Shania Colombo, wie geht es Ihnen wenige Tage nach dem Wettbewerb?
Ich bin erleichtert. Seit der Qualifikation bis zum Wettbewerb vergingen wegen der Verschiebung ganze zwei Jahre. Jetzt ist der Druck weg.

Sie haben in der Restauration die Bronzemedaille gewonnen: ein super Resultat.
Ich war erst einmal etwas enttäuscht, dass es nicht Gold geworden ist. Aber als mir einige Experten nach der Rangverkündigung gesagt haben, dass sie mich als Siegerin betrachten, hat mich das mit dem Resultat versöhnt.

Wenn Sie in den Augen der Experten die Siegerin waren, weshalb standen Sie dann nicht zuoberst?
Die Punkte haben anders entschieden. Aber für mich ist die Bronzemedaille Gold wert. 

Zwei Medaillen für die Schweiz
Die World Skills in den Sparten Restauration und Küche fanden vom 23. bis 26. Oktober in Luzern statt. Im Wettbewerb standen 30 Köche und 22 Restaurationsfachleute. Die Thurgauerin Shania Colombo (20) holte Bronze in der Restauration. Der 23-jährige Koch Rino Zumbrunn aus Baselland erkochte sich eine «Medal of Excellence».

Welche Disziplin machte Ihnen am Wettbewerb am meisten Spass?
Ich liebe es, vor Gästen zu flambieren, die Speisen am Tisch zuzubereiten und zu schöpfen. Deshalb haben mir der Bankettservice und das Fine Dining am besten gefallen. Ich konnte einen Sechsgänger vor den Gästen fertig zubereiten und aus Platten schöpfen.

Was raten Sie jungen Restaurantfachleuten, um erfolgreich zu sein?
Neben dem Fachtraining empfehle ich unbedingt ein Mentaltraining. Das hat mir sehr geholfen. Denn ganze 80 Prozent des Erfolgs läuft im Kopf ab. Und: Man muss im Training Pausen einplanen. Das habe ich vor den Swiss Skills nicht getan, damals wurde ich kurz vor dem Wettkampf krank.

Sie haben mehrere Monate trainiert. Weshalb lohnt sich dieser Aufwand?
Die Teilnahme an einem Wettbewerb öffnet viele Türen, weil man viele Leute im In- und Ausland kennenlernt. Für die Vorbereitung war ich je einen Monat in unterschiedlichen Betrieben, beispielsweise in Hongkong. Das hat mir viele Facetten der Gastronomie aufgezeigt, die ich vorher nicht gekannt habe. Beispielsweise habe ich gelernt, dass es schöne und sehr angenehme Bars gibt, an denen sich die Gäste Zeit für einen gepflegten Drink nehmen.

[IMG 3]Was war die grösste Herausforderung vor dem Wettkampf?
Da die Praktika sehr kurz waren, war es anspruchsvoll, sich in so schnell in ein Team zu intergriereren.

Und während des Wettkampfs?
Ich fand es schwierig, mich von den Schweizer Zuschauern nicht abgelenkt zu lassen. Ich musste einen Weg finden. Ich habe mich dann in meine eigene Welt zurückgezogen und so konnte ich mich gut konzentrieren.

Wie gehen Sie mit Druck um?
Da mein Ziel die Goldmedaille war, war der Druck recht hoch. Ich habe mir Teilziele gesteckt: Ich wollte an jedem Wettbewerbstag mit meiner Leistung zufrieden sein. Und das war ich. Deshalb habe ich am folgenden Tag wieder meine beste Leistung abliefern können. 

Die World Skills sind vorbei. Wie geht es nun weiter?
Kommende Woche werde ich als Expertin im Wettkampf «Young Talent Escoffier» junge Berufsleute beurteilen. Ich habe schon ein wenig Respekt vor dieser Aufgabe und ich bin gespannt, was auf mich zukommt. Weil das mein erster Einsatz als Expertin sein wird, werde ich zum ersten Mal einen Beurteilungsbogen sehen. Nach dem Einsatz als Expertin werde ich für ein paar Monate im Restaurant Waldmannsburg im Service arbeiten. Nächstes Jahr beginne ich die Hotelfachschule Luzern.

Shania Colombo
Für die Thurgauerin Shania Colombo aus Münchenwilen gibt es nichts schöneres, als den Wünschen der Gäste gerecht zu werden. Als grösste Stärken bezeichnet sie ihre Flexibilität, Zielstrebigkeit und soziale Ader.

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