Chris Rosser, Sie führen den «Schützen» in Steffisburg und die «Krone» in Thun. Seit Oktober sind beide Berner Oberländer Betriebe organisatorisch zusammengeführt. Welche Synergien erhoffen Sie sich aus der neuen Organisationsstruktur?
Wir schliessen gewisse Abteilungen wie die Buchhaltung, das Marketing, Sales, HR, Wäscherei sowie Catering und Events zusammen. Die Hauptziele der Neuorganisation sind einfachere und effizientere Abläufe, schnellere Entscheidungswege, eine klare Positionierung der Betriebe und eine Verbesserung der Wertschöpfungsketten.
Welche Herausforderungen stehen an?
Wie bei jeder Umstrukturierung ist die Herausforderung zu Beginn vorerst, allen Anspruchsgruppen gerecht zu werden. Mir liegt es aber vor allem am Herzen, unsere fast 100 Mitarbeitenden eng bei diesem Prozess zu begleiten. Insofern sind die Arbeiten im Moment stark im Hintergrund, obwohl ich ein Frontmensch bin.
Seit Januar bewirtschaften die beiden Betriebe zusammen mit dem «Schönbühl» in Hilterfingen den Rebberg Stampbach am Thunersee. Die Winzer erwarten ein herausragendes Weinjahr. Wie schätzen Sie die Ernte auf «Ihrem» Rebberg ein?
Wir hatten ein riesiges Anfängerglück und sind mit der Menge sowie der Qualität äusserst zufrieden. Auch haben wir es geschafft, unser erstes Rebjahr ohne Pannen und Unfälle über die Bühne zu bringen.
Zur Person
Chris Rosser hat Anfang Oktober die Gesamtleitung über die Betriebe «Krone Thun» und «Schützen Steffisburg» übernommen. Der 37-Jährige ist gelernter Koch und dipl. Hotelmanager NDS HF. Seine Karriere lancierte er 2008 als Vizedirektor der Hotel Krebs AG & Hotel Weisses Kreuz AG in Interlaken. 2011 übernahm er als Direktor das Hotel Alpha Thun. Das 3-Sterne-Haus wurde unter seiner Führung mit dem «ThunerseeStern» als innovativster Betrieb, beste Unterkunft sowie bestes Gastronomieangebot ausgezeichnet und gewann den nationalen Wettbewerb «Das Beste der Region». Seit 2015 ist Rosser Direktor des Hotels Schützen. Der Berner Oberländer ist Präsident der Hotelkooperation Frutigland, Initiant des Projekts Lärmtoleranzsäule und Mitgründer des Vereins Freunde Rebberg Stampbach.
Wann erwarten Sie den Ausschank des ersten Glases eines «Stampbacher» AOC Thunersee in Ihren Betrieben?
Der spezielle Tropfen ist ab November 2019 in den Betrieben verfügbar.
Sie sind ein einfallsreicher Hotelier – welche drei Tipps geben Sie jungen, aufstrebenden Hoteliers auf den Weg?
Vorbildfunktion als zentrales Führungselement täglich leben. Mut haben, neue Wege mit Durchhaltewillen und trotz Hürden konsequent zu gehen (im Sinne von: nicht reden, sondern machen). Immer gute Partner im Boot haben oder passende Kooperationen eingehen.
Was ist das Faszinierende an Ihrem Beruf?
Welche Branche hat schon die Möglichkeit die wichtigsten Grundbedürfnisse der Menschen anzubieten? Essen – Trinken – Schlafen verbunden mit passenden Erlebnissen ermöglicht es uns gegenüber vielen anderen Branchen, Menschen zu begeistern. Wir haben einen der spannendsten Berufe überhaupt!
Mit welcher historischen Person würden Sie gerne Nachtessen?
Mit dem Vogellisi – da ich erstens Mythen liebe und zweitens Adelboden meine Heimat ist.
Welche menschlichen Werte liegen Ihnen am Herzen?
Anstand, Respekt, Ehrlichkeit.
Wen bewundern Sie und warum?
Ich bewundere generell Menschen, die ihren Weg gehen, nicht dem «Mainstream» folgen, Mut haben und an sich und ihre Projekte glauben.
Mit wem möchten Sie nie im Lift stecken bleiben?
Ich glaube, ich könnte mich mit allen irgendwie arrangieren.
Wie sieht Ihr «perfektes» Hotel aus?
Wenn jedes Bedürfnis sofort befriedigt werden könnte.
Wenn Sie als Gast ein Hotelzimmer betreten, worauf achten Sie am meisten?
Ob ich das bekomme, was ich auch gebucht habe.
Was darf auf keinen Fall fehlen, wenn Sie auf Reisen gehen?
Meine Familie.
Wie erholen Sie sich nach einem anstrengenden Tag?
Bei einem Gespräch mit meiner wundervollen Frau und einem guten Glas Rotwein.
Können Sie eine Woche ohne Handy und Internet überleben?
Wenn ich vorbereitet bin, wäre es problemlos möglich. Unvorbereitet: nein, keine Chance!
Welche besondere Fähigkeit würden Sie gerne beherrschen?
Hellsehen, denn dann wäre ich immer einen Schritt voraus.
Welches ist Ihre Lieblingsmusik-Gruppe oder Musiker?
Ich höre leider viel zu selten bewusst Musik …
Was bringt Sie auf die Palme?
Menschen, die sich ohne Know-how immer zu allen Themen äussern müssen, sagen, wie es gemacht werden sollte, selber aber nie etwas umsetzen.
An welchen persönlichen Dingen hängen Sie besonders?
Erinnerungen, weil diese niemand wegnehmen kann.
Was empfinden Sie als stillos?
Dass für immer mehr Menschen ein Handschlag oder ein Versprechen nicht mehr gilt.
Was wollten Sie als Kind einmal werden?
Lehrer.
Welchen Jugendstreich vergessen Sie nie?
Mein Bruder und ich haben als Kinder immer im elterlichen Berghaus-Betrieb mitgearbeitet. An einem schönen Sonntag mussten wir auf der ganzen Skipiste Glasflaschen einsammeln gehen. Pro Flasche erhielten wir 20 Rappen. Dass einige gesammelte Flaschen aber nie auf der Skipiste lagen, sondern dass wir diese im Leergutkeller geholt haben, erfahren meine Eltern erst heute mit diesem Artikel.
Haben Sie aus Ihrer Kindheit ein Andenken, das Sie noch heute aufbewahren?
Ich hatte zum Glück eine tolle, unvergessliche Kindheit. Viele Erinnerungen davon bewahre ich in einer hölzernen Schatztruhe auf. (npa)