Der tiefste Kurs, zu dem ein Euro am Montagmorgen gehandelt wurde, betrug zwischenzeitlich gar 1,0863 Franken.
Hintergrund der starken Kursbewegung sind die Aussicht auf eine Lockerung der Geldpolitik der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank. Aber auch die steigenden Verunsicherung wegen des weiter eskalierenden Handelsstreits zwischen der USA und China sowie das Säbelrasseln im Nahen Osten und die abschwächende Weltkonjunktur trugen das ihre zu einem stärkeren Franken bei.
Der starke Franken bereitet auch der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zunehmend Sorgen. Devisenexperten und -händler vermuten, dass die Währungshüter jüngst wieder am Devisenmarkt interveniert haben. Der Anstieg der Sichtguthaben von Banken bei der SNB deutet laut Marktteilnehmern jedenfalls darauf hin.
Die Franken-Sichtguthaben bei der SNB für die vergangene Woche (Mittwoch bis Mittwoch) sind um 1,5 Milliarden auf 582,7 Milliarden Franken gestiegen, wie die Nationalbank am Montag mitteilte.
Die Entwicklung der Sichtguthaben gilt als guter Indikator für mögliche Interventionen der SNB zur Frankenschwächung. Sie kauft dann zum Beispiel Fremdwährungen und schreibt den Banken den entsprechenden Franken-Betrag auf deren SNB-Konten gut.
Maxime Botteron, Währungsökonom bei der Credit Suisse, spricht von einem deutlichen Anstieg. «Angesichts der Aufwertung des Franken in den letzten Tagen erscheint es wahrscheinlich, dass die SNB am Devisenmarkt aktiv geblieben ist, möglicherweise mit höheren Volumina als in den letzten zwei Wochen», so der Ökonom der Grossbank.
SNB interveniert, aber nicht im grossen Stil
«Es sind höchstwahrscheinlich Interventionen im Gange», sagt auch Daniel Trum, Devisenexperte bei der Grossbank UBS. Die Sichteinlagen hätten nun die dritte Woche in Folge zugenommen. Doch er schränkt ein: «Die Volumina sind verhältnismässig geringer, als dies 2017 vor den französischen Wahlen der Fall war.»
Auch nach Ansicht des Anlagestrategen der St. Galler Kantonalbank, Thomas Stucki, lässt der Anstieg der Sichtguthaben auf Interventionen der SNB schliessen. 1,5 Milliarden Plus seien zwar mehr als üblich, aber nicht aussergewöhnlich viel. «Wenn sie interveniert hat, dann nur sehr punktuell und nicht in grossen Stil.»
Stucki rechnet damit, dass die SNB in Zukunft stärker invernieren dürfte. Die Situation sei schwieriger geworden. Der Handelsstreit und mögliche Strafzölle der USA auch für die europäische Autoindustrie würden den Euro tendenziell weiter schwächen. «Die Bewegung von 1,10 auf 1,0860 war sehr schnell. Die Wahrscheinlichkeit, dass die SNB versucht, Gegensteuer zu geben, ist sehr gross», sagt Stucki.
Starke Interventionen zuletzt 2017
Im grossen Stil intervenieren musste die SNB vor allem in den Jahren 2015 bis 2017.
Nach Aufhebung des Euromindestkurses durch die Nationalbank am 15. Januar 2015 war der Franken bekanntlich massiv in die Höhe geschossen und hatte den Schweizer Tourismus und die Schweizer Exportwirtschaft vor massive Probleme gestellt. (awp/sda)