Die Nhow Music Night mit Newcomer-Konzerten findet an jedem ersten Samstag im Monat statt. Internationale Künstler stellen zudem im Hotel ihre Werke aus. Des Weiteren gibt es im Hotel ein eigenes Tonstudio. Der 24-Stunden-Zimmerservice liefert auf Wunsch Gitarren, Keyboards und Bluetooth-Lautsprecher.

Der New Yorker Designer Karim Rashid gestaltete die 304 Zimmer in einem futuristischen Look. Sie verfügen über iPod-Docking-Stations und Minibars inklusive Nagellack. Nebst dem regulären Buffet am Morgen gibt es im Hotel auch ein Frühaufsteher-Frühstück und am Wochenende Frühstück für Langschläfer – Partygänger können somit entweder gleich nach dem Ausgang oder auch später am Tag frühstücken.

Riders Laax: Musik, Design, gutes Essen

Das ehemalige «Riders Palace» galt lange Zeit als Partyhotel für ein junges, snowboardaffines und preissensibles Publikum. Doch die günstige Snowboarder-Herberge traf je länger, je weniger den Zeitgeist. Seit einer Neuausrichtung richtet sich das Riders Hotel in Laax an Gäste zwischen 20 und 50, welche die Leidenschaft für Musik, Snowboarden oder Skifahren, gutes Essen und Design teilen. Im Riders Hotel gibt es einen grosszügigen Fitnessraum für Kraftsport, Cardio und Yoga. Die Restaurants sind konsequent vegetarisch, die Köche verwenden regionale Produkte.

Herzstück des Hotels ist der hauseigene Club. Das Programm reicht von Rap bis zu elektronischer Musik. Es gibt Livekonzerte nationaler und internationaler Bands, DJ-Sets, Filmpremieren und Ausstellungen. Die meisten der 63 Zimmer sind Doppel- und Vierbettzimmer.

Hard Rock Hotel Davos: «Rock Om»

Im Hard Rock Hotel Davos dreht sich alles um die Musik. Gäste erhalten beim Check-in einen QR-Code, mit welchem sie auf die speziell aufs Hotel zugeschnittenen Spotify-Playlists zugreifen können. Jenen, die mit einer Gitarre umgehen können, stellt das Hotel eine Auswahl an Fender-E-Gitarren zur Verfügung. On-Demand-Videounterricht, Verstärker und Kopfhörer runden das Paket ab. Ausserdem können sich Gäste auf dem Zimmer eine Kollektion von zehn Vinyl-Alben auf einem Crosley-Plattenspieler anhören.

Das 4-Sterne-Superior-Hotel hat zudem eine Spa- und Wellnessanlage. Hier gibt es spezielle Massageerlebnisse mit Vibrationen durch Schallwellen. Das Yoga-Programm «Rock Om» des Hard Rock Hotel vereint nach eigenen Angaben «die Lebendigkeit der Musik mit der Gelassenheit der Yoga-Praxis».