Am ersten Branchenevent mit dem Titel «Hospitality Innovation Input» der SHS Academy AG im Hotel Krafft in Basel ging es um die Digitalisierung in der Gastronomie. Die Referenten und Experten waren sich einig: «Die digitale Transformation hat die Gastronomie in der Schweiz noch nicht erreicht», so Gianluca Marongiu, Revenue Cunsultant & Partner bei SHS. Doch es sei «sehr wichtig, dass sich die Gastronomen jetzt mit den digitalen Möglichkeiten und Chancen auseinandersetzen», denn eine kluge und passende Digital-Strategie bringe Mehrwert und eine bessere Kundenbindung, so Gianluca Marongiu in seinem Referat.

Hans R. Amrein, Moderator des Events und Senior Consultant & Lecturer bei SHS, stellte den 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern das erste digitale Restaurant Europas vor, die «Data Kitchen» in Berlin. Hier bestellt der Gast via App sein Essen und gibt die gewünschte Ankunftszeit im Lokal ein. Später, in der «Data Kitchen», entnimmt der Gast sein Mittagsmenu der «Foodwall», einer gläsernen Wand, die sich via App öffnen lässt. Es folgt der analoge Teil: Speisen am Tisch mit Gabel, Messer und in Gesellschaft. Bezahlt wird das Essen über Paypal oder mit Kreditkarte.Amrein fragte in die Runde: Sieht so die Gastronomie der Zukunft aus? Die Antwort aus dem Expertenkreis: «Nein, solche Modelle werden zwar auch in der Schweiz zum Alltag gehören, aber nur im Mittagsgeschäft.»

«Die Digitalisierung hat den gesamten Reservationsprozess auf den Kopf gestellt, und das ist nicht nur ein aktueller Trend, sondern das wird sich in den nächsten fünf Jahren durchsetzen. Das heisst, Restaurants müssen sich diesem Thema widmen, ansonsten riskieren sie schnell, viele Gäste zu verlieren», so Gianluca Marongiu in seinem Referat. Deshalb: «Es lohnt sich als Restaurant, auf den Online-Trend aufzuspringen und nicht diesem entgegenzuwirken. Die Vorteile der Digitalisierung sind markant, und die Gäste müssen nicht für die digitale Nutzung erzogen werden; sie warten nur darauf, bis die Gastgeber den digitalen Trend wahrnehmen.»

Nach den Worten von Gianluca Marongiu sind vor allem digitale Reservationssysteme wichtig, denn bereits heute informieren sich zwei Drittel der Online-Konsumenten über Restaurantangebote. Das sei ein «enorm hoher Wert», so Gianluca Marongiu. Und: «Die digitalen Angebote haben viele Vorteile für den Restaurateur: Kundenbindung (mehr Stammgäste), verbindliche Reservationen, hohe Präsenz in den sozialen Medien (Facebook & Co.), Aufbau einer Community, keine Spam, so wie im Newsletter, Werbung für Events und Kundenaktionen, neue Kundenadressen. All diese Dinge sind eine Art digitale Mund-zu-Mund-Propaganda».

Im zweiten Referat stellte Raoul Corciulo, Geschäftsführer von Vendomat, das «Kassensystem der nächsten Generation» vor. Es handelt sich um eine Cloudkasse in einer App. Über ein Tablet lassen sich fast alle Serviceabläufe im Restaurant effizient und kostensparend steuern. Während der Kellner am Tisch mit dem Kunden spricht und die Bestellungen in sein Tablet eingibt – dabei sind auch Sonderwünsche des Gastes möglich – läuft im Hintergrund bereits der Serviceprozess.

Nach den Referaten diskutierten vier Experten über das Thema. «Wichtig ist, dass man die Mitarbeitenden in den digitalen Prozess miteinbezieht», so die Fachjournalistin Sabrina Glanzmann (Marmite Verlags AG). «Digitalisierung im Restaurant ist mehr als Social Media,» so Moritz Kuhnel, Consultant im Bereich Gastronomie bei SHS, «die Digitalisierung ist jedoch nicht das Ziel, sondern der Weg in eine erfolgreiche Zukunft.» Franz-Xaver Leonhardt (CEO der Krafft Hotel-Gruppe): «Die Schweiz ist ein Hochpreisland. Die digitalen Hilfsmittel sind auch dazu da, Effizienz und Kosten im Restaurant zu optimieren.» Und weiter meinte der Basler Hotelier: «Trotz Digitalisierung werden Dinge wie Empathie, Menschlichkeit, Emotionen, Erlebnisse und zwischenmenschliche Kontakte unsere Branche prägen.»

Am Schluss des «1. Hospitality Innovation Input» zitierte Moderator Hans R. Amrein einen deutschen Professor, der sich seit Jahren mit der Digitalisierung in der Gastronomie beschäftigt: «In der Gastronomie wird es in den kommenden Jahren zu einer Konsolidierung und damit auch zu einer Konzentration kommen, mit der Folge steigender Wettbewerbsintensita¨t bei den Lieferanten. Diese wird umfassende Prozessoptimierungen erzwingen und auch zu strukturellen Änderungen führen. Andere Branchen sind den Weg in Richtung Standardisierung und Transparenz bereits gegangen. Die Digitalisierung wird diese Prozesse beschleunigen – ob die Gastronomie das will oder nicht. Eine klare Digitalisierungsstrategie wird deshalb zur U¨berlebensfrage auf allen Stufen zwischen Gast und Hersteller – auch in einer mehr und mehr durch Erlebnis geprägten Gastronomie», so die Einschätzung von Professor Thomas Meuche von der Hochschule Hof. (htr/og)


Der nächste Hospitality Innovation Input der SHS Academy findet am 2. Mai 2018 im Hotel Anker in Luzern statt. Das Thema ist: «Sein oder Design? Wie lauten die jüngsten Trends in der Hotel-Innenarchitektur?» Anmeldung und Info unter: www.swisshospitalitysolutions.ch/innovationinput.