Dass Apple-Nutzer beimEinkaufen im Internet mitunterhöhere Preise berappen alsWindows-User, ist bekannt. Auch,dass Schweizer bei Bestellungenim Ausland regelmässig draufzahlen,ist nicht neu. (Fair-Preis-Initiative unterschreiben!) Trostfinden die Geschröpften in derGewissheit, nicht alleinedazustehen. Geteiltes Leid istschliesslich halbes Leid.Damit ist bald Schluss, jedenfallsfür diejenigen, die bei derspanischen Hotelkette Meliá einZimmer buchen. CEO GabrielEscarrer Jaume hat Mitte Juligegenüber dem Fachmagazin«Preferente» «massgeschneidertePreise für jeden einzelnenKunden» angekündigt (travelnews.ch berichtete).
Big Datamacht's möglich. So könnebereits ab 2018 für jedeneinzelnen Kunden der höchstePreis berechnet werden, den erbereit ist zu bezahlen.Das ist eine Kriegserklärung andie Gäste. Mit Yield Management,wie es bei Flügen und auchHotels immer öfters zum Einsatzkommt, hat das nichts mehr zutun. Yield Management passt diePreise für Dienstleistungen oderauch für Waren der allgemeinenNachfrage an. Auch ein Ventilatorist an Hitzetagen schnell einmalteurer als im Januar. Wernachfragt, spielt dabei jedochkeine Rolle. Ausschlaggebend ist,wann nachgefragt wird. Dieschöne neue Welt von Big Dataverspricht dagegen weit mehr:Das «Wer» rückt plötzlich in denMittelpunkt. Wer man ist, kannman sich jedoch nicht aussuchen.Diskriminierung und Profiteurenwerden damit Tür und Torgeöffnet.
Das Trara um Big Data ist aufjeder Branchenmesse gross. Wasdie meisten Marketingfachleutewohl vergessen: Auch sie sindVerbraucher. Die Profitmaximierungwird auch vor ihnen nichthaltmachen. Es droht eintechnisches Wettrüsten zwischenKunden und Verbrauchern aufder einen und Anbietern und BigData auf der anderen Seite. Werwill schon für ein Hotelzimmerdas Dreifache bezahlen, nur weilder Algorithmus gemerkt hat,dass man da und dann einwichtiges Vorstellungsgesprächhat – oder die sterbende Mutterim Spital besuchen will? Einengewissen Schutz gegen dieDatenkraken bieten spezielleBrowser-Erweiterungen (z.B.«Noscript» oder «Ghostery») undVPN-Clients, die die Identität desOnline-Einkäufers verschleiern.Heute, um den «Schweiz-Bonus»zu umgehen, morgen, umvon Meliá und Konsorten nichtabgezockt zu werden.