Zwei schwierige Jahre liegen hinter der Hotellerie, der Gastronomie und dem Tourismus. Die Verantwortlichen mussten Entscheide treffen, die einschneidend waren. Doch aussergewöhnliche Situationen erfordern aussergewöhnliche Massnahmen. Stehen bleiben, bedauern, was war, und verdammen, was kommt – das hilft nicht. Stattdessen haben sich viele neu orientiert, sich den rasant verändernden Pandemieregeln immer und immer wieder gestellt. Das zeigt, was für kreative und starke Köpfe hier am Werk sind, wie viel Innovationskraft in dieser Branche steckt. Aufstehen und hinstehen, für die Gäste, für die Mitarbeitenden – und nicht zuletzt für die eigenen Träume.
Die Pandemie wird nicht einfach verschwinden. Es wird nicht plötzlich wieder wie vorher. Wer jetzt trotz der Misere, die viele Betriebe gerade erleben, die Chance packt, wappnet sich für die kommenden Herausforderungen und positioniert sich auf dem Markt. Ohne Mut kein Erfolg.
Zuversichtlich stimmt, dass überall in der Schweiz neue Betriebe entstehen. Seit Dezember empfängt das Parkhotel Margna Sils GR seine Gäste, das «Hyatt Place Zurich Airport The Circle» ist eröffnet, und nach einem Umbau soll das Hotel Palace in Mürren BE seinen Betrieb im Jahr 2024 wieder aufnehmen. Persönlichkeiten wie der Adelbodner Hotelier und Gastronom Chris Rosser imponieren mit ihrem Handeln: Er denkt grösser, hat Talent – und lässt sich durch Rückschläge nicht entmutigen. «Wer seine Visionen verwirklichen will, muss den Mut zum Risiko in den Genen haben», sagt er. Sein neustes Grossprojekt für zehn Millionen Franken: ein Aparthotel mit 144 Betten, dazu Restaurant und Laden. So viele Ideen, so viel Courage in so garstigen Zeiten. Chapeau!
Nur wenn Hoteliers und Tourismusdirektorinnen frische Blickwinkel suchen, kann etwas Modernes entstehen. Der Weg aus der Krise ist beschwerlich. Und es gibt Themen, die alle noch lange beschäftigen werden. So haben in der Pandemiezeit viele Fachkräfte eine neue Beschäftigung gesucht. Und nur die wenigsten werden in ihre angestammten Berufe zurückkehren. Dieser Umstand zwingt zum Handeln. Denn ohne gute Mitarbeitende können keine guten Dienstleistungen angeboten werden. Unter dem Motto «Fit für Fachkräfte» gibt die htr hotel revue in loser Folge Anregungen und zeigt Modelle auf, wie die Branche für junge Menschen wieder attraktiver werden kann. Dabei müssen Ziele und Wege hinterfragt sowie zeitgemässe Arbeitsmodelle (es gibt sie tatsächlich!) zugelassen werden – Alt und Jung sollen aufeinander zugehen (siehe auch «Das Gespräch» mit Claude Meier, Direktor HotellerieSuisse).
Aber auch Männer müssen auf Frauen zugehen – und umgekehrt. Diversität in strategischen Gremien ist unabdingbar. In der Hotellerie und Gastronomie arbeiten mit über 55 Prozent überdurchschnittlich viele weibliche Mitarbeitende – doch nur 3,6 Prozent der Sitze in den Organen des nationalen Verbandes von HotellerieSuisse sowie in den 13 Regionalvorständen sind mit Frauen besetzt. Wer das ändern möchte, hat nun die Chance dazu: 2022 werden zwei neue Köpfe für die Verbandsleitung gewählt. Teams, in denen Frauen und Männer angemessen vertreten sind, agieren fortschrittlicher, die unterschiedlichen Sicht- und Arbeitsweisen ergänzen sich, Vorbilder unterschiedlicher Geschlechter werden für nachfolgende Generationen sichtbar. Frauen gehören in entscheidungsrelevante Positionen, sei es mit einer Frauenquote oder anderen Instrumenten. Die htr-Redaktion schafft Platz für die vielen brillanten Frauen in der Branche und macht die Leistungen von einigen weiblichen Talenten in einer Porträt-Artikelserie sichtbar.
Das dritte Covid-Jahr ist angebrochen, und mit ihm die Zuversicht und Hoffnung, dass die Pandemie nun rasch vorübergeht. Gerade aus der Krise entstehen immer wieder gute Ideen, die Mut machen – die Milestone-Preisverleihung hat es im Dezember gezeigt. Das Landhaus Liebefeld durfte für seinen Zero-Waste-Lieferdienst, der das Essen ohne Plastik und Verpackungsmaterial auf edlen Porzellantellern frisch angerichtet direkt zum Kunden bringt, einen Stein mit nach Hause nehmen. Auch die App Park ’n’ Sleep, die dank des plötzlichen Camperbooms entstanden ist und offizielle Stellplätze samt Live-Verfügbarkeit anzeigt, überzeugte die Milestone-Jury.
Gastronominnen, Hoteliers und Touristiker haben mit Stolz und Engagement viel aufgebaut und erreicht. Und sie werden diesen erfolgreichen Weg fortführen, mit herausragenden Geschäftsmodellen und pfiffigen Impulsen. Und vor allem mit ganz viel Liebe und Leidenschaft für diese einmalige Branche.
Wer jetzt trotz der Misere, die viele Betriebe erleben, die Chance packt, positioniert sich auf dem Markt. Ohne Mut kein Erfolg.
Sabine Lüthi, htr-Chefredaktorin