Welche Bedeutung kommt einer nachhaltigen Ausrichtung im Tourismus und in der Hotellerie zu? Welchen Stellenwert nimmt Nachhaltigkeit – auch aus Sicht der Gäste – ein? Diesen und weiteren Fragen ging der erste ibex fairstay Meeting-Point vom vergangenen Dienstag nach.
Den Auftakt der Referatreihe machte Daniel Lauber, Gastgeber des Cervo Mountain Resort Zermatt. Nachhaltigkeit ist für ihn der neue Luxus der 5-Sterne-Hotels, und es ist an den Hotels, dem Gast diese Sinnhaftigkeit zu bieten. Ein Hotel nur als Ort zum Schlafen, diese Einstellung sei überholt. «Bis 2030 wird der Gast Nachhaltigkeit als Standard erwarten», ist sich Daniel Lauber sicher.
Es braucht auch eine selbstkritische Haltung zur Nachhaltigkeit
Janine Bunte, CEO der Schweizer Jugendherbergen
Mit Nina Hauser hat im Hotel Hauser in St. Moritz die vierte Generation Einzug gehalten. Gemeinsam mit ihrem Vater Mark Hauser sprach sie am Meeting-Point darüber, wie wichtig es sei, eine von der älteren Generation gelebte Nachhaltigkeit nicht nur weiterführen, sondern noch intensiver nutzen. «Nachhaltigkeit geht nicht von heute auf morgen», sagte Nina Mark Hauser. «Das Ganze ist ein Prozess. Aber es ist nie zu spät, damit anzufangen.» Ihr Engagement kommt den Betreibern auch bei der Rekrutierung von Fachkräften zugute – eine äusserst positive Entwicklung, besonders in Zeiten von Fachkräftemangel.
Auch im Hotel Säntispark in Abtwil ist Nachhaltigkeit Teil der Kultur. «Ein Hotel muss sich dem Markt und den Gästen anpassen», so Gastgeber und Geschäftsführer Roland Rhyner. Das Hotel Säntispark setze das Thema darum bewusst in seiner Strategie ein und benutze es zur Positionierung, denn für einheimische Gäste sei Nachhaltigkeit ein Muss.
Diesen Trend bestätigte Roland Schmid, Fachexperte für Umwelt & Soziales im Schweizer Reise-Verband, in seinem Referat. Die Nachfrage sei definitiv da und das Potenzial vorhanden. Sein Rat an alle Hoteliers: «Pflegen Sie nicht nur Ihren Kleber neben Ihrer Eingangstür, sondern pflegen Sie auch Ihre Website und stellen Sie das Thema Nachhaltigkeit in den Vordergrund.»
Bis 2030 wird der Gast Nachhaltigkeit als Standard erwarten
Daniel Lauber, Gastgeber des Cervo Mountain Resort Zermatt
Das letzte Referat hielt Janine Bunte, CEO der Schweizer Jugendherbergen; diese haben Nachhaltigkeit bereits seit den 90er-Jahren in ihrem Leitbild verankert. Janine Bunte ist überzeugt, dass Nachhaltigkeit von ganz oben gestützt werden müsse, damit sie in der Basis gelebt werden kann. Aber das allein reiche nicht: «Es braucht auch eine selbstkritische Haltung zur Nachhaltigkeit. Nur das garantiert, dass man sich permanent hinterfragt.»
Seinen Abschluss fand der Branchentalk mit gezielten Fragen von Roland Zegg, Präsident von ibex fairstay, der durch das 90-minütige virtuelle Treffen moderierte, sowie Fragen der Teilnehmenden aus dem Chat.
Um weitere Betriebe für das Thema zu sensibilisieren, ist Anita Gschwind zwischen dem 13. Oktober und dem 7. Dezember in der Schweiz unterwegs und stellt engagierten Hoteliers ibex fairstay persönlich vor. Die Termine: Wallis: 13. Oktober / Berner Oberland: 1. November / Bern und Umgebung: 2. November / Basel, Solothurn: 8. November / Aargau, Zürich: 9. November / Tessin: 15. November / Innerschweiz: 22. November / Ostschweiz: 23. November / Graubünden, Glarus: 7. Dezember (Weitere Termine auf Vereinbarung).
Nachhaltig zertifiziert und respektiert
Worin besteht der grösste Wert einer Zertifizierung? «Sie ist für uns die Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind», befand Markus Hauser. Sind Gäste bereit, für Nachhaltigkeit mehr zu zahlen? «Wenn die Qualität stimmt, zahlen auch Gäste im Low-Budget-Bereich etwas mehr. Aber man muss sich bewusst sein, dass der Gast nicht für Labels zahlt, sondern für Werte. Und diese Werte müssen gelebt werden», erklärte Janine Bunte.
Die Frage, ob Aktionen wie die Fridays-for-Future-Demonstrationen vielleicht kontraproduktiv seien, beantworte ebenfalls Janine Bunte – mit einem klaren Nein. «Solche Aktionen – sofern sie denn friedlich sind – sind förderlich, denn sie rücken das Thema Nachhaltigkeit immer mehr ins Bewusstsein der breiten Bevölkerung.»
In einem waren sich alle Referentinnen und Referenten einig: Nachhaltigkeit wird in der Hotellerie und im Tourismus nicht nur akzeptiert, sondern immer mehr nachgefragt. Die Zertifizierung durch ibex fairstay sei für Beherbergungsbetriebe langfristig also ganz klar eine Chance, so Anita Gschwind, Geschäftsführerin von ibex fairstay. «Unser Label ist von Hoteliers für Hoteliers gemacht. Es überzeugt mit lösungsorientierten Massnahmenvorschlägen und ist von Swisstainable, der Nachhaltigkeitsstrategie von Schweiz Tourismus, auf höchster Ebene anerkannt.»