Im vergangenen Jahr suchte der Deutschschweizer Sommelierverband nach den beliebtesten Schweizer Winzerinnen und Winzern. Eine Fachjury krönte die Walliserin Marie-Thérèse Chappaz.

Bewertungskriterien waren unter anderem das Schaffen von Weinen mit eigener, sauberer Handschrift, das Berücksichtigen ökologischer Kriterien bei der Produktion und eine hohe Präsenz in der Gastronomie. 1988 kamen ihre ersten Flaschen in den Verkauf – aus einem Rebberg, den sie von ihrem Vater zehn Jahre zuvor zu ihrem 18. Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Dieses Erbe war zündender Funken, um sich zur Winzerin und Önologin ausbilden zu lassen.

Heute ist Marie-Thérèse Chappaz vielen ein Vorbild, als Frau, die als alleinerziehende Mutter einen eigenen Betrieb aufgebaut hat, als Vorreiterin der biodynamischen Produktionsweise, als engagierte Vertreterin ihrer Branche. Die nachfolgende Generation jedenfalls packt an: Sarah Besse in Martigny, Mathilde Roux in Fully, Valentina Andrei in Saillon, Madeleine Mercier in Sierre ... Und deren Weine zählen zum Feinsten, was entlang der Rhone gekeltert wird.

Vielerorts übernehmen Töchter von ihren Eltern: Catherine bei Cruchon in der Waadt, Myra bei Zündel im Tessin, Laura bei Annatina Pelizzatti in Graubünden. Doch nicht nur in der Schweiz werden immer mehr Weine von Frauen gekeltert.

1988 wurde in Italien die Vereinigung Donne del Vino gegründet. Sie zählt heute 900 Frauen, nicht wenige führen einen eigenen Betrieb. Gioia Cresti etwa in Castelnuovo Berardenga ganz im Süden des Chianti Classico. Die studierte Önologin keltert nicht nur ihre Weine, sondern berät auch andere italienische Weingüter.[DOSSIER]

Donne del Vino sind auch die Österreicherinnen, die unter dem Namen «11 Frauen und ihre Weine» auftreten, Birgit Braunstein in Purbach am Neusiedler See ist eine davon. Sie übernahm vor 20 Jahren mit dreijährigen Zwillingen den elterlichen Betrieb. Heute arbeiten Maximilian und Felix als ausgebildete Winzer an der Seite ihrer Mutter mit. So geht das heute.


Kostproben

Die Walliserin MarieThérèse Chappaz keltert ihren Pinot noir nach Lagen. Vom linken Rhoneufer stammt die Abfüllung Charrat. Der 2019er beginnt nun zu vibrieren. Sangiovese in Reinkultur: Gioia Crestis Chianti classico 2018, ein Essensbegleiter par excellence. Und aus dem Burgenland Birgit Braunsteins Weissburgunder, 2020 gereift an den Ausläufern des Leithagebirges mit Blick auf den Neusiedler See. Her mit Forellen und Saibling!

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  • Walliser Lagenwein Grain Pinot Charrat 2019 Domaine Chappaz, Fully, Schweiz, 75 cl – Fr. 51.–, erhältlich bei: Martel, St. Gallen

  • Toskanisches Blut Chianti classico 2018 Fattoria Carpineta Fontalpino, Castelnuovo Berardenga, 75 cl – Fr. 20.–, erhältlich bei: Divo, Givisiez

  • Wein mit Seesicht Pinot blanc 2020 Weingut Birgit Braunstein, Purbach, 75 cl – Fr. 17.50, erhältlich bei: Fischer Wein, Sursee


Stefan Keller ist regelmässiger Autor bei der «Schweizerischen Weinzeitung» und ist in der Valtellina als Weinproduzent tätig. Er zählt zu den Gründern der Vereinigung Mémoire des Vins Suisses und ist Ehrenmitglied des SommelierVerbands Schweiz. Stefan Keller lebt und arbeitet in der Schweiz und in Wien.
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