Sunnie Groeneveld, wie behält man während der digitalen Transformation den Überblick?
Die Geschwindigkeit neuer digitaler Technologien kann überwältigend wirken, insbesondere wenn gefühlt täglich neue Technologietrends auftauchen. Unternehmen sollten mit einer klaren Analyse beginnen und datenbasiert priorisieren: Wo liegen die grössten Engpässe im unternehmerischen Kontext? Welche Prozesse beanspruchen unverhältnismässig viele Ressourcen? Solche Bereiche sind oft die besten Kandidaten für digitale Lösungen. Das Wichtigste ist, klein anzufangen und kontinuierlich zu lernen. Eine schrittweise Herangehensweise minimiert das Risiko und maximiert den Nutzen.
Ihres Erachtens sollten Spitzenpositionen mit digitalen Leadern besetzt werden. An wen denken Sie?
Ein Digital Leader ist weit mehr als ein technikaffiner Manager. Er oder sie nutzt die Technologie strategisch, um Innovation und Wachstum zu fördern, und stellt gleichzeitig den Menschen in den Mittelpunkt. Digital Leader sind mutig, flexibel und inspirierend. Sie sehen Veränderungen nicht als Bedrohung, sondern als Chance.
Flexibilität, Risikobereitschaft, Begeisterungsfähigkeit – keine typischen Schweizer Eigenschaften.
Traditionell gelten Schweizer Führungskräfte als präzise und verlässlich – Qualitäten, die zweifellos wertvoll sind. Doch in einer digitalen Zukunft müssen diese durch neue Fähigkeiten ergänzt werden. Flexibilität, Risikobereitschaft und Inspiration werden immer wichtiger, um erfolgreich zu führen. Diese Eigenschaften lassen sich entwickeln. Weiterbildung, internationale Erfahrung und Job-Rotationen sind effektive Ansätze, um Flexibilität und Risikobereitschaft zu fördern. Inspirierende Führung entsteht durch Vorbilder und den Austausch mit anderen Kulturen und Branchen. Unternehmen, die eine Kultur des Experimentierens und Lernens schaffen, fördern genau die Eigenschaften, die sie künftig benötigen.
Wie lassen sich Erfahrung und Innovationskraft vereinen?
Der Austausch muss aktiv gefördert werden. Programme wie Reverse Mentoring sind ein hervorragendes Beispiel: Jüngere Mitarbeitende bringen Führungskräften digitale Trends näher, während sie im Gegenzug von deren strategischer Expertise profitieren. Zusätzlich sollten Unternehmen gemischte Innovations-Boards schaffen, in denen Führungskräfte und Mitarbeitende gemeinsam an strategischen Projekten arbeiten. Diese Boards fördern nicht nur die Zusammenarbeit, sondern auch eine Kultur der Neugier und der Offenheit.
Inspirierende Führung entsteht durch Vorbilder und den Austausch mit anderen Kulturen und Branchen.
Müssen alte Strukturen aufgebrochen werden?
Die digitale Transformation bringt eine neue Dynamik, die oft mit traditionell starren Hierarchien kollidiert. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen flexibler werden und schnellere Entscheidungswege schaffen. Es geht dabei weniger um das radikale Aufbrechen von Strukturen als um deren Anpassung an eine zunehmend komplexe und vernetzte Welt. Agile Gremien, die in kleinen Teams an strategischen Projekten arbeiten, könnten klassische Entscheidungsstrukturen ergänzen, ohne dass bewährte Elemente gänzlich aufgegeben werden.
Alle dürfen und sollen also mitgestalten?
Ja, aber Mitgestaltung bedeutet nicht Chaos. Es braucht klare Strukturen und Plattformen, die es Mitarbeitenden erlauben, ihre Ideen einzubringen und aktiv an der Transformation mitzuwirken. Mitarbeitende fühlen sich wertgeschätzt, wenn sie sehen, dass ihre Beiträge ernst genommen und umgesetzt werden. Gleichzeitig liegt es in der Verantwortung der Führungskräfte, die Richtung vorzugeben und sicherzustellen, dass alle auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten.
Mitunter ein kostspieliges Unterfangen.
Durch Partnerschaften lassen sich innovative Lösungen schneller und günstiger implementieren. Branchenübergreifende Kooperationen schaffen Synergien und erlauben den Zugang zu Ressourcen und Know-how, die sonst nicht verfügbar wären.
Auf welche digitalen oder technologischen Trends sollte die Hotellerie unbedingt aufspringen?
Ein zentraler Trend ist die Integration von KI-gestützter Personalisierung. KI kann Gästepräferenzen analysieren und so personalisierte Dienstleistungen anbieten – von der Zimmerauswahl bis hin zu individuell abgestimmten Freizeitempfehlungen. Dies steigert die Zufriedenheit der Gäste und schafft Wettbewerbsvorteile. Ein weiterer bedeutender Trend sind nachhaltige Technologien. Smarte Energiemanagement-systeme können den Energieverbrauch in Hotels effizienter gestalten, während digitale Plattformen Food-Waste reduzieren, indem sie Speisenangebot und Nachfrage besser aufeinander abstimmen. Diese Innovationen sind nicht nur umweltfreundlich, sondern werden auch von einer wachsenden Zahl von Gästen geschätzt, die Nachhaltigkeit aktiv unterstützen möchten. Schliesslich sind Augmented-Reality-Anwendungen eine spannende Möglichkeit, Gästen einzigartige Erlebnisse zu bieten. Mit Augmented Reality können beispielsweise virtuelle Hotelrundgänge oder interaktive Touren durch lokale Sehenswürdigkeiten angeboten werden – ein Pluspunkt für die Gästeerfahrung und ein Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb.
Am wichtigsten Branchenanlass des Jahres treffen Sie sich mit Kolleginnen und Kollegen sowie Partnern in der Halle 550 in Zürich-Oerlikon und geniessen ein attraktives Programm, bei dem der Praxisbezug und das Networking im Zentrum stehen.
Am zweitägigen Kongress erwarten Sie spannende Keynotes, Workshops, Inputreferate und Podiumsdiskussionen.
Am 18. Juni spricht Sunnie Groeneveld über digitale Transformation, Innovation und Führungskultur.
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