Frau Glausen, weshalb setzt sich HotellerieSuisse für eine Steigerung der Impfquote ein?

Weil wir überzeugt sind, dass der schnellste Weg aus der Pandemie über die Erhöhung der Impfquote erfolgt. Und da diese in der Beherbergungsindustrie im Sommer im Branchenvergleich eher tief war, ist es uns wichtig, unsere Mitglieder zu sensibilisieren.

Experten stellen einen Zusammenhang zwischen Impfquote und Bildungsniveau fest. Sehen Sie in der Hotellerie noch andere Gründe?

Es sind dieselben wie in der breiten Bevölkerung, etwa die Unsicherheit bezüglich der wissenschaftlichen Erkenntnisse, die Angst vor Nebenwirkungen oder weil man aus persönlichen Gründen gegen eine Impfung ist. Oft spielt aber auch die Sprachbarriere eine grosse Rolle. Manche Mitarbeitende wissen auch nicht genau, wie eine Impfanmeldung administrativ funktioniert. Es liegt also nicht unbedingt am Unwillen, sondern an fehlenden Informationen und Bürokratie. Und da setzen unsere Impftipps an.

Hotels mit einer hohen Impfquote haben den Mitarbeitenden konkrete Hilfestellungen geboten.

Wie kann man Mitarbeitende motivieren?

Zentral ist, dass die Führung mit gutem Beispiel vorangeht. Wir empfehlen den Vorgesetzten, persönliche Gespräche mit ihren Leuten zu führen und auch auf die Ängste einzugehen, denn vielerorts gibt es wegen der Sprachbarriere Klärungsbedarf. Hotels mit einer hohen Impfquote haben ihren Mitarbeitenden konkrete Hilfestellungen geboten. Die Vorgesetzten haben gemeinsam mit ihnen die Anmeldung ausgefüllt und ihnen angeboten, dass sie den Impftermin als Arbeitszeit gutgeschrieben bekommen. Das ist in einer Tieflohnbranche als Motivation durchaus relevant. Aber auch logistisch sollte man Hand bieten.

Nämlich?

In Bergregionen, wo das nächste Impfzentrum weit entfernt ist, haben einige Hoteliers die Impfung beim Hausarzt vor Ort organisiert. Oder eine mobile Impfstation eingerichtet, damit der Aufwand möglichst tief für die Mitarbeitenden bleibt.

Wie steht die Branche allgemein zur Impfung?

Rund 87 Prozent unserer Mitglieder haben bei unserer Befragung angegeben, dass sie ihre Mitarbeitenden zu diesem Thema sensibilisieren. In den Städten sind es gar 92 Prozent. Die Führungsebene ist sich also praktisch einig, dass die Impfung ein wichtiges Instrument im Kampf gegen die Pandemie darstellt.

Rund 87 Prozent unserer Mitglieder haben bei unserer Befragung angegeben, dass sie ihre Mitarbeitenden zu diesem Thema sensibilisieren.

Seit einigen Wochen gilt in der Gastronomie und Hotels mit Restaurationsbetrieb die Zertifikatspflicht. Wie ist die Stimmung?

Positiv. Unsere Mitglieder tragen die vom Bundesrat beschlossenen Massnahmen mit, aber mit der Haltung, dass dies kein Dauerzustand werden darf. Sobald es die epidemiologische Lage zulässt, soll man die Covid-Zertifikatspflicht wieder aufheben.

Welche konkreten Rückmeldungen hatte HotellerieSuisse?

Unsere Mitglieder haben sehr unterschiedliche Umsetzungsformen ausgearbeitet. Die einen haben Armbänder eingeführt, andere schicken ungeimpften Gästen Reminder-SMS für den Testtermin. Aber: Echtzeitdaten zu Zahlungen mit Kreditkarten zeigen, dass es seit der Einführung der Zertifikatspflicht schweizweit einen Umsatzeinbruch von rund 10 Prozent gab. Es wird sich zeigen, ob das ein temporärer Rückgang war. Wie wir von Mitgliedern erfahren haben, gab es wegen des Covid-Zertifikats Stornierungen. Wir hatten aber auch positive Rückmeldungen, dass nun Gäste wiederkommen, weil sie sich sicherer fühlen. Zugleich steigt die Planungssicherheit, wodurch es zu zusätzlichen Buchungen kommt.

Alles rund ums Impfen, Testen und Covid-Zertifikat: hotelleriesuisse/impfen

Lucie Machac